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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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»Ich berufe für morgen Nachmittag 14:00 Uhr eine Krisensitzung der Partner ein. Wir erwarten einen umfassenden Lagebericht von Ihnen. Versuchen Sie nicht, etwas zu verschleiern, Lyons. Es würde die Sache für Sie nur schlimmer machen.«
    Dreiundzwanzig Jahre Berufserfahrung als Anwalt hatten John eins gelehrt: Man durfte dem Gegner nie zeigen, dass er einem das Genick brechen konnte.
    »Ich habe nichts zu verbergen«, sagte er und stand auf. Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ Barretts Büro. Sein Gesicht war schweißnass. Hastig wischte er sich mit der Hand über die Stirn.
    Er ging zum Empfangsbereich und nahm einen der Fahrstühle. Aber statt den Knopf für das Parkdeck zu drücken, fuhr er nur ein Stockwerk tiefer zur Etage der Mitarbeiter und Juniorpartner. Über die Treppe lief er wieder nach oben, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm, und eilte auf einem Umweg zu seinem Eckbüro. Es lag ganz am anderen Ende des Gebäudes als das von Barrett. Noch nie war er darüber so froh gewesen.
    Er griff nach seiner Aktentasche, riss den Aktenschrank auf und begann, Papiere in die Tasche zu stopfen. Dabei lauschte er angestrengt auf Schritte.
    Auf dem Gang blieb es still.
    Sein Hemd klebte ihm schweißnass am Rücken. Er schloss die Tasche. Er hatte einen Mantel dabei und legte ihn nun so über den Arm, dass er die Aktentasche verdeckte. Dann verließ er das Büro und schloss ab. Barrett würde das Schloss vermutlich schnell geknackt haben, aber das Manöver sollte ihn auch nur aufhalten. Er sollte denken, dass sich im Büro noch brisante Unterlagen befanden. Während John zu Hause längst damit beschäftigt sein würde, alles Wichtige zu schreddern.
    Auf Zehenspitzen kehrte er über den gleichen Umweg wie vorhin zur Treppe zurück. Der Druck in seiner Brust ließ nach. Die Unterlagen hatte er. Jetzt war Kate dran.
    In seinen Gedanken nahm ein Plan Form an. Einer, bei dem er zwei Fliegen mit einer Klappe schlug.
    Sie würde das nächste Opfer des Halifax-Schlächters werden.
    Wenn Craig mit ihr fertig war, würden sie ihn ebenfalls töten und im Krematorium verbrennen. Anna würde diese Planänderung nicht gefallen, sie wollte Craig sofort umbringen. Aber die paar Stunden, bis er Kates Leiche zerlegt und ihr sein Zeichen eingeritzt hatte, konnten sie auch noch warten.
    Sobald Craig fertig war, würden sie ihm eine Spritze geben und ihn in den Ofen schieben. Ein Serienkiller weniger auf der Welt. John würde mit Craigs Auto in den Süden der Stadt fahren und Kates Leiche dort abladen.
    Wenn man Kate am nächsten Tag fand, würde in der Kanzlei helle Aufregung herrschen. Die Krisensitzung der Partner würde verschoben. Barrett wäre der Wind aus den Segeln genommen. Der Verlust einer Mitarbeiterin würde die Partner so bedrücken, dass sie mit John sehr viel gnädiger umgehen würden. Er war für viele von ihnen stets Mentor und Vorbild gewesen. Zu seiner Entschuldigung würde er Stress ins Feld führen und die Verschwendungssucht seiner Frau. Sie würden einfach nicht glauben wollen, dass er ihnen die letzten fünf Jahre etwas vorgemacht hatte. Sie würden ihm eine Chance geben.
    Aber nur eine. Falls sie herausfanden, dass er die Interessen seines Mandanten
TransTissue
nicht ausreichend gewahrt hatte, dass er sich an den Konten von Mandanten vergriffen hatte, würden sie keine Gnade mehr kennen.
    Er fuhr mit dem Fahrstuhl zum Parkdeck hinunter und eilte zu seinem Auto. Es stand weit hinten dicht an der Wand – ein lang gestrecktes silbriges Fahrzeug, Statussymbol und Zeichen seines Wohlstands. Der Anblick erfreute John noch immer. Es war schnittig, schnell und leistungsstark. John stellte es stets nur in Gegenden ab, wo Platz genug war und er keine Kratzer oder Beulen riskierte. Er öffnete den Kofferraum und legte die Aktentasche hinein.
    Da kam ein Wagen die Rampe herauf.
    Er erstarrte.
    Das Auto hielt auf einem Parkplatz beim Fahrstuhl.
    Aus dem Augenwinkel betrachtete er es genauer.
    Sein Herz klopfte vor Aufregung.
    Das war Kate.
    Warum tauchte sie so plötzlich hier auf?
    Hatte Barrett sie herbestellt, um sie wegen
TransTissue
zu befragen? Und sie damit geradewegs
ihm
in die Arme geführt? Das wäre wahre Gerechtigkeit.
    Sie stieg aus.
    Er nahm den Reifenheber aus dem Kofferraum und drückte ihn möglichst unauffällig ans Bein.
    »Kate!«

49
    Freitag, 18. Mai, 18:20 Uhr
    Als sie Johns Stimme hörte, zuckte Kate zusammen. Zuerst konnte sie ihn nirgendwo entdecken. Auf dem Parkdeck war es ziemlich

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