Im Bann des Adlers
ich strauchelte, während ich zurückwich. Jemand fing mich gerade noch auf, bevor ich umkippte. Er setzte mir eine kleine Flasche Wasser an die Lippen und meinte. „Sie müssen etwas trinken. Keine Ahnung, wie lange Sie sich schon da drin befinden, aber wie es scheint, sind Sie dehydriert.“ Meine Kehle war tatsächlich so ausgedörrt, dass ich begierig trank, ohne nachzudenken. Es befanden sich jedoch keine drei Schlucke mehr darin. „Kommen Sie, wir haben noch etwas im Auto.“ Wieder protestierte ich. „Aber ich will doch warten, wegen meiner Freundin.“
„Das dürfen Sie ja auch. Trotzdem benötigen Sie Flüssigkeit. Wir bringen Sie dann mit dem Wagen zum Waldrand.“ Die Welt um mich drehte sich. Wahrscheinlich musste ich wirklich schnellstens etwas trinken und so willigte ich schließlich ein. Gestützt von zwei Männern, erreichten wir das Auto, nach circa einem halben Kilometer Fußmarsch.
Schneller als ich reagieren konnte, wurde ich auf den Rücksitz geschoben. Zwei nahmen vorne Platz, zwei stiegen zu mir in das Heck. Ich kam mir vor wie verhaftet von der Polizei, fertig zum Abtransport. Über eine schlecht befestigte Straße fuhren wir Richtung Zivilisation. So dachte ich zumindest.
Jetzt konnte ich nur zuversichtlich sein, dass Hillary und José schlau wurden aus meiner Nachricht und sich sofort auf die Suche nach mir begaben. Vielleicht hatten sie ja sogar schon die Polizei informiert, immerhin war ich nun schon länger als einen Tag weg. Es sollte doch nicht so schwer sein, diesen Ort zu finden. Warum war ich bloß unterwegs eingeschlafen? Ich hätte sonst eventuell einen Hinweis geben können, wo genau ich mich befand. Angestrengt dachte ich nach, es musste doch einen Grund geben, warum ich so arglos war?
Ach übrigens, wir hatten noch gar keine Gelegenheit uns vorzustellen, mein Name ist Juan, am Steuer sitzt Carlos und die beiden Herren links und rechts neben ihnen sind Alfonso und Raoul. „Also noch einmal Hallo, mein Name ist Jessica!“ Stellte ich mich ein bisschen widerwillig vor. Juan, der Beifahrer griff in das Handschuhfach und zauberte doch tatsächlich vier Flaschen Cola heraus. Dankbar nahm ich das Getränk an und auch er und der Fahrer Carlos teilten sich eine Flasche. Meine Nachbarn lehnten dankend ab. „Mhm tut das gut, obwohl ich sonst selten Cola trinke, kommt es mir heute wie das köstlichste Getränk vor.“ Stellte ich erstaunt fest. Wir alle lachten .
Das war es! Irgendeine Substanz muss in dieser Flasche gewesen sein. Ein Beruhigungsmittel oder Ähnliches.
Warum sonst blieb ich so ruhig und gelassen in solch einer gefährlichen Situation?
Ich schloss die Augen und träumte von einem Glas guten Rotwein bei einem heißen Bad, das mich in die richtige Stimmung versetzen würde, dieses Erlebnis ganz schnell zu vergessen. Als ich aus meinen Tagträumen wieder erwachte, bemerkte ich, dass wir eine Richtung eingeschlagen hatten, die ich nicht kannte. Ich bildete mir ein, von hier aus alle Wege zu kennen, aber dieser war mir neu, weder die alte Scheune links, noch die brachliegenden Felder auf der rechten Seite, verrieten mir, wo ich mich befand.
„Wohin fahren wir? Ich bin hier noch nie gewesen, ist das eine Abkürzung?“ Der Mann am Beifahrersitz drehte sich zu mir um und sah mich eigenartig an. Mir wurde ganz übel. „Das ist nicht der Weg zum Waldrand und auch nicht in die Stadt. Es wird bald dunkel und von hier aus sind es fast vier Stunden Fahrt. Sie sollten erst einmal mit uns kommen.
Wir leben in einer Art Wohngemeinschaft. Sie sehen nicht sehr gut aus und ich bin sicher Sie möchten sich noch ein bisschen erholen, ehe Sie dem Alltagsleben wieder guten Tag sagen.
Grübelnd saß ich zwischen zwei schwarzen Riesen und besah mir die weitläufige Landschaft, durch die wir fuhren. Weit und breit nichts als Wiesen; Felder und Wälder. Vereinzelt mal eine kleine Ansammlung von Häusern oder eine große Scheune mit einem einsam gelegenen Haus. So wie es aussah, fuhren wir nicht in die Zivilisation, sondern sehr weit weg davon. Wir waren mitten in den Huertas. Ein riesiger grüner Gürtel rund um Valencia mit eigenen Bewässerungsanlagen zum Anbau von Obst und Gemüse. Nur leider in den letzten Jahren immer mehr verwaist.
Wieso hatte man mich in dieses Haus gebracht? Warum hielten sie mich hier fest? Wollten Sie mir etwas antun? Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Bekam ich langsam Paranoia oder wäre das gar kein so abwegiger Gedanke? Egal wie lange,
Weitere Kostenlose Bücher