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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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und Ehre gegen euch beide eingesetzt.«
    »Ein guter Trick. Und in Anbetracht seiner Effektivität ist es gut möglich, dass er ihn noch einmal anwendet – mit euch dreien.«
    Fiedler machte ein finsteres Gesicht. »Es wird ihm verdammt schwer fallen, irgendetwas zu finden, dem gegenüber ich so loyal wäre. Ein Soldat zu sein stützt sich zwar auch auf Dinge wie Pflicht und Ehre, aber, beim Vermummten, es treibt einem beides auch ganz schnell wieder aus. Was Crokus angeht – seine Loyalität gehört Apsalar. Und was sie betrifft …«Er verstummte.
    »Hm.« Mappo streckte den Arm aus und legte dem Sappeur die Hand auf die Schulter. »Und so kann ich auch den Grund für deine Sorge erkennen, Fiedler. Und ich kann mit dir fühlen.«
    »Ihr habt gesagt, ihr würdet uns zu Tremorlor begleiten.«
    »Das werden wir auch tun. Es wird eine fürchterliche Reise werden. Icarium hat beschlossen, euch zu führen.«
    »Dann existiert es also tatsächlich.«
    »Ich hoffe es jedenfalls.«
    »Ich denke, es ist an der Zeit, wieder zu den anderen zurückzukehren.«
    »Und ihnen von unseren Überlegungen zu erzählen?«
    »Beim Atem des Vermummten, bloß nicht!«
    Der Trell nickte und stand auf.
    Fiedler stieß ein zischendes Geräusch aus.
    »Was ist?«, fragte Mappo.
    »Die Laterne ist aus. Schon eine ganze Weile. Wir sitzen im Dunkeln, Trell.«
     
    Fiedler empfand die Atmosphäre im Tempel als überaus bedrückend. Das mächtige, zyklopenhafte Mauerwerk war in den unteren Ebenen zur Seite geneigt oder hing durch, als krümme es sich unter der Last des darüber liegenden Felsens. Staub rann an einigen Stellen wie Wasser aus den Deckenfugen, hinterließ kleine Pyramiden auf den Fliesen. Fiedler hinkte hinter Mappo her, als sie sich auf den Weg zu der Wendeltreppe machten, die sie wieder hinauf zu den anderen führen würde.
    Auf ihrem Weg wurden sie von einem halben Dutzend Bhok’arala beschattet; jede der kleinen Kreaturen hatte einen belaubten Zweig, den sie dazu benutzten, auf dem ganzen Weg die Steine zu kehren und auf sie einzuschlagen. Der Sappeur hätte sich zweifellos viel mehr amüsiert, wenn sie nicht eine solche Perfektion darin erreicht hätten, Iskaral Pustls Verhalten und seine Besessenheit, was Spinnen anging, nachzuahmen – bis hin zu dem Ausdruck grimmiger Konzentration in ihren runden, runzligen schwarzen Gesichtern.
    Mappo hatte ihm erklärt, dass die Kreaturen den Hohepriester verehrten. Nicht wie Hunde ihren Herrn, sondern eher wie Akolythen ihren Gott. In ihren linkischen Ritualen wimmelte es von Opfergaben, geheimnisvollen Symbolen und launenhaften Ikonen. Viele Rituale hatten auch mit körperlichen Ausscheidungen zu tun. Wenn du keine heiligen Bücher herstellen kannst, dann stelle einfach das her, was du kannst, würde ich sagen. Die Kreaturen trieben Iskaral Pustl in den Wahnsinn. Er verfluchte sie, und er hatte sich angewöhnt, einen Beutel voller Steine mit sich herumzutragen. Wann immer sich eine Gelegenheit bot, warf er seine Geschosse nach den Bhok’arala.
    Die geflügelten Kreaturen sammelten diese gottgesandten Objekte und verehrten sie ganz eindeutig – der Hohepriester hatte den Sack sorgfältig wieder aufgefüllt vorgefunden, als er an diesem Morgen aufgewacht war. Pustl hatte angesichts dieser Entdeckung vor Wut geschäumt.
    Mappo wäre unterwegs beinahe über ein Fackeldepot gestolpert. Dunkelheit war für Schatten ein Gräuel. Pustl wollte die Anhänger seines Gottes ermutigen, sie zu begleiten. Mappo und Fiedler zündeten jeder eine Fackel an, obwohl sie sich der tieferen Beweggründe dieser Geste sehr wohl bewusst waren. Während Mappo auch ohne Fackel genug sehen konnte, war Fiedler bisher im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln getappt und hatte sich mit einer Hand am Harnisch des Trell festgehalten.
    Sie kamen zu der Wendeltreppe und hielten inne. Die Bhok’arala machten etwa ein Dutzend Schritte im Gang hinter ihnen ebenfalls Halt; sie zwitscherten wild miteinander, fochten offenbar einen obskuren, aber heftigen Streit aus.
    »Icarium ist vor kurzem hier entlanggegangen«, sagte Mappo.
    »Sind Eure Sinne durch Zauberei geschärft?«, fragte Fiedler.
    »Das ist es eigentlich nicht. Eher schon durch Jahrhunderte der Kameradschaft …«
    »Das, was Euch mit ihm verbindet, meint Ihr.«
    Der Trell grunzte. »Es ist nicht nur eine Kette, es sind tausende, Soldat.«
    »Ist eure Freundschaft denn solch eine Bürde?«
    »Es gibt Bürden, die man gerne auf sich nimmt.«
    Fiedler schwieg

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