Im Bann des Adlers
mit dem Auto ist bis zum Grünen Gürtel La Huerta und sie wollten wohl ein ziemlich großes Gebiet erkunden. Sie meldet sich immer bei mir, wenn sie wieder zuhause ist, auch mitten in der Nacht noch, doch dieses Mal nicht!“ Ein Schauer lief José bei dieser Aussage über den Rücken. Sein Gegenüber registrierte diese Regung sehr wohl, sagte aber nichts. Kurz schwiegen sie beide jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Als nun Magistrado Perron das Schweigen brach, wirkte er hoffnungsvoll. „Nun, aufgrund ihrer Schilderung, kann es durchaus sein, dass wir sie bald finden. Ich gehe wirklich nicht davon aus, dass ihr etwas zugestoßen ist. Ich werde gleich mal ein paar Telefonate führen, mal sehen, was ich für Sie tun kann. Offiziell kann ich ihre Freundin leider erst heute Abend als vermisst melden, aber vielleicht brauchen wir das auch gar nicht mehr. In jedem Fall melden wir uns wieder bei Ihnen.“ Er stand auf und reichte José zum Abschied die Hand. Der wusste nicht so recht ob er beruhigt oder noch verzweifelter sein sollte. Zumindest hatte er etwas getan, er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es gerade acht Uhr am Morgen war. José beschloss Hillary, zusammen mit einem Kaffee, einen Besuch abzustatten und ihr von seinem Bericht bei der Polizei zu erzählen.
Kapitel 10
José
Sofort, nachdem er die Klingel dreimal betätigt hatte, öffnete sich die Tür. Eine total übernächtigte Hillary stand im Türrahmen und fiel ihm um den Hals. „Ach José, ich bin ja so froh, dass du da bist. Die Nacht war schrecklich, bei dem kleinsten Geräusch fuhr ich auf, in der Hoffnung, dass mein Handy piepst oder du dich meldest und sagst alles ist gut und sie ist wieder da.“
„Leider kann ich dir keine guten Nachrichten bringen, nur einen Kaffee! Aber auch ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und heute Morgen habe ich dann beschlossen, es doch noch einmal bei der Polizei zu versuchen.“
Sie schien erleichtert. „Und was haben die gesagt?“ Inzwischen kamen sie im Wohnzimmer an und nippten auf dem Sofa an ihren Kaffeebechern. José schilderte sein Gespräch mit dem Polizisten Perron und das dieser hoffnungsvoll schien, obwohl erst am Abend eine tatsächliche Vermisstenanzeige daraus wurde. Seine eigenen Gedanken zu dieser Sache verschwieg er Hillary, damit diese sich nicht noch mehr Sorgen machte. „Na das klingt ja schon mal gut und anscheinend ist dieser Perron nach deiner Aussage ein verständiger und kompetenter Mann. Bestimmt werden wir bald eine positive Nachricht erhalten.“ Sie lächelte etwas angestrengt, aber immerhin war Jessicas Freundin nun etwas zuversichtlicher.
Gemeinsam überlegten sie, was sie tun konnten. Nur herumsitzen kam auf gar keinen Fall infrage. Aber wie packte man die Suche auf eigene Faust am besten an? „Hast du schon wieder etwas von deinem Bruder gehört? Er könnte doch für uns zumindest Augen und Ohren aufsperren“ fragte José. Ihr Gesicht begann zu leuchten, wie immer wenn jemand von ihrem Bruder sprach.
„Nein, er hat sich leider noch immer nicht gemeldet. Um ihn mache ich mir auch so langsam Sorgen. Aber ich rufe gleich mal an, vielleicht geht er jetzt an sein Handy.“ Schon tippte sie seine Nummer. Gleich nach dem zweiten Klingeln hörte sie ein vertrautes „Si, meine Schöne …“ mit sonorer Stimme. „Hernandez endlich! Ich habe schon versucht, dich zu erreichen. Hör mir jetzt einfach zu, ich brauche deine Hilfe. Jessica ist seit gestern verschwunden …“ José hörte angespannt, wie Hillary die ganze Geschichte erzählte, Hernandez um Rat fragte und um Hilfe bat. Erneut überlief ihn ein Schauer der Angst. Alles war so irreal. Gestern um diese Zeit schien alles noch in bester Ordnung und heute wussten sie nicht, wo seine Freundin war und ob es ihr gut ging. An schlimmere Dinge mochte er noch nicht einmal denken. Das Piepsen seines Handys riss ihn aus den Gedanken. Schnell zog er es aus der Jackentasche und tatsächlich, es war eine Nachricht von Jessica. Ihm fiel ein Stein vom Herzen! Als er die Kurznachricht jedoch öffnete und las, brach ihm der kalte Schweiß aus. Die Freundin sah sofort, dass etwas nicht stimmte, beendete abrupt das Gespräch und eilte zu ihm. „Was ist los?“, wortlos hielt er ihr die Nachricht vor die Nase. „Oh mein Gott“ damit sank sie leichenblass geworden auf das Sofa. José tat es ihr nach und stützte seinen Kopf in die Hände.
„Sie ist gefangen, aber wie und vor allem wo und warum? Meinst du, sie wurde
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