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Im Bannkreis Des Mondes

Im Bannkreis Des Mondes

Titel: Im Bannkreis Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Monroe
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bestimmt hätte die Äbtissin in ihrem letzten Brief etwas in der Richtung erwähnt, wenn das der Fall wäre. Überdies hatte Abigail ihre Mutter gefragt, ob sie Emily bald wiedersähe.
    Sybil hatte darauf ausweichend geantwortet, das sei gut möglich. Abigail hatte bisher geglaubt, ihre Mutter hätte sich bloß geziert, aber jetzt musste sie fürchten, dass Sybil die Wahrheit gesagt hatte: Es war möglich, aber nicht wahrscheinlich.
    Nach einigem Suchen fand Abigail schließlich den Brief des Königs und las ihn mit wachsender Panik.
    Das konnte nicht wahr sein. So grausam konnte ihre Mutter doch nicht sein! Aber die Nachricht des Königs verhieß anderes. Sybil hatte den wahren Grund der Reise mit keinem Wort erwähnt. Sie war eine habgierige Krämerseele, und in dem Brief waren die genauen Modalitäten aufgeführt, die ihre Gier und ihr Verrat dem König diktiert hatten. Ein Verrat, den der König getreulich verbrieft hatte.
    Wie konnte eine Mutter etwas so Widerwärtiges planen und ihrer Tochter antun? Schlimmer noch: Wie konnte sie das tun, ohne Abigail zu warnen, was auf sie zukam?
    Eine Hand packte sie an der Schulter. Die Finger gruben sich wie die Klaue eines Raubvogels in ihr Fleisch. Ihr Herz setzte aus und schlug dann rasend schnell wie das eines fliehenden Kaninchens.
    Sie wurde heftig herumgerissen und stand von Angesicht zu Angesicht ihrer erzürnten Mutter gegenüber.
    »Was tust du hier?«, wollte Sybil wissen.
    Abigail konnte die Worte nicht hören, aber es fiel ihr nicht schwer, die Wut im Gesicht ihrer Mutter zu erkennen und ihr die Frage von den Lippen abzulesen.
    Zuerst lähmten das Entsetzen und die Angst, bei ihrem Treiben entdeckt worden zu sein, Abigails Gedanken. Sie versuchte zu sprechen, aber sie spürte, dass sich kein Laut in ihrer Kehle bildete und über ihre Lippen kam. Ihre Mutter verzog angewidert das Gesicht.
    Diese Abscheu schnitt in Abigail wie ein Messer, das eine blutige Spur in ihrem Inneren hinterließ. Statt jedoch wie bei anderen Gelegenheiten Scham über ihre Unfähigkeit zu empfinden, kochte in Abigail eine unbändige Wut hoch, weil ihre Mutter sie verraten hatte.
    Mehr als zwei Jahre waren seit jenem ersten Edikt des Königs vergangen, das Abigails Welt zum zweiten Mal in ihrem jungen Leben zerrissen hatte. Weil Sir Reuben nicht angemessen auf den Befehl des Königs reagiert und zu wenig Soldaten geschickt hatte, als dieser seine Vasallen darum bat, hatte der König stattdessen eine heiratsfähige Tochter von ihm verlangt. Er und der schottische König hatten durch eine Heirat den englischen Adel mit dem schwer zu kontrollierenden Adel der Highlands verbinden wollen.
    Emily war nach Schottland geschickt worden, um Talorc, den Laird der Sinclairs, zu heiraten. Doch dann war sie von dessen Rivalen, dem Laird des Balmoral-Clans, entführt worden und hatte ihren Entführer letztendlich geheiratet.
    Als Abigail davon erfahren hatte, war sie davon ausgegangen, dass die Sache sich damit erledigt hatte. Schottlands König sollte glücklich sein, schließlich hatte einer seiner Highlandlairds eine Engländerin zur Frau bekommen. Dieser Gedanke war wohl ziemlich naiv gewesen. Trotzdem hatte sie damals geglaubt, es werde keine neuen Forderungen geben.
    Wenn sie den Brief des Königs richtig verstand, war Abigails baldige Vermählung mit dem einst als Emilys Ehemann vorgesehenen Laird eine Folge von Sybils Gesuch um Wiedergutmachung. Der schottische König hatte damit nichts zu tun. Ihre Mutter hatte den König um diese Verbindung gebeten, obwohl sie genau wusste, dass sie damit ihre gehörlose Tochter auf Gedeih und Verderb in ein fremdes Land zu einem fremden Mann schickte.
    Abigail legte alle Verachtung, die sie für die Niedertracht ihrer Mutter empfand, in ihren Blick. »Ich habe nach der Wahrheit gesucht. Sie von dir zu erfahren ist ja gar nicht so leicht.«
    Sybil tat diese Beleidigung mit einem missfälligen Schnauben ab. »Du hast in diesem Zimmer nichts zu suchen.«
    »Wenn ich bedenke, wie du dich mir gegenüber verhältst, scheine ich nirgendwo in dieser Burg etwas zu suchen zu haben.«
    Ein stummer Blick war die Antwort auf diese Anschuldigung, doch dieser Blick war beredter als tausend Worte. Sybil wollte, dass ihre Tochter von hier verschwand. Der Schmerz darüber zerriss Abigail geradezu. Die jahrelang erfahrene Ablehnung gipfelte in diesem einen Moment und traf ihr Herz mit einer unerträglichen Qual.
    »Wann wolltest du mir davon erzählen?«, fragte Abigail. Sie

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