Im Blut vereint
dunkel. Dann bemerkte sie seine Silhouette vor dem Hintergrund seines Wagens.
»Oh. Hallo, John.« Sie winkte lässig, drehte sich um und ging in Richtung Fahrstuhl. Ihr Herz schlug wie wild. John war nun wirklich der Allerletzte, dem sie jetzt begegnen wollte. Sie hatte zwar noch nicht herausbekommen, was genau er mit
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zu tun hatte, aber irgendeine Verbindung gab es mit Sicherheit. Und in dem Fall war er in einige ziemlich schmutzige Machenschaften verwickelt.
»Warten Sie, Kate!« Er kam eilig zu ihr herüber.
Sie blieb stehen und wandte sich um. »Ich habe einen Termin, John. Ich muss weiter.« Sie rang sich ein Lächeln ab.
»Ich muss mit Ihnen reden, bevor Sie sich mit Randall treffen.« John blieb neben einem wirklich schicken Auto stehen – Randalls, um genau zu sein. Er hielt sich steif, die Arme dicht an den Körper gedrückt.
»Das sehe ich anders.«
»Kate.« Aus dieser einen Silbe sprachen Enttäuschung, Schmerz und Besorgnis. »Seien Sie doch nicht so. Ich möchte Ihnen helfen.«
»Mir helfen?« Eine ungeheure Wut über Johns Verrat packte sie. Er hatte ihr Vertrauen ausgenutzt, die Gesundheit vieler Menschen aufs Spiel gesetzt und Tote für seine kriminellen Zwecke missbraucht. In die Wut mischten sich Kummer und Schmerz. »Sie sollten sich besser selbst helfen.«
Sobald sie es ausgesprochen hatte, erkannte sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
Er sah sie verblüfft an.
»Was meinen Sie damit?«, fragte er gefährlich leise.
Kate bekam eine Gänsehaut. »Nichts.«
»Ach, das glaube ich nicht, Kate.« Sein Blick wurde hart. »Aber wenn Sie wirklich so clever sind, wie Sie meinen, dann werden Sie Randall gegenüber schön den Mund halten.«
Es war das erste Mal, dass er vor ihr seine gepflegten Umgangsformen vergaß.
Ihre Anspannung wuchs. Sie wollte weg. Bei seinen nächsten Worten blieb sie jedoch wie angewurzelt stehen.
»Sie haben doch auch Ihre Geheimnisse, nicht wahr, Kate? Dinge, von denen weder Randall noch die Anwaltskammer je hören dürfen.«
Sie spürte, wie ihre Hände feucht wurden. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Ihr Verstand wollte, dass John weitersprach, damit sie endlich herausfand, ob ihre Befürchtungen zutrafen. Doch ihr Körper wollte nur noch fliehen. Sie wich einen Schritt zurück. »Ich muss los …«
Er lächelte. »Ich werde niemandem verraten, dass Sie in
Keane’s Funeral Home
eingebrochen sind und vertrauliche Unterlagen gestohlen haben …«
Ihr wurde kalt bis ins Mark. Jetzt war alles klar. Von diesem Diebstahl konnte er nur wissen, wenn er mit Anna Keane unter einer Decke steckte. In dem Fall wusste er auch, dass Kate ihm auf der Spur war. Er hatte allen Grund, sie zum Schweigen zu bringen.
»John, ich weiß nicht, wovon Sie reden …«
Er lächelte noch immer. »Sie brauchen es gar nicht abzustreiten, Kate. Wir wissen Bescheid. Also machen wir es doch so: Sie behalten unser Geheimnis für sich und wir Ihres. Sonst können Sie Ihre Karriere nämlich vergessen.«
Er konnte nicht ahnen, dass sie sich von dieser Karriere bereits verabschiedet hatte.
John lehnte sich an Randalls Wagen und begann mit irgendetwas gegen die Stoßstange zu schlagen.
Kate blickte hin. Und erstarrte.
Es war ein Reifenheber.
Gemächlich, aber ganz gezielt hämmerte John eine lange Delle in das glänzende Chrom von Randalls Jaguar.
»Kate, ich will Sie nicht drängen, aber ich glaube, Randall wartet auf Sie.«
Sie schluckte. »Abgelehnt.«
Dann nahm sie alle Energie zusammen, drehte sich blitzschnell um und rannte die Rampe entlang zur Treppe. John setzte ihr nach.
Irgendetwas rutschte ihr aus der Tasche und fiel klappernd zu Boden. Sie hörte Johns Schritte hinter sich, überraschend leise und erschreckend schnell.
Sie erreichte die Tür zum Treppenhaus. Zugleich hörte sie jemand keuchen. War sie das? Oder John?
John.
Er hatte sie fast eingeholt. Sie drückte die Türklinke hinunter und zog mit aller Kraft. Die Tür öffnete sich, Kate stürmte ins Treppenhaus, stolperte und stürzte mit dem Kopf voran auf die feuchten Betonstufen. John packte sie am Arm und zog sie hoch.
Erst war sie erleichtert. Und dann wurde ihr übel.
Er hob den Arm.
Aus dem Augenwinkel sah sie den Reifenheber.
Ihre Beine zitterten vor Angst. Sie riss sich los.
Sie spürte einen Luftzug. Setzte zum Schreien an. »Nein …«
Der Reifenheber sauste auf sie nieder.
Um sie wurde es schwarz.
50
Freitag, 18. Mai, 18:47 Uhr
Schmerzen. Pochende, quälende Schmerzen,
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