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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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umgab, hatte ihm noch nie gefallen. Klare Kanten, harte Oberflächen. Barrett hatte sich nicht im Mindesten darum geschert, welchen Einrichtungsstil John für die Kanzlei vorgegeben hatte.
    Barrett drehte sich auf seinem Stuhl herum. Er wirkte überrascht. »Ich dachte schon, Sie hätten es sich anders überlegt, Lyons.« Obwohl er gelassen tat, konnte John fühlen, welche Wut in ihm brodelte.
    Normalerweise ließ sich sein Partner kaum je Gefühle anmerken. Hier war Vorsicht geboten. John setzte sich in einen der Sessel aus Leder und Metall. Das Ding war so geschickt konstruiert, dass man nirgendwo eine Naht sah. Er behielt sein Pokerface bei. Er würde diesem verdammten Emporkömmling nicht den kleinen Finger reichen.
    »Sie sagten, Sie wollten etwas besprechen.« Es gab nur einen Weg, wie er dieses Gespräch angehen konnte: offensiv.
    »Heute Nachmittag hat jemand angerufen. Von einer Kreditfirma namens
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    John versuchte, sich in dem Sessel zurückzulehnen, aber das war praktisch unmöglich. »Und?«
    »Sie fordern die Rückzahlung eines Kredits. Den Sie im Namen der Kanzlei aufgenommen haben. Mit betrügerischen Mitteln.« Er sagte es so beiläufig, als würde er von einem Golfturnier berichten.
    Zu lügen war sinnlos. Inzwischen hatte Barrett sicher den Kreditvertrag vorliegen. »Ich zahle das zurück. Mit Zinsen.«
    »Natürlich. Die Frage ist nur: Gibt es da noch weitere Kredite, von denen wir nichts wissen?«
    »Nein.« Lyons hielt Barretts Blick stand. »Nur diesen einen. Ich hatte zu wenig Geld. Ich brauchte den Kredit, um in ein vielversprechendes junges Unternehmen zu investieren.« Er bemühte sich um einen eindringlichen Tonfall. »Es war eine so gute Gelegenheit, die konnte ich nicht verstreichen lassen. Die Gewebeindustrie boomt. Die Kanzlei bekommt das Geld in sechs Monaten zurück.«
    »Mich beschäftigt vor allem die Frage, ob Sie
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zu einem Vergleich geraten haben, weil das
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zugutekam. Einer Firma, an der Sie beteiligt sind.«
    John fuhr zurück und prallte hart gegen die Rückenlehne des Sessels. Er fluchte leise. »Nein! Natürlich nicht. So etwas würde ich nie tun.«
    Barrett waren seine Zweifel deutlich anzumerken. »Kommen Sie mir nicht so. Ich will die Akte
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morgen früh auf dem Schreibtisch haben.«
    Morgen war Samstag. Es kostete John Mühe, seine Wut über diese arrogante Forderung nicht zu zeigen. Der Mann kommandierte ihn herum wie einen verdammten Rechtsanwaltsgehilfen. Er zwang sich, ruhig zu antworten. »Ich bin seit dreiundzwanzig Jahren Anwalt, Randall. Während meiner gesamten Laufbahn habe ich nicht ein Mal einen juristischen Rat erteilt, der den Interessen meiner Mandanten zuwidergelaufen wäre.« Und diese lange erfolgreiche Arbeit wollte dieser Scheißkerl zunichtemachen. Seit Barrett sich der Kanzlei angeschlossen hatte, tat er alles, um Johns Macht zu untergraben. Letztes Jahr war er sogar zum Managing Partner gewählt worden. Anstelle von John. Das hatte ihn tief getroffen, mehr, als Barrett je erfahren würde.
    Wenigstens bereitete er diesem aalglatten Arschloch gerade eine Menge Probleme. »Was den Kredit betrifft, habe ich einen Fehler gemacht, das gebe ich zu. Aber ich zahle das Geld zurück. Ich setze gleich heute Abend eine entsprechende Vereinbarung auf.«
    »Das mache ich selbst«, sagte Barrett scharf. »Im Augenblick macht mir der Fall
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aber viel mehr Sorgen, Lyons. Wenn Sie die Kanzlei einer Klage wegen eines Interessenkonflikts ausgesetzt haben, spielt es kaum noch eine Rolle, ob Sie das Geld zurückzahlen oder nicht. Ein solches Verfahren würde uns ungleich mehr kosten. Der Schaden für unseren guten Ruf wäre unabsehbar.«
    John zwang sich, Barrett in die Augen zu blicken. Er wollte ihn nicht merken lassen, dass er damit den wunden Punkt getroffen hatte. Denn sobald Barrett herausfand, dass John in diesem einen Fall tatsächlich einen unlauteren Rat erteilt hatte – damit
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nicht im Verlauf des drohenden Rechtsstreits zu genau unter die Lupe genommen wurde –, würde er auch Johns andere Mandanten überprüfen. Und dann würde er entdecken, dass John Geld von ihren Konten abgezweigt hatte.
    Falls es dazu kam, würde er die Kanzlei verlassen müssen. Die Anwaltskammer würde ihm vorübergehend oder auch dauerhaft die Zulassung entziehen. Sein Ruf wäre ruiniert. Er würde niemals mehr genug Geld verdienen, um seine Schulden loszuwerden.
    Barrett legte die Hände flach auf den Schreibtisch.

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