Im Bann des Adlers
als wolle er jede Sekunde auskosten. Er verlor zunehmend die Beherrschung und sein Rhythmus wurde wilder. Ich bäumte mich ihm entgegen und wollte mehr. Ich sah ihn und mich im Spiegel, wie er mich so intensiv liebte, und dachte immer wieder. „Das kann nicht die Wirklichkeit sein Jessica, denn so etwas würdest du nie tun.“ Mich überrollte buchstäblich eine köstliche Lawine und zur gleichen Zeit ergoss Victor sich mit einem einzigen lustvollen Schrei in mir. Später war ich gänzlich ohne Kraft und eine steinerne Müdigkeit ergriff mich.
Victor erhob sich, sobald unsere Leiber sich etwas ausgekühlt hatten, sah noch einmal auf mich hinab und ging ohne auch nur ein einziges Wort. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir die ganze Zeit über, außer in gewissen Lauten, nichts mehr gesprochen hatten. Durch seinen plötzlichen Abgang kam ich mir benutzt vor, kein schönes Gefühl. Aber noch schlimmer war der Abscheu, den ich gegen mich selbst empfand, weil ich José gerade betrogen hatte. Während ich noch darüber nachsann, welch merkwürdige Situation dies war, fiel ich in einen tiefen Schlaf, aus dem ich wie mir schien erst Stunden später erwachte. Meine Glieder waren richtig steif und ich fror ohne Decke.Als ich den Kopf wandte, sah ich die kleine Schönheit neben meinem Bett sitzen und mich aufmerksam beobachten. Ich schloss noch einmal kurz die Augen und erinnerte mich, wieso ich jetzt hier lag.
Kapitel 8
Jessica
„Hol Hilfe Süße, ruf jemanden an der mir hier raus hilft“, bat ich Hillary. Doch unsere Handys hatten keinen Empfang. „Ich gehe etwas raus aus dem Wald, damit ich telefonieren kann, mach dir keine Sorgen, ich bin gleich wieder da“, beruhigte sie mich und ihr Haarschopf verschwand aus meinem Blickfeld.
Ich hatte jedoch keine Hoffnung, dass sie so bald wieder käme, da wir schon ein ganz schönes Stück im Wald waren. Außerdem hatten wir uns bewusst eine Route ausgesucht, die etwas weiter südlich der Stadt lag, um wirklich einmal ungestört unserer Naturlust frönen zu können. Hillary und ich hatten in den letzten vier Jahren etliche Touren unternommen und waren dabei immer vorsichtig gewesen. Und bisher war uns auch nie etwas passiert. Plötzlich hörte ich mehrere Stimmen. Anscheinend war ich eingeschlafen, wer weiß, wie lange ich nun schon dort unten war.
„Hillary bist du es?“ Schützend hielt ich meine Hand vor die Augen, konnte aber nur schemenhafte Gestalten erkennen. Warum redete denn niemand mit mir? Starke Arme zogen mich nach oben und ich habe mich überreden lassen mit vier wildfremden Männern in ein Auto zu steigen. Mich fröstelte. Weniger wegen der Kälte, sondern aus der Erkenntnis heraus, dass diese Befreiungsaktion kein Zufall war. Eine Droge musste in den Getränken gewesen sein. Wie sonst ist es zu erklären, dass ich einfach nicht mehr rational handelte? Ich wollte Antworten, und zwar jetzt!
Endlich schaffte ich es mich zu rühren und Nadine zu fragen, was mich schon die ganze Zeit beschäftigte. „Was tun die hier mit mir? Bitte gib mir eine ehrliche Antwort, hat man mir gestern etwas gegeben, damit ich mitkomme?“ Betreten schaute Nadine zu Boden. „Antworte!“ Fuhr ich sie an. „So könnte es gewesen sein. Ehrlich ich weiß nicht genau, wie es funktioniert, wenn die Person nicht freiwillig zu uns kommt.“
Flüsterte sie leise und ich glaubte ihr sogar. Doch noch etwas wollte ich unbedingt wissen. „Aber über vorhin weißt du doch Bescheid, war da etwas in meinem Glas?“ Sie nickte. „Ja, aber nur ein Extrakt, dass dich entspannen lässt. Es ist als schwebst du auf einer Wolke und siehst dir selbst zu.“ Ja, so ungefähr hatte es sich angefühlt. „Warum ist Victor vorhin einfach gegangen und hat mich so eiskalt hier liegen lassen?“ Sie machte große Augen. „Ja aber hast du denn gar keine Ahnung? Eure Verbindung war heilig denn es ist gerade die richtige Zeit gewesen, er hätte dich wieder entweiht, hätte er dich noch einmal berührt.“ Was sollte denn der Schwachsinn nun wieder. So langsam kam ich mir hier vor wie in einem Irrenhaus und nicht wie in der Gemeinschaft von angeblichen Gläubigen.
„Wieso war unsere Verbindung denn heilig und wer oder was ist geweiht?“ Die Kleine sah gleich noch ein Stück bestürzter aus. „Hat dir denn niemand etwas gesagt? Den Heiligen hast du doch schon kennengelernt bei deiner Ankunft und glaube mir das ist ein Privileg. Er begrüßt nicht jeden persönlich. Du musst etwas ganz Besonderes sein, vor
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