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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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knorriger Faust. »Aber normalerweise läßt du dir ein bißchen mehr Zeit, um meine Bestände zu vernichten.«
    Clarence Mirvish starrte stur an ihm vorbei, zum Fenster und hinaus, wo es nichts anderes zu sehen gab als blauschwarze Nacht und dahinter, wenn man genau hinsah, gemaserte Dunkelheit, zu der der Berghang geworden war.
    »Was gibt's da zu sehen?« fragte der Wirt.
    »Verdammte Gespenster«, grunzte Mirvish.
    »Jetzt, wo du es sagst, seh' ich sie auch.« McLaughlin grinste. Aber das Grinsen gefror ihm auf den Lippen, als er Mirvishs Blick sich auf ihn richtete. Es lag etwas darin, was er bei Clarence Mirvish noch nie gesehen hatte. Hinter dem leicht glasigen Schimmer, den der Whisky über die eisgrauen Augen gelegt hatte, glänzte noch etwas anderes. Etwas Flackerndes - Angst ...?
    »Meine Güte, was ist los mit dir, Clarence?« flüsterte McLaughlin.
    »Hab' ich doch gesagt«, erwiderte Mirvish. »Hab' verfluchte Gespenster gesehen.«
    »Wovon redest du?«
    »Kilchrenan Castle.«
    »Der verlassene Kasten da oben?« Der Wirt wies mit dem Stummeldaumen über die Schulter zum Fenster, wo jenseits der Finsternis hoch über Meat Cove das Bauwerk lag, das Mirvish gerade erwähnt hatte.
    »Verlassen«, sagte Mirvish, und fast sah es aus, als wollte er ausspucken. »Das war einmal. Jetzt spukt's dort.«
    »Unsinn.«
    »Ich hab's gesehen«, behauptete Clarence Mirvish. »Oder weißt du davon, daß dort jemand eingezogen ist?«
    McLaughlin schüttelte den runden Kopf. »Nope. Wer würde da schon freiwillig hinziehen? Müßte erst mal gründlich renoviert werden, der verfallene Kasten, und das kann sich doch kein Aas leisten.«
    Mirvish nippte von seinem Whisky.
    »Eben«, sagte er. »Also kann da etwas nicht mit rechten Dingen zugehen. Irgendwer hat sich dort eingenistet.«
    Er fröstelte, als er daran dachte, wie er reagiert hatte, als er den Jungen oben auf dem Turm gesehen hatte, und fügte nach einem weiteren Schluck hinzu: »Irgendwer - oder irgendwas.«
    Er erzählte McLaughlin von den Lichtern, die er am Abend in Kilchrenan Castle gesehen hatte. Den Teil mit dem Kind ließ er weg.
    Der Wirt des »Blue Moose« zuckte die Schultern.
    »Und? Vielleicht Wanderer, die dort Unterschlupf gesucht haben«, meinte er. In seinem Gesicht war ein Anflug von Enttäuschung auszumachen. Nach Mirvishs Gebaren hatte er sich eine aufregendere Geschichte erhofft.
    »Vielleicht«, meinte Clarence Mirvish. »Vielleicht aber auch nicht.«
    »Deswegen brauchst du dir nicht ins Hemd zu machen.«
    »Wer sagt, daß ich mir ins Hemd mache?« begehrte Mirvish auf.
    »Na, schau dich mal im Spiegel an .«
    »Nicht nötig«, erklärte Clarence Mirvish. »Ich schau mir lieber was anderes an.«
    Er rutschte vom Schemel, kippte den Rest des Whiskys und legte einen Geldschein auf den Tresen.
    »Was hast du vor?« fragte McLaughlin mißtrauisch.
    »Ich gehe nachsehen, was da oben abläuft.« Mirvish wies in die ungefähre Richtung, in der Kilchrenan Castle lag.
    »Jetzt? Bist du verrückt? Du wirst abstürzen!« warnte der Wirt.
    Mirvish winkte ab. »Unsinn. Ich kenne die Gegend wie meine Westentasche. Kannst mich blind durchjagen, und ich trete nicht daneben.« Er nickte grüßend in die Runde und verließ den »Blue Moose«.
    Die kalte Nachtluft lichtete die Whiskynebel ein wenig, in jedem Fall aber genug, um ihn sein Vorhaben nicht vergessen zu lassen. Er blieb stehen und sah den Berghang hinauf, wo er, in wattiger Schwärze versteckt, Kilchrenan Castle wußte.
    »Das ist mein Zuhause hier«, murmelte Clarence Mirvish grimmig. »Und da ist kein Platz für ein verdammtes Gespenst.«
    Damit stapfte er los.
    *
    An einem geheimen Ort
    Wie oft war er den Weg schon gegangen? Tausendmal? Eher noch öfter . Trotzdem kam er Salvat immer wieder anders vor. Auf eine Weise, die sich Blicken nicht erschloß. Als wären die Stufen im Fels mit jedem Mal, da er sie hinabstieg oder erklomm, ein kleines bißchen höher als zuvor. Als wären die kahlen Wände ein wenig näher aufeinander zugerückt. Oder als hätte das Licht hier unten seit seinem letzten Besuch einen winzigen Teil seiner Kraft eingebüßt .
    Vor der ersten Kehre der Felstreppe blieb Salvat noch einmal stehen. Er wandte sich um, wie er es immer tat an dieser Stelle. Und wie immer spürte er den eisigen Dorn, der ihm in die Brust fuhr, als er dem Verwirrspiel von Licht und Schatten erlag.
    Im zuckenden Schein der Flammen sah es aus, als würde das Tor sich bewegen. Als würden unsichtbare, aber

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