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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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spüren. Vermutlich hätte sie doch nicht so schroff antworten sollen. Schließlich wollte sie ihn nicht beleidigen, sondern nur auf Distanz halten. »Es tut mir leid, dass ich nicht gleich angerufen habe.«
    »Sie können mir das in meinem Büro erklären. Kommen Sie sofort in die Kanzlei.«
    Verdammt. »Ich kann jetzt nicht, Randall. Ich muss dringend etwas erledigen.«
    »Kate, das war keine Bitte.« Seine Stimme klang hart. »Sie kommen jetzt gleich. Oder Sie bleiben ganz weg.«
    Er legte auf.
    Kate warf das Telefon neben sich auf den Autositz. »Soll er doch zur Hölle fahren!« Im Grunde war sie jedoch wütend auf sich selbst.
    Während der Fahrt zur neuen Brücke dachte sie darüber nach, was sie tun sollte. Vor ihr blitzten die Lichter von Polizeiwagen. Kurz vor der Mautstelle ging es nur noch im Schritttempo voran. Mehrere Autos scherten aus und rasten zur alten Brücke. Bei einer Lücke im Verkehrsstrom erkannte Kate, dass sich weiter vorn ein Unfall ereignet hatte.
    »Verdammt.« Sie nahm die nächste Ausfahrt und steuerte ebenfalls die alte Brücke an. Wieder brodelte Ärger in ihr hoch – und Schmerz. Sie hatte Randall aus dem Weg gehen wollen, bis sie ihre Entdeckungen der Kriminalpolizei vorgelegt hatte. Doch Randalls Anruf hatte sie an etwas erinnert, das sie fast übersehen hätte.
    Sie überquerte die Brücke und bog von der Hollis Street in Richtung Lower Water Street ab. Der schimmernde Monolith, in dem LMB seine Büroräume hatte, war jetzt nur noch fünf Autominuten entfernt.
    Sobald sie der Polizei ihre Beweise präsentierte, würden erst
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und dann auch
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erledigt sein. Ihr Berufsethos verpflichtete sie aber dazu, als Erstes ihre Kanzlei zu informieren, wenn ein wichtiger Mandant in Schwierigkeiten zu geraten drohte.
    Und dass sie kündigte, bevor die Fetzen flogen.

48
    Freitag, 18. Mai, 17:50 Uhr
    Kate Lange war noch immer nicht zu Hause. Wo zur Hölle steckte sie? Er konnte nicht länger warten. Während John Lyons zur Kanzlei fuhr, den letzten Resten des Berufsverkehrs entgegen, arbeitete sein Verstand auf Hochtouren.
    Trotz seiner eisernen Entschlossenheit lief ihm der kalte Schweiß über den Rücken. Hatte Barrett etwa herausgefunden, dass er manchmal Geld von den Anderkonten seiner Mandanten abgezweigt hatte? Diese Beträge hatte er von dem Kredit zurückgezahlt, den er für
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aufgenommen hatte.
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hätte das Geld gar nicht gebraucht – da sie Anna Keanes Einrichtungen nutzten, waren die laufenden Kosten minimal –, aber er hatte Anna eingeredet, dass sie den Kredit benutzen würden, um zu expandieren. Anna war begeistert gewesen; sie wollte ihr Imperium zu gern wachsen sehen.
    Nur hatte er den Kredit nicht zurückzahlen können. Damals hatte er eifrig Immobilien in den USA aufgekauft und sie bis zum Anschlag mit Hypotheken belastet, um noch mehr zu kaufen. Er hatte sich gefühlt wie ein Kind im Bonbonladen. Und dann war alles zusammengebrochen. Die Banken hatten der Reihe nach ihre Darlehen zurückgefordert. Davon hatte er sich nicht wieder erholt.
    Er fuhr aufs Parkdeck und nahm den Fahrstuhl zum Empfangsbereich von LMB . Dort blieb er stehen und schaute sich um. Er hatte diese Kanzlei mit aufgebaut. Er erinnerte sich noch gut daran, wie sie diese Büroräume bezogen hatten. Direkt am Wasser, die beiden obersten Etagen. Er liebte sein Büro mit der atemberaubenden Aussicht auf Georges Island und die Hafeneinfahrt. Die Räume waren so eingerichtet, wie es sich für eine derart angesehene Kanzlei gehörte: qualitativ hochwertige, geschmackvolle und teure Möbel, dicke Teppiche, moderne Arbeitsplätze für die nicht juristischen Angestellten, eine umfangreiche Fachbibliothek samt firmeneigener Bibliothekarin.
    Jedes Kunstwerk, das die Wände schmückte, hatte John eigenhändig ausgewählt. Es hatte zehn Jahre gedauert, diese Sammlung aufzubauen, aber es hatte sich gelohnt. Vielversprechende junge kanadische Künstler zu entdecken, hatte ihm großen Spaß gemacht, und er war überzeugt, dass der Wert dieser Gemälde im Lauf der Zeit exponentiell ansteigen würde.
    Und nun war alles bedroht, was er sich mit so viel Mühe aufgebaut hatte. Seine Position als Partner der Kanzlei war sein letzter Rettungsanker. Nur mit diesem Rückhalt konnte er es schaffen, sich die Wölfe vom Leib zu halten. Aber jetzt hatte Randall Barrett angerufen.
    Das ärgerte ihn. Gewaltig.
    Er marschierte in Barretts Büro. Der schlichte, moderne Stil, mit dem Barrett sich

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