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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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die Geschichte von der Erschaffung der Gestaltwandler – so alt sind die Wechselgänger und Vielwandler schon, Fiedler. Sie waren selbst zurzeit der Älteren schon alt. Keine bestimmte Spezies kann für sich in Anspruch nehmen, sie erschaffen zu haben, und das gilt auch für die vier Gründerrassen: die Jaghut, die Forkrul Assail, die Imass und die K’Chain Che’Malle.
    Gestaltwandler können einander nicht ertragen – das heißt, unter normalen Umständen nicht. Es gibt Ausnahmen, aber das muss ich jetzt und hier nicht im Einzelnen ausführen. Doch sie haben alle den gleichen Hunger, und der steckt ihnen so tief in den Knochen wie das bestialische Fieber selbst. Der Wunsch zu herrschen. Der Wunsch, allen anderen Gestaltwandlern zu befehlen, eine ganze Armee aus solchen Kreaturen zu erschaffen – Sklaven der eigenen Begierde. Von der Armee zum Imperium. Einem Imperium der Grausamkeit, wie es noch nie zuvor existiert hat …«
    Fiedler grunzte. »Wollt Ihr damit etwa andeuten, ein Imperium aus Wechselgängern und Vielwandlern wäre von Natur aus schlimmer  – böser – als irgendein anderes? Ich bin überrascht, Trell. Die Bosheit wächst wie ein Krebsgeschwür in jeder Gesellschaft, sei sie nun menschlich oder nicht menschlich, wie Ihr sehr wohl wisst. Und Bosheit wird immer böser. Welches Böse man auch immer zulässt, es wird schließlich zum Allgemeingut. Das Problem ist, dass es leichter fällt, sich daran zu gewöhnen als es auszumerzen.«
    Mappo lächelte zur Antwort, doch es war ein trauriges Lächeln. »Gut gesagt, Fiedler. Als ich von Grausamkeit gesprochen habe, habe ich ein Miasma aus Chaos gemeint. Aber ich gestehe dir zu, dass der Schrecken auch in der Ordnung ganz hervorragend gedeiht.« Er rollte seine Schultern ein drittes Mal, setzte sich aufrechter hin, um die Krämpfe in seinem Rücken zu lösen. »Die Gestaltwandler sammeln sich angesichts der Aussicht auf ein Tor, das ihnen zum Aufsteigen verhelfen kann. Ein Gott der Wechselgänger und Vielwandler zu werden – das, und nur das strebt jeder Gestaltwandler an, und er wird sich durch nichts davon abhalten lassen. Fiedler, wir glauben, dass dieses Tor hier unten liegt, und wir glauben, dass Iskaral Pustl alles tun wird, um die Gestaltwandler daran zu hindern, es zu finden. Das geht so weit, dass er falsche Fährten in der Wüste legt, indem er die Spur der Handabdrücke nachahmt, die zu jenem Ort führen, an dem sich das Tor befindet.«
    »Und Euch und Icarium hat Pustl in diesem Spiel eine besondere Rolle zugedacht?«
    »Wahrscheinlich«, gab Mappo zu. Sein Gesicht war plötzlich aschfahl. »Ich glaube, er weiß von uns – das heißt, von Icarium. Er weiß …«
    Weiß was? Fiedler war versucht zu fragen, obwohl ihm klar war, dass der Trell es nicht bereitwillig erklären würde. Der Name Icarium war bekannt – nicht unbedingt in weiten Kreisen, aber doch bekannt; ein Wanderer, in dessen Adern Jaghut-Blut floss und um den Gerüchte herumwirbelten wie pechschwarzes Kielwasser – Gerüchte von Verwüstungen, entsetzlichen Morden, der Auslöschung ganzer Völker. Der Sappeur schüttelte innerlich den Kopf. Der Icarium, den er kennen gelernt hatte, ließ diese Gerüchte lächerlich erscheinen. Der Jhag war großzügig und mitfühlend. Wenn er wirklich eine Spur des Entsetzens zurückgelassen hatte, so musste das schon vor langer Zeit geschehen sein – schließlich war die Jugend die Zeit der Ausschweifungen. Dieser Icarium hier war zu weise, trug zu viele Narben, um in den Fluss aus Blut zu stolpern, der mit der Macht untrennbar verbunden war. Was hoffte Pustl, könnte durch diese beiden entfesselt werden?
    »Vielleicht seid Ihr und Icarium Pustls allerletzte Verteidigungslinie«, sagte Fiedler. »Falls der Pfad wirklich hier konvergieren sollte. « Na klar, die Gestaltwandler daran zu hindern, das Tor zu erreichen, ist eine gute Tat, aber diese Angelegenheit mag sich sehr wohl als tödlich erweisen … oder, wie es scheint, womöglich sogar als noch schlimmer.
    »Vielleicht«, gab Mappo bedrückt zu.
    »Nun, ihr könntet einfach gehen.«
    Der Trell blickte auf; ein gequältes Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Ich fürchte, Icarium befindet sich auf seiner eigenen Suche. Aus diesem Grunde werden wir hier bleiben.«
    Fiedler kniff die Augen zusammen. »Ihr beide würdet versuchen zu verhindern, dass das Tor benutzt wird, stimmt’s? Das weiß Iskaral Pustl, und darauf verlässt er sich, nicht wahr? Er hat euren eigenen Sinn für Pflicht

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