Im Bann Des Jaegers
war es nahezu unmöglich, Ethan zu sehen, da er sich nicht von dem Gebäude abhob und sich wie eine Spinne an die Mauer klammerte und ohne Kletterausrüstung in diesem undenkbaren Winkel an der Wand hinaufstieg.
Kane hielt den Atem an und suchte die Gegend sorgfältig nach jemandem ab, der Ethan entdecken könnte. Er wusste, dass Javier dasselbe tat. Das Warten auf die Bestätigung, dass er es geschafft hatte, schien sich endlos hinzuziehen. Kane konnte hören, wie sein eigenes Herz in seinen Ohren schlug. Irgendwo bellte ein Hund. Jemand hustete, und ein anderer Mann fluchte. Gelächter brach aus. Und in all dieser Zeit erlegte er sich ungeheure Disziplin auf, um seinen Blick nicht auf die Wohnung zu richten, in der die Frau, die er monatelang gesucht hatte, Vorbereitungen für ihre Flucht traf.
Ein Mann auf dem Dach. Er hat eine Flasche Tequila und eine Schnellfeuerwaffe. Eine tolle Kombination. Ethans Abscheu war deutlich zu spüren.
Mehr Zeit verging. Rose würde inzwischen mit dem Packen fertig sein. Sie würde mit leichtem Gepäck reisen. Nur das Notwendigste. Kane hatte einen bitteren Geschmack im Mund, doch ließ er seinen Blick weiterhin konzentriert über die Häuser und die Straße schweifen. Der erste Punkt auf seiner Tagesordnung war, für Ethans Sicherheit zu sorgen.
Alles klar. Ethans Stimme klang ruhig. Schickt den Adler los.
Gideon sprintete durch den Sand zum Rande des Gebäudes und dann in die Gasse hinein. Er klopfte Kane auf die Schulter und blieb stehen, um sich ein klareres Bild von der dunklen Straße vor ihnen zu machen. Hier und dort regten sich Gestalten in den Türen, und zwei Männer blieben kurz stehen, um auf ihrem Rundgang mit gesenkter Stimme miteinander zu reden. Zwei Frauen saßen auf einer Veranda und betrachteten schweigend das Geschehen, und am Ende der Straße lachten fünf Teenager miteinander, alles Jungen, und stachelten sich gegenseitig an, während sie das Messerwerfen übten.
Gideon rannte mit einer Geschwindigkeit los, die ihm nur seine genetische Weiterentwicklung erlaubte, und überquerte die menschenleere Straße so schnell, dass er nur verschwommen zu sehen war. Da er nicht Ethans Gabe besaß, mühelos mit nichts weiter als den Händen und den Zehen an steilen Hauswänden hinaufzuklettern, hatte Ethan Stufen aus Wurfsternen für ihn zurückgelassen. Gideon kletterte im Dunkeln schnell hinauf und hatte sein Scharfschützengewehr dabei flach auf dem Rücken.
Alle anderen konnten erleichtert aufatmen, als Gideon seinen Posten bezogen hatte. Der Mann verfehlte nie sein Ziel. Sie nannten ihn schließlich nicht grundlos den Adler. Gideon würde die Straße und die Fenster im Visier haben, während Ethan und Mack das Gebäude betreten und die Gefangenen herausholen würden. Kane würde ihnen drinnen Deckung geben, und Javier würde draußen auf der Straße sein. Sie alle waren schnell und sehr gefährlich, wenn es sein musste, doch in einer Situation wie dieser war es sehr schwierig, zwischen harmlosen Anwohnern und denen zu unterscheiden, die mit dem Feind zusammenarbeiteten, es sei denn, sie trugen ganz offenkundig Waffen.
Es kann losgehen , sagte Ethan. Wir geben dir Deckung.
Kane wurde innerlich vollkommen ruhig. Er wandte seine Aufmerksamkeit erneut Roses Apartment zu, suchte es gründlich ab und sandte Schallwellen durch das Gebäude, um hineinzuschauen. Sie stand an der Wohnungstür und hielt eine Waffe in der Hand.
Er holte tief Atem, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, während sein Körper auf die Sensoren reagierte, die die Bilder bearbeiteten, bevor er sich aus der Gasse zurückzog und um das Gebäude herumlief, damit er auf der richtigen Straßenseite auf ihr Gebäude zukam. Mack schloss sich ihm an und hielt mühelos bei dem forschen Tempo mit.
Wir werden dich bei diesem Einsatz brauchen, Kane.
Kane warf Mack rasch einen verärgerten Blick zu. Ich habe dich noch nie im Stich gelassen. Gib mir ein paar Minuten, damit sie sich bereitmachen kann, um gemeinsam mit uns aufzubrechen.
Mack nickte und kauerte sich in den Schatten des Gebäudes. Gideon? Hast du deinen Posten bezogen? Kane geht rein. Sie ist bewaffnet.
Wage es nicht, auf sie zu schießen! Mack, du Mistkerl. Ich kann euch nur raten, dass keiner auf sie schießt.
In Kanes Tonfall schwang eine Warnung mit. Er war ein gefährlicher, aufbrausender Mann, der zu raschen Vergeltungsmaßnahmen fähig war. Sie waren mit ihm aufgewachsen. Sie kannten ihn. Sein Tonfall sagte ihnen mehr als genug. Er
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