Im Bann der Wüste
Wagen schaukelte ein wenig, als Stürmisch auf seinen Sitz kletterte. Gesler schwang sich wieder auf die Ladefläche. Sein Gesicht war ausdruckslos.
Der Junge schaute auf. »Hast du ihn gefunden, Gesler? Hat Stürmisch ihn gefunden?«
»Nein. Hab eine Minute lang gedacht … aber nein. Er ist nicht da, Junge. Es wird Zeit, nach Aren zurückzukehren.«
»Beim Segen der Königin«, sagte der Junge. »Dann gibt es immer noch Hoffnung.«
»Tja, wer weiß das schon, Wahr, wer weiß das schon.«
Der Junge – Wahr – wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Hirtenhund zu.
Mappo drehte sich langsam um. Er begegnete dem Blick des Korporals, und in dessen Augen war klar und deutlich zu erkennen, dass er gelogen hatte. Der Trell nickte.
»Trotzdem danke, dass du dir die Hunde angeschaut hast«, sagte Gesler. »Ich weiß, dass es mit ihnen zu Ende geht. Ich nehme an, wir wollten … nun, wir hätten es gern gehabt, dass …« Seine Stimme verklang. Schließlich zuckte er die Schultern. »Sollen wir dich nach Aren mitnehmen?«
Mappo schüttelte den Kopf und kletterte von der Ladefläche herunter. Er trat an den Straßenrand. »Danke für das Angebot, Korporal. Aber meine Art ist in Aren nicht willkommen, daher muss ich es ablehnen.«
»Ganz wie du willst.«
Er sah ihnen zu, wie sie den Wagen wendeten.
Wie würdest du auf so etwas reagieren …
Sie waren vielleicht dreißig Schritte entfernt, als der Trell ihnen etwas hinterherrief. Sie hielten an, und Gesler und Wahr reckten sich, um Mappo zu beobachten, der auf sie zurannte und dabei in seinem Beutel herumwühlte.
Iskaral Pustl trottete den geröllübersäten, staubigen Pfad entlang. Er blieb stehen, um sich wild unter seinen zerrissenen Roben zu kratzen, erst an einer Stelle, dann an einer anderen, dann an der dritten. Einen Augenblick später kreischte er auf und begann an seinen Kleidern zu zerren.
Spinnen. Hunderte von ihnen fielen zu Boden und huschten in Risse und Spalten, als der Hohepriester auf sie einzuschlagen begann.
»Ich hab’s doch gewusst!«, kreischte Iskaral. »Ich hab’s gewusst! Zeigt euch! Ihr traut euch ja doch nicht!«
Die Spinnen tauchten wieder auf, rannten über den von der Sonne hart gebackenen Boden.
Keuchend taumelte der Hohepriester zurück und schaute zu, wie der Vielwandler menschliche Gestalt annahm. Er sah sich einer drahtigen, schwarzhaarigen Frau gegenüber. Obwohl sie einen Zoll kleiner war als er, waren sie sich erstaunlich ähnlich, was den Körperbau und die Gesichtszüge anging. Iskaral Pustl machte ein finsteres Gesicht.
»Du hast wohl gedacht, du hättest mich zum Narren gehalten? Du hast gedacht, ich wüsste nicht, dass du hier herumlungerst?«
Die Frau grinste höhnisch. »Aber ich habe dich zum Narren gehalten! Oh, wie du gejagt hast! Du dickköpfiger Idiot! Du bist genau wie alle anderen Männer aus Dal Hon, die mir begegnet sind! Ein dickköpfiger Idiot!«
»Nur eine Frau aus Dal Hon würde so etwas sagen – «
»Klar. Wer könnte es denn besser wissen?«
»Wie ist dein Name, Vielwandlerin?«
»Mogora, und ich bin schon seit Monaten bei dir. Seit Monaten! Ich habe gesehen, wie du die falsche Fährte gelegt hast – ich habe gesehen, wie du diese Abdrücke von Händen und Klauen auf die Felsen gemalt hast! Ich habe gesehen, wie du den Stein zum Waldrand gebracht hast! Die anderen von meiner Art mögen Idioten sein, aber ich bin es nicht!«
»Du wirst niemals zum richtigen Tor kommen!«, kreischte Iskaral Pustl. »Niemals!«
»Ich – will – es – gar – nicht!«
Er kniff die Augen zusammen und betrachtete ihre scharf geschnittenen Gesichtszüge. Dann begann er um sie herumzulaufen. »Ach, tatsächlich«, summte er. »Und warum nicht?«
Sie drehte sich um die eigene Achse, damit er immer vor ihr blieb, verschränkte die Arme und blickte ihn von oben herab an. »Ich bin aus Dal Hon abgehauen, weil ich keine Idioten mehr sehen konnte. Warum sollte ich aufsteigen, nur um dann über andere Idioten zu herrschen?«
»Du bist eine echte honesische Hexe, stimmt’s? Gehässig, herablassend, ein höhnisches Miststück, wie es im Buche steht!«
»Und du bist ein dal-honesischer Esel – falsch, nicht vertrauenswürdig, verschlagen – «
»Das sind alles nur verschiedene Worte für die gleiche Eigenschaft!«
»Und ich kenne noch viel mehr!«
»Dann lass sie hören.«
Sie begannen, den Pfad entlangzugehen, und Mogora nahm ihre Litanei wieder auf. »Verlogen, hinterlistig, verstohlen, verschlagen –
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