Im Bann des Highlanders
Joan um. Sie stand mit den Pferden alleine am Rand des steinigen Pfades. Den Tieren schien es langweilig zu werden, sie begannen, nervös zu scharren und nach Joans Umhang zu schnappen.
Endlich kam Màiri mit einem Arm voller Reisig und Laub zurück und brachte alles zu Ewan. Sie nickte erleichtert, als sie sah, dass das Erdloch groß genug war, um Ceanas Gebeine aufzunehmen.
»Binde die Pferde dort an den Baum«, sagte Màiri, als sie zu Joan zurückkam. »Es ist so weit, wir können mit dem Begräbnis beginnen.«
Joan tat, wie ihr geheißen war, dann ging sie beklommen zu dem kleinen Grab, vor dem Màiri und ihr Bruder bereits warteten.
Beide traten einen Schritt zurück, als Joan sich niederkniete und die Gebeine vorsichtig in das frische Erdloch legte, als habe sie Angst, Ceana weh zu tun. Leise begann Màiri zu beten, und auch Ewan hatte den Kopf gesenkt und die Hände gefaltet.
Es war eine gespenstische Szene, die Joan an Gruselfilme ihrer Zeit erinnerte. Doch das war kein Film, sondern Wirklichkeit, und bevor sie aufstand, sagte sie leise: »Möge deine Seele in Frieden ruhen. Durch dich bin ich dem Mann begegnet, der mein ganzes Leben verändert hat; du nimmst mir hoffentlich nicht übel, dass er Laird Dòmhnalls Sohn ist ...«
Ihr Blick huschte zu Ewan. Es war nicht erkennbar, ob er sich über die Ironie des Schicksals amüsierte oder einfach nur glücklich war, Joan durch Ceana getroffen zu haben.
Zögernd stand Joan schließlich auf, und während Ewan das Grab zuschaufelte, spürte sie unvermittelt eine neue, innere Ruhe in sich. Sie wusste nun, dass Ceana endlich ihren verdienten Frieden gefunden hatte.
Nachdem Ewan die Erde festgetreten hatte, legten die Frauen gemeinsam Laub und Zweige darauf, sodass sich die Stelle vom übrigen Friedhof nicht unterschied.
»Wir müssen aufbrechen, damit wir vor Tagesanbruch wieder bei der Kate sind«, drängte Ewan sanft, »sonst könnte es sein, dass wir einer Patrouille Dragoner in die Arme laufen.«
Nach einem letzten Blick zu der Stelle, an der Ceana Matheson ihren ewigen Frieden gefunden hatte, ließ sich Joan auf das Pferd helfen.
Im Osten wurde es bereits hell, als sie das unscheinbare Steinhäuschen wieder erreichten. Vor Erschöpfung war Joan während des Rittes eingeschlafen, ihr Kopf hatte dabei seitlich gegen Ewans Schulter gelehnt.
Aber richtig wach wurde sie auch nicht, als Ewan ihr leise ins Ohr raunte, dass sie ‚zu Hause’ seien. Sie merkte kaum, dass er sie in die Kate trug, auf das Bett legte und zudeckte. Sie träumte, dass Ceana – diesmal ganz deutlich erkennbar – ihr mit glücklichem Gesicht zuwinkte. Es war wie ein Abschied für immer, ein Abschied in Frieden.
Als Joan erwachte, spürte sie Ewans Wärme. Ewan schlief fest, seinen rechten Arm schützend um ihre Schulter gelegt. Vorsichtig bettete sie den Kopf auf seine Brust und schloss wieder die Augen. Es war ein köstliches Gefühl, ihn ganz nahe bei sich zu haben.
Ewan regte sich leicht im Schlaf und sein Arm schloss sich noch fester um Joans Körper.
Auch Joan schlief noch einmal ein, unter dem gleichmäßigen Schlag von Ewans Herzen wurde daraus ein traumloser Schlaf, aus dem sie erst als es schon wieder dunkelte von unzähligen zärtlichen Küssen auf ihrem Körper geweckt wurde.
»Ich weiß jetzt endgültig, dass du meinetwegen hier bleibst«, sagte Ewan, nachdem sie sich hemmungslos geliebt hatten. »So grenzenlos hat sich mir noch nie eine Frau hingegeben und auch ich habe nie die Liebe so empfunden, wie mit dir.«
Flüchtig tauchten die Bilder von der Schlacht bei Culloden auf, aber Joan verdrängte sie sofort. Bis dahin hatten sie noch fünfzehn Jahre, die – so Gott wollte – voller Erfüllung sein würden.
Ewan hatte protestiert, als Joan aufstehen wollte. Mittlerweile hatte es wieder geschneit, und auch der Boden der Kate war gefroren. Joan hatte sich mehr als gern überreden lassen, im Bett zu bleiben, während Ewan aufstand und – nackt, wie er war – eine Mahlzeit zusammenstellte.
Später, nachdem sie gegessen hatten, erklärte er, die meisten Bauern verbrächten den Winter in ihren Betten, und verließen die Kate nur, um ihre Notdurft zu verrichten und um sich um das Vieh zu kümmern.
Plötzlich wurde er ernst, maß Joan mit einem nachdenklichen Blick und fragte schließlich: »Als ich in deiner Zeit war, war Glenbharr Castle ein Trümmerhaufen. Wie konnte das passieren, was wird geschehen?«
Diese Frage hatte Joan befürchtet. Sie schwieg und
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