Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
oder?«
    Schwere Rüstungen machen noch lange keine schwere Kavallerie. Seid ihr Narren jemals für diese Art zu kämpfen ausgebildet worden? Könnt ihr in einer Linie galoppieren? Könnt ihr einen raschen Schwenk machen? Wie lange wird es dauern, bis eure Pferde von dem zusätzlichen Gewicht erschöpft sind? »Ihr werdet abschreckend genug aussehen«, sagte Duiker.
    Der alte Wickaner spürte die Skepsis des Historikers, und sein Grinsen wurde breiter.
    Der Junge legte das Zaumzeug auf den Boden und schnallte sich einen Schwertgürtel um. Er zog das Schwert aus der Scheide – vier Fuß geschwärztes Eisen, die Spitze abgerundet und stumpf. Die Waffe sah schwer aus, und in den Händen des jungen Burschen wirkte sie viel zu groß.
    Beim Atem des Vermummten, wenn er diese Waffe schwingt, wird es ihn glatt aus dem Sattel reißen.
    Der Veteran grunzte. »Mach mal ein paar Lockerungsübungen, Temul«, sagte er auf Malazanisch.
    Temul begann unverzüglich mit einer komplizierten Choreographie, und die Klinge wurde zu einem verschwommenem Fleck in seiner Hand.
    »Habt ihr vor abzusteigen, wenn ihr den Feind erreicht habt?«
    »Ein bisschen Schlaf hätte deinem Geisteszustand gut getan, alter Mann.«
    Ein Punkt für dich, verdammter Bastard.
    Duiker ging weiter. Er hatte die Stunden vor einer Schlacht schon immer gehasst. Keines der Rituale, mit denen man sich vorbereiten konnte, hatte bei ihm jemals geholfen. Um die Waffen und die Ausrüstung zu überprüfen, brauchte ein erfahrener Soldat selten mehr als zehn Minuten. Der Historiker war noch nie in der Lage gewesen, diese Überprüfung stumpfsinnig immer und immer wieder zu wiederholen, wie es viele Soldaten taten. Sie beschäftigten ihre Hände, während der Verstand langsam in jene scharf gezeichnete Welt glitt, die voller satter Farben, schmerzhafter Klarheit und einer Art lustvollem Hunger war, der Körper und Seele gleichermaßen ergriff.
    Einige Krieger bereiten sich auf das Leben vor, einige bereiten sich auf den Tod vor, und in diesen Stunden, bevor das Schicksal sich erfüllt, ist es verdammt schwer, die einen von den anderen zu unterscheiden. Der Tanz, den der junge Temul da gerade eben aufgeführt hat, kann sehr wohl sein letzter gewesen sein. Es ist gut möglich, dass das verdammte Schwert nie mehr aus seiner Scheide gezogen wird und in der Hand des jungen Burschen singt.
    Im Osten wurde es allmählich hell, die kühle Brise wurde wärmer. Der Himmel über ihnen war wolkenlos. Ein Vogelschwarm flog in strenger Formation in großer Höhe Richtung Norden; die Punkte schienen sich vor dem Blau des Hintergrunds kaum zu bewegen.
    Duiker ließ das wickanische Lager hinter sich und trat zwischen die Zelte, in denen die Männer und Frauen der Siebten Armee die Nacht verbracht hatten. Der Zusammenhalt der verschiedenen Truppenteile zeigte sich auch in der Anlage des Lagers, und der Historiker konnte sie alle erkennen. Die mittelschwere Infanterie, die den Großteil der Armee bildete, war kompanieweise angeordnet; jede Kompanie bestand aus Kohorten, die ihrerseits wieder aus Trupps bestanden. Sie würden mit mannshohen Bronzeschilden, Piken und kurzen Schwertern in die Schlacht ziehen. Sie trugen Halsbergen, Beinschienen und Handschuhe aus Bronzeschuppen und Bronzehelme, die durch einen Käfig aus Eisenstäben um das Schädeldach herum verstärkt waren. Kettengeflechte schützten Nacken und Schultern. Die restlichen Fußsoldaten bestanden aus Seesoldaten und Sappeuren; die Ersteren waren eine Mischung aus schwerer Infanterie und Stoßtruppen – eine Erfindung des alten Imperators und im Imperium immer noch einzigartig. Sie waren mit Armbrüsten und sowohl kurzen als auch langen Schwertern bewaffnet und trugen geschwärzte Kettenhemden unter grauem Leder. Jeder dritte Soldat besaß einen großen, runden Schild aus dickem, weichem Holz, das vor der Schlacht eine Stunde lang mit Wasser getränkt wurde. Diese Schilde wurden dazu benutzt, feindliche Waffen, von Schwertern bis hin zu Dreschflegeln, aufzufangen und festzuhalten. Nach den ersten paar Minuten des Kampfes würden sie beiseite gelegt werden, normalerweise mit einem beängstigenden Aufgebot an scharfem, spitzen Eisen bestückt. Diese besondere Taktik der Siebten hatte sich gegen die Semk und ihre undisziplinierte, zweihändige Kampfweise als überaus effektiv erwiesen. Die Seesoldaten nannten es Zähne ziehen.
    Das Lager der Sappeure lag etwas abseits von den anderen Zelten  – wenn sie Moranth-Munition dabei

Weitere Kostenlose Bücher