Im Bann des Highlanders
Tèarlach wieder zu Hause ist, wird er Einwände erheben und dich über Nacht nicht weglassen.« Er stockte und schürzte nachdenklich die Lippen. »Vielleicht wäre es am besten, wenn Seonag und ich alleine gehen. «
Noch bevor Màiri protestieren konnte, sprang Joan auf und sagte heftig: »Ich will nicht, dass ihr euch meinetwegen in Gefahr begebt, keiner von euch! Ich werde alleine gehen, den Platz, wo ich die Gebeine versteckt habe, kenne ich und den Friedhof werde ich auch finden. Euer Vater könnte auch verärgert sein.«
Ewan zog halb belustigt, halb bestürzt eine Augenbraue hoch, dann streckte er einen Arm aus. »Komm her, bitte. Du scheinst Màiris und meine Lage zu verkennen, unser Vater ist zwar streng, aber wir sind Teil seiner Familie und er liebt uns. Selbst wenn man uns bei der Arbeit entdecken würde, müssten wir vielleicht ein paar unangenehme Fragen beantworten – aber dich deswegen alleine in den Wald zu schicken, kommt nicht in Frage.«
Zögernd trat sie auf ihn zu, worauf er ihre Hüfte umfasste und sich an ihn schmiegte. Der Gedanke, zu nächtlicher Stunde im stockfinsteren Unterholz herumzugeistern, war in der Tat nicht besonders verlockend, und sie war froh, dass Ewan und Màiri ihre Hilfe anboten.
»Ewan hat recht«, pflichtete Màiri ihm bei. »Wir werden deine Urahne gemeinsam begraben, es sei denn ...« Sie wechselte einen wissenden Blick mit ihrem Bruder, » ... es sei denn, du bist dir doch nicht so sicher, dass du bis zu deinem Lebensende bei uns bleiben möchtest, Seonag.
Joan straffte den Körper, dabei nickte sie bestimmt. »Es gibt für mich kein Zurück.«
Der Druck seiner Hände auf ihren Hüften wurde stärker, und als sie zu ihm hinunter blickte, sah sie die Liebe in seinen Augen und die Bitte, ihm zu vertrauen.
»Wenn du dir sicher bist, sollten wir uns noch heute Nacht auf den Weg machen, aye?«, sagte er feierlich, und Joan blieb nichts anderes übrig als wortlos zu nicken.
Schweren Herzens hatte Ewan Joan alleine zurückgelassen. Gemeinsam mit seiner Schwester war er zur Burg geritten, um die Geschichte, die sie sich ausgedacht hatten, gemeinsam glaubwürdig zu vertreten.
Bei einem ersten leichten Schneefall in der Nacht hatte sich herausgestellt, dass das Dach undicht war Es war für Ewan zu gefährlich, es zu reparieren.
Nun, da weder Ewans Anwesenheit, die Schutz und Geborgenheit gab, noch Màiris Wärme die Kate erfüllte, fühlte sich Joan elend. Fast feindselig schielte sie zu dem sgian dubh auf dem Tisch, den Ewan zu ihrem Schutz zurückgelassen hatte.
Der kleine Dolch mit dem schwarzen Heft lag da und Joan betete, ihn nicht benutzen zu müssen.
Ruhelos wanderte sie in der Kate auf und ab, und obwohl ein Feuer brannte, fror sie erbärmlich. Es schien ihr, allein Ewans Gegenwart hatte ausgereicht, es warm sein zu lassen und ihr Wohlgefühl zu geben. Sie versuchte sich mit den Gedanken an seine leidenschaftlichen Küsse, an seinen Körper abzulenken, was ihr ein wenig sogar gelang.
Es wurde bereits dunkel, als Ewan und seine Schwester endlich zurückkamen. Nach einer kurzen, jedoch innigen Umarmung nahm Ewan den Spaten, den er im Schuppen neben der Kate gefunden hatte und sagte: »Wir haben zu Hause alles geklärt. Und zu der Beerdigung: wir müssen das letzte Stück bis zum Grab zu Fuß gehen, für die Pferde ist das Gebiet zu unwegsam.«.
Màiri hüllte sich in ihren Umhang, zog die Kapuze tief ins Gesicht und forderte Joan auf, es ihr gleich zu tun. Nur wenige Minuten später brachen sie auf, drei dunkle Gestalten auf zwei Pferden, bemüht, so wenig Lärm wie nur möglich zu machen.
Wieder saß Joan vor Ewan auf dessen Pferd, doch diesmal war ihre Angst größer. Es war so kalt und finster, nur der Hufschlag und das sporadische Schnauben der Pferde war zu hören.
Sie sprachen kaum und als das Unterholz dichter wurde, hielt Ewan an. »Jetzt müssen wir zu Fuß weiter, mo nighean. Es ist nicht mehr weit.«
Trotzdem brauchten sie noch fast eine Stunde, bis sie die Grube erreichten. Joan horchte tief in sich hinein, doch kein Rauschen war zu hören, keine Stimme erhob sich und versuchte sie weiter zu locken.
Sie ging um den Hügel herum und kniete an der Stelle nieder, an der sie glaubte, Ceanas Gebeine im Laub vergraben zu haben. Als sie sie nicht auf Anhieb fand, stieß sie einen erschrockenen Ruf aus.
»Was ist?« Sofort war Ewan bei ihr und hockte sich neben sie. »So rede doch!«
Im dem Augenblick ertastete Joan den Totenschädel. »Ich dachte
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