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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Wand befestigt, die einst mit bemalten Fliesen gekachelt gewesen war, und die Vertiefungen in dem Kalkstein darunter zeigten ganz eindeutig, dass die Bänke in Wirklichkeit Sockel waren, die dazu gedacht waren, die Toten darauf abzustellen.
    Fiedler zog sein Bein an, streckte die Arme aus und massierte den Knöchel; das Bein war an der Stelle, wo der Knochen wieder zusammenwuchs, immer noch geschwollen. Elixiere und Salben … erzwungene Heilung schmerzt trotzdem. Seine Stimmung war düster; das war sie schon seit Tagen, seit der Hohepriester des Schattens eine Entschuldigung nach der anderen fand, ihren Aufbruch immer weiter hinauszuschieben. Der letzte Vorwand war jetzt gewesen, dass sie noch mehr Vorräte brauchen würden. Auf merkwürdige Weise erinnerte Iskaral Pustl den Sappeur an den Schnellen Ben, den Magier seines Trupps. Wie Ben hantierte auch Pustl mit einer schier endlosen Abfolge von Plänen, unter denen sich immer neue Pläne verbargen. Fiedler stellte sich vor, wie er einen Plan nach dem anderen abschälte, bis er schließlich auf daumenabdruckgroße Schemen stieß, die in verschlungenen Mustern herumwirbelten. Es ist sehr gut möglich, dass seine gesamte Existenz nicht mehr ist als eine Ansammlung von »wenn-dies-dann-das«-Vermutungen. Beim Abgrund des Vermummten, vielleicht sind wir alle nicht mehr als das!
    Der Hohepriester brachte es fertig, dass sich in Fiedlers Kopf alles drehte. Er ist genauso schlimm wie der Schnelle Ben und dieser von Togg gesandte Dorn namens Tremorlor. Ein Azath-Haus, genau wie das Totenhaus in Malaz. Aber was sind diese Häuser wirklich? Weiß das vielleicht jemand? Weiß das überhaupt irgendjemand? Es gab nichts weiter als Gerüchte, ein paar düstere Warnungen, und davon nicht allzu viele. Die meisten Menschen taten ihr Bestes, solche Häuser zu ignorieren – die Bewohner von Malaz schienen eine wohlerwogene Ignoranz zu pflegen. »Das ist nur ein verlassenes Haus«, sagen sie. »Da gibt es nichts Besonderes, abgesehen von ein paar Gespenstern im Hof.«Doch einige schauen sich bei diesen Worten ziemlich nervös um.
    Tremorlor – ein Azath-Haus. Normale Menschen fangen nicht an, nach solchen Orten zu suchen.
    »Was denkst du, Soldat?«, fragte Mappo Runt leise. »Ich habe so viele verschiedene Ausdrücke über dein Gesicht huschen sehen, dass man eine ganze Wand in Dessembraes Tempel damit bepflastern könnte. «
    Dessembrae. Der Kult von Dassem.
    »Mir scheint, ich habe gerade etwas gesagt, das du nicht gerne hörst«, fuhr Mappo fort.
    »Irgendwann erreicht ein Mann den Punkt, an dem keine Erinnerung besonders willkommen ist«, sagte Fiedler. Er biss die Zähne zusammen. »Ich glaube, diesen Punkt habe ich mittlerweile erreicht, Trell. Ich fühle mich alt und verbraucht. Pustl führt irgendwas im Schilde – wir sind Teil einer gewaltigen Intrige, der wir wahrscheinlich schon bald zum Opfer fallen werden. Früher konnte ich solche Dinge riechen. Man könnte sagen, ich hatte eine Nase dafür, dass es Ärger geben würde. Aber ich komme nicht dahinter – diesmal nicht. Er bleibt schlicht und ergreifend ein Rätsel für mich.«
    »Ich glaube, es hat etwas mit Apsalar zu tun«, sagte Mappo nach einiger Zeit.
    »Stimmt. Und das macht mir Sorgen. Ziemlich große Sorgen sogar. Noch mehr Kummer hat sie nicht verdient.«
    »Icarium geht der Sache nach«, sagte der Trell, während er auf die gesprungenen, ausgetretenen Bodenfliesen hinunterstarrte. Das Öl in der Laterne ging zur Neige, sodass das Dämmerlicht im Zimmer allmählich zu Dunkelheit wurde. »Ich muss zugeben, ich habe mich gefragt, ob der Hohepriester Apsalar in eine Rolle drängen will, für die sie wie geschaffen scheint …«
    »Eine Rolle? Was für eine Rolle?«
    »Die Prophezeiung über Sha’ik spricht von einer Wiedergeburt …«
    Der Sappeur erbleichte, dann schüttelte er vehement den Kopf. »Nein. Das würde sie nicht tun. Dies ist nicht ihr Land, und die Göttin des Wirbelwinds bedeutet ihr nichts. Pustl kann es sooft versuchen und sie drängen wie er will, das Mädchen wird ihm den Rücken kehren. Merkt Euch meine Worte.« Plötzlich von einer inneren Unruhe befallen, stand Fiedler auf und begann, auf und ab zu gehen. Seine Schritte erzeugten leise, flüsternde Echos. »Wenn Sha’ik tot ist, dann ist sie wirklich tot. Zum Vermummten mit all diesen obskuren Prophezeiungen! Die Apokalypse wird im Sande verlaufen, der Wirbelwind wird wieder zu Boden sinken und noch einmal tausend Jahre schlafen, oder wie

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