Im Bann der Versuchung
bleiben." Er zog sie am Arm hinter sich her, über kleine Felsbrocken und Kieselsteine unter die dunkle Wölbung der Kaverne. Die Brandung hatte Wasserlachen und seichte Strudel hinterlassen, die Steine waren moosig und glitschig, aber sie dämpften ihre Schritte.
Margaret wollte am Eingang stehen bleiben, aber er zog sie hinein. Dann fasste er sie bei den Schultern, drückte sie mit dem Rücken gegen die Felswand, so dass sie nicht fliehen konnte. Er stand vor ihr, seine Hände lagen auf ihren Schultern, ihre Körper berührten sich sacht.
Wachsam beobachtete sie ihn. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war wieder an diesem Ort - mit ihm. Doch diesmal hörte sie draußen nicht den tobenden Orkan, sondern das stetige Rauschen der Wellen, die Stimmen von Alan Clarke und dem Großvater, dann das Knirschen ihrer Schritte auf den Steinen, als die beiden Männer nahe am Eingang vorbeigingen.
Dougal drückte sie tief in den Schatten der engen Höhle.
„Wir müssen gehen", beschwor sie ihn leise. „Sie werden glauben, wir wären ins Meer gefallen ..."
„Ruhig", flüsterte er, neigte den Kopf vor und strich mit den Lippen über ihre Wange. „Bleiben Sie ... Ich muss Ihnen noch etwas sagen."
Zärtlich liebkoste er ihre Lippen, und plötzlich wich ihr Widerstand. Ihr war, als fiele ein Bleigewicht von ihr ab. Ihre Beine gaben nach, Halt suchend griff sie nach seinem Arm und schaute zaghaft zu ihm auf. Er küsste sie sanft. Ihr war, als setze ihr Herzschlag aus und begänne dann von neuem mit verändertem Rhythmus, als sein Kuss ihre Sehnsucht nach ihm entflammte.
Nur dieses eine Mal noch, schwor sie sich.
Kapitel 9
D ougal hatte sie nicht küssen wollen - und ganz gewiss nicht so leidenschaftlich. Er konnte sich kaum beherrschen, sein Herz raste, sein Körper glühte. Seit Jahren sehnte er sich nach ihr. Nun kämpfte er gegen ein überwältigendes Verlangen, sie an dem Ort, der von nahezu magischer Bedeutung für ihn war, abermals zu der seinen zu machen. Er wollte spüren, dass sie wirklich existierte, und ihr beweisen, dass er weder herzlos noch ein egoistischer Narr war.
Er zog sich etwas zurück und versuchte, sich zusammenzunehmen. Aber sie drückte sich an ihn, suchte nach seinen Lippen. Es tat gut, sie in den Armen zu halten, zu spüren, wie sie ihm zärtlich über die Wange und durchs Haar strich.
Immer wieder küsste er sie, und jedes Mal schwor er sich, dass dies der letzte Kuss sein musste, doch sie erwiderte seine Liebkosungen so leidenschaftlich, dass er trunken vor Freude nicht aufhören konnte. Langsam glitt seine Hand ihren Rücken hinunter. Er drückte sie eng an sich, und sie entzündete ein solches Feuer in ihm, dass er sein Verlangen kaum mehr vor ihr verbergen konnte. Schon das erste Mal, als sie zusammengekommen waren, hatte sie auf ihn wie eine Erlösung gewirkt.
Er wollte sie beschützen, denn der Gedanke, nützlich und hilfreich zu sein, gab ihm das Gefühl, dass er lebendig war und sein Leben einen Sinn hatte. Aber dieses Mal gab es keine Bedrohung. Kein Orkan peitschte das Meer auf. Draußen vor der Höhle schien die Sonne, eine sanfte Brise strich über das Meer, und in der Nähe waren Freunde - riefen nach ihnen.
Und das brachte ihn schließlich zur Besinnung. Er zog sich zurück und legte seine Hände auf ihre Schultern. Margaret lehnte sich gegen die Felswand, die Augen geschlossen, ihre Brust hob und senkte sich. Er fühlte, wie sie zitterte.
„O Gott", brachte er bestürzt heraus. „Du musst mich für einen Grobian halten."
Sie sah ihn an. Tränen standen in ihren Augen, und sie fuhr sich mit zitternder Hand über den Mund, dann strich sie sacht mit dem Finger über seine Unterlippe. „Nicht nur du wolltest es", wisperte sie. „Heute wie damals - wir wollten es beide."
Wieder wurde nach ihnen gerufen, und Schritte näherten sich. Sein Herz pochte. Er wollte bei ihr bleiben. Es gab so viel zu sagen. Er wollte vergessen machen, was sie verletzt hatte. Wollte noch einmal von neuem beginnen - falls das überhaupt möglich war.
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Meg", flüsterte er und sah ihr dabei tief in die Augen. Ernst und aufmerksam blickte sie ihn an. Er ahnte, dass ihre Seele klar und rein sein musste. Aber er las auch Trauer und Argwohn in ihrem Blick und wusste, dass das seine Schuld war. „Es tut mir so unsäglich Leid", flüsterte er und küsste sie. „Vergib mir. Ich wollte dich nicht verletzen."
Seufzend erwiderte sie seine Liebkosung. „Niemals
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