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Im Bann der Träume

Im Bann der Träume

Titel: Im Bann der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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daran herum, wie Jag an zu seiner Erlaubnis für Warlock gekommen war. Sicher hatte sich eine der großen Gesellschaften mit der Überwachungsbehörde in Verbindung gesetzt und ihr die Rechte auf die erste Handelsniederlassung abgekauft. Den Händlern der Randwelten hingen solche Trauben sonst zu hoch, aber es wäre wenig taktvoll gewesen, hätte sie Jagan gefragt, wie er das Unmögliche geschafft hatte.
    Sie hatte dann tagtäglich etliche Stunden mit Jagan verbracht, um aus den Bändern das zu lernen, was er für notwendig hielt. Nach der ersten Instruktionsstunde war es Charis schon klargewesen, daß sie für Jagan kein Mensch – noch weniger eine Frau – war, sondern nur ein Schlüssel, der vielleicht die geheimnisvoll verschlossenen Türen des Handels mit Warlock zu öffnen vermochte. Seltsam, der Kapitän wußte ihr viel zu sagen über seine Waren, über die Preise, die sie erzielen mußte, über die Gepflogenheiten des Handels mit Fremden und vieles andere, aber er wußte nichts von den Eingeborenen selbst, außer daß sie eine streng matriarchalische Ordnung hatten und die Männer voll Geringschätzung behandelten. Deshalb hatten die Männer auch die Arbeit in der Niederlassung aufgegeben, als das erste neugierige Interesse daran verflogen war.
    Jagan schwieg sich darüber aus, weshalb der erste Kontakt ein so ausgesprochener Mißerfolg geworden war. Charis, die bedrückt war und ihren eigenen Gedanken nachhing, wagte keine diesbezügliche Frage zu stellen. Vor ihr lag eine breit ausgefahrene Straße, die sich vor ihren Augen in der Wildnis verlor; es gab wenig, woran sie sich halten konnte, und sie mußte sich einen neuen Pfad suchen. Dazu brauchte sie ihr gesamtes Einfühlungsvermögen und viel Phantasie.
    »Und dann haben sie noch etwas.« Langsam schien Jagan aus einem nachdenklichen Schweigen aufzutauchen. »Es ist ein Werkzeug, eine Energie. Sie reisen damit.« Er rieb sich mit der Hand über das Kinn und sah Charis prüfend an, ob sie es sich wohl erlaubte, an seinen Worten zu zweifeln. »Und sie können verschwinden.«
    »Verschwinden?« fragte sie überrascht.
    »Ich habe es selbst gesehen«, murmelte er vor sich hin. »Da hat sie gestanden …« – ein Finger zeigte in die Ecke der Kabine – »und dann …« Er schüttelte den Kopf. »Ganz einfach weg! Ich weiß nicht, wie sie das machen. Beschaffe uns das Geheimnis, dann brauchen wir sonst nichts mehr.«
    Charis wußte, daß Jagan von der Wahrheit dessen, was er gesehen hatte, überzeugt war. Allmählich begann sie sich für Warlock zu interessieren, sich darauf zu freuen – nicht nur deshalb, weil es für sie die Chance war, ihre Freiheit wiederzugewinnen.
    Aber als sie dann auf den Planeten niedergingen, war sie dessen nicht mehr ganz so sicher wie vorher. Der Nachmittagshimmel war honigfarben mit goldenen Flecken darin. Das Schiff hatte zwischen rauhen Felsen von rotem und schwarzem Stein aufgesetzt, die steil in die grüne See abbrachen. Sonst schien Warlock eine düstere Welt dunkler Erden zu sein, eine Welt, die Charis wenig einladend vorkam.
    Auf Demeter war das Laub von einem leichten, hellen Grün gewesen, und an den Stengeln und Blatträndern hatten sich goldgelbe Säume abgezeichnet. Hier waren die Blätter von purpurnen Schatten überhaucht, als hinge um sie auch im hellen Sonnenlicht eine ewige Nacht.
    Charis hatte sich schon lange nach frischer Luft gesehnt, denn die abgestandene Luft des Raumschiffes war ihr von jeher widerlich gewesen. Nach den ersten tiefen Atemzügen wurde sie sich einer verborgenen Kälte bewußt, einer abweisenden Kühle. Der Wind, der von der See her wehte, war aber alles andere als erfrischend.
    Nichts wies darauf hin, daß hier je vorher ein Frachter gelandet war. Sie folgte Jagan die Rampe hinunter, weg vom Qualm der Raketen, bis zum Rand der Klippen, denn sie waren auf einem Plateau über der See gelandet. Unter ihnen mündete ein Wasserlauf in die See, und er sah aus, als stoße die See ein Schwert in den Körper des Landes. Ganz am Ende der Schwertspitze wölbte sich die Kuppel der Handelsniederlassung, die graue Kuppel aus Plastaskin; das Material, das man für die ersten Unterkünfte auf Randwelten mit Vorliebe benützte.
    »Da ist es«, erklärte Jagan; aber es schien Charis, als habe er keine Eile, sich dem Tor zu seinem Glück zu nähern. Sie stand da; der Wind spielte in ihren langen Haaren und zerrte an dem Coverall, den man ihr gegeben hatte. Demeter war eine Randwelt gewesen, fremdartig zwar,

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