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Im Bann der Versuchung

Im Bann der Versuchung

Titel: Im Bann der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan King
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Fußtritt. Der Hai schlug mit der Schwanzflosse um sich, wirbelte das Wasser auf und tauchte ab.
    Mit einem kräftigen Zug erreichte Dougal den Jungen und packte ihn. Als Margaret sah, wie er die Ärmchen um dessen Nacken schlang, während Dougal mit einer Hand das Seil auffing, das Clarke ihm zuwarf, klammerte sie sich schluchzend an Mackenzie.
    Das Boot drängte die verbleibenden Haie ab. Die Flossen bewegten sich wieder in Richtung Meer, tauchten unter und verschwanden. Hochrufe und Applaus klangen von den anderen Booten und vom Strand herüber.
    Wange an Wange hielten sich Dougal und Iain an dem Seil fest, während Clarke es zum Boot zog. Hinter ihnen näherte sich mit kräftigen Schlägen das Boot mit Dougals Mannschaft und das Fischerboot, das vom Hafen gestartet war. Mackenzie signalisierte den Männern, dass alles in Ordnung war.
    Kaum hatte Dougal den Bootsrand erreicht, beugte Clarke sich herunter und hievte den triefenden Jungen über Bord. Überglücklich nahm Margaret ihren Sohn in die Arme. Als Dougal anschließend mit Mackenzies Hilfe ins Boot kletterte, schaukelte es bedrohlich.
    Zitternd klammerte sich Iain an Margaret. Sie wickelte ihn in ihr Plaid, schloss dankbar die Augen, küsste seine nassen Locken und hielt ihn fest in ihren Armen. Dann drehte sie sich um. Dougal, dem Mackenzie seine Jacke um die Schultern gelegt hatte, saß erschöpft auf der Querbank. Sie setzte sich neben ihn, zog Iain auf ihren Schoß und rieb ihm kräftig Rücken und Beine, um ihn zu wärmen. Auch Dougal zitterte vor Kälte. Sie saßen so nahe nebeneinander, dass sich ihre Schultern berührten.
    „Danke", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Dougal nickte und strich dem Jungen liebevoll übers Haar. Dann massierte er mit einer Hand Iains Beine, und während er beruhigend auf ihn einsprach, legte er den anderen Arm mit einer Selbstverständlichkeit um Margarets Schulter, als hätte er dies immer schon getan. Sie lehnte sich an ihn und genoss dankbar seine wärmende Nähe.
    Norrie hatte eine Decke aus einem Korb gezogen, die er über Iain, Dougal und Margaret legte. „Wir stehen für immer in Ihrer Schuld, Mr. Stewart", begann er. „Schon oft in meinem Leben bin ich tapferen, kühnen Männern begegnet, aber noch keinem wie Ihnen." Damit drehte er sich um und ging zu seinem Ruder, um das Boot endlich nach Hause zu bringen.
    Margaret lehnte sich gegen Dougal; in seinem Arm unter der schützenden Decke fühlte sie sich mit Iain wie in einem warmen Kokon. Niemand weiß, dachte sie, was das bedeutet: Vater, Mutter und Kind in Liebe und Dankbarkeit eng umschlungen. „Dougal", wisperte sie so leise, dass er den Kopf zu ihr herunter beugen musste, um sie zu verstehen. „Danke. Ich weiß nicht, wie ich dir jemals danken soll ..." Sie barg ihr Gesicht in Iains Locken, denn sie konnte vor Tränen nicht weitersprechen. Ihr Herz war zu voll für Worte.
    „Ich will keinen Dank, Miss MacNeill", sagte er, während er weiter Iains Beine massierte. „Und du, du warst ein richtig mutiger kleiner Junge."
    Die beiden sahen einander an, ohne zu wissen, dass sie Vater und Sohn waren. Nur Margaret bemerkte, wie sich ihre grünen Augen glichen, wie ähnlich ihre markanten Gesichter waren. Wie ein Blitz traf dieses Wissen ihr Herz, das vor Glück und Kummer zugleich überlief.
    Sie ließ ihren Tränen freien Lauf und küsste Dougal impulsiv auf die Wange. Dankbar genoss sie seine Nähe.
    Lächelnd schaute er zu ihr hinunter. „Na, Mädchen", tröstete er sie leise und wischte ihr dabei behutsam die Tränen aus dem Gesicht. „Nicht weinen. Er ist in Sicherheit."
    Sie sah ihn an und wusste plötzlich, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte. Egal, wer er war oder was er in der Vergangenheit getan hatte und welche Schwierigkeiten sie in der Gegenwart mit ihm haben mochte, sie liebte ihn, mit jeder Faser ihres Herzens. Von neuem begann sie zu weinen, aber diesmal vor Glück und zugleich aus tiefer innerer Verzweiflung.
    Dougal zog ihr und Iain die Decke fester um die Schultern. „Sie zittern ja. Und Iain auch. Sie müssen so schnell wie möglich nach Hause."
    Margaret nickte und drückte Iain noch fester an sich. Als sie aufschaute, bemerkte sie, dass Mackenzie sie beobachtete. In Hemdsärmeln und Weste stand er am Steuer und half Norrie, das Boot in den Hafen zu manövrieren.
    „Auch Ihnen schulde ich Dank, Mr. Mackenzie."
    „Sagen Sie ruhig Evan.”
    „Gut, ich bin Meg. Ich danke Ihnen, Evan."
    „Sie müssen mir nicht danken, Meg.

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