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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Callow
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auflesen, sie auf brutale Weise ermorden konnte und damit davonkam. Niemand wusste, wo die nächste Leiche auftauchen würde. Niemand mochte morgens noch aus dem Fenster schauen, vor lauter Angst, eine grausige Entdeckung zu machen.
    Die Leute fürchteten sich.
    Jeder hatte seine eigene Theorie, und viele waren überzeugt, sie hätten den Mann gesehen. »Er kam in einem großen Lkw die Barrington Street runter.« – »Er fuhr einen alten, heruntergekommenen Chevrolet.« – »Ich habe ihn im Park gesehen.« – »Ich glaube, er hat früher bei der Post gearbeitet, da gab es so einen komischen Typ.«
    Wenn die Zeitungen ständig solche Zeugen auftrieben, wie viele Leute mochten dann erst bei der Polizei anrufen?
    Kate fragte sich, wie es Ethan wohl ging. Dieser Fall machte ihm zu schaffen. Das hatte sie ihm angesehen. Fast war sie bereit, ihm sein Verhalten zu verzeihen, als sie ihm von den verschwundenen Notizen erzählt hatte.
    Alaska winselte und lief ruhelos im Flur umher. Kate zog die Laufschuhe an. Es war Zeit, den neuen Mann in ihrem Leben auszuführen. Zu dumm, dass sich die Erinnerungen an den Mann davor nicht einfach abschütteln ließen.
    Sie lief eine Stunde lang. Auf dem Heimweg hörte sie eine Frauenstimme rufen: »Kate! Kate!« Sie blickte sich überrascht um. Auf einer windschiefen Veranda stand eine Frau und winkte.
    Kate lächelte und zog an Alaskas Leine, damit er stehen blieb. »Hallo, Enid«, rief sie vom Bürgersteig aus hinüber.
    »Ein wunderbarer Morgen, nicht wahr?«
    »Ja.« Die Sonne hatte das Wasser heute früh silbern glitzern lassen.
    Enid kam näher. »Warum kommen Sie nicht auf eine Tasse Tee herein?«
    Kate zögerte. »Ich habe Alaska dabei.«
    »Ach, Unsinn, das ist kein Problem. Ich sperre die Katzen oben ein. Dann kann er reinkommen.«
    »Also …« Kate dachte an ihr leeres Haus. Alles, was dort auf sie wartete, waren Staubsauger und Staubtuch. Sie lächelte. »Gern.«
    »Oh! Wunderbar!« Es klang überrascht.
    »Ich lasse Alaska einfach auf der Veranda.« Kate band seine Leine locker um einen der Pfosten. Sie konnte sich gut vorstellen, wie ihm ein Haus voller Katzen gefallen würde. Er würde glauben, er wäre im Himmel.
    »Sei ein braver Junge«, sagte sie und blickte ihm in die Augen. Er klopfte mit dem Schwanz auf die Dielen. Dann wandte er sich ab und begann, den Boden der Veranda zu beschnüffeln.
    Enid hielt ihr die Fliegengittertür auf, die ungefähr genauso alt aussah wie die in Kates Haus. Der große Vorraum war dunkel, wirkte aber nicht bedrückend. Die alten Dielen aus Walnussholz glänzten wie frisch poliert. Kate fragte sich, wie ihr eigener Fußboden wohl aussehen würde, wenn sie sich ein wenig mehr Mühe damit gäbe. Sie wünschte, sie hätte die Dielen vor dem Einzug abziehen und lackieren lassen, aber damals war sie zu ungeduldig gewesen.
    An der hinteren Wand wurde das Licht der alten Schiffsleuchte unter der Decke von einem alten, schweren Spiegel reflektiert. Kate zuckte zusammen. Im ersten Moment hatte sie ihr eigenes Spiegelbild nicht erkannt. Sie sah durchtrainierter aus als früher, was ihr gefiel, aber ihr Gesicht war kantiger geworden. Ob ihr das gefiel, wusste sie nicht so recht.
    »Ich mache uns einen Tee.« Enid lächelte. Ihre Zähne waren ein wenig schief, aber gepflegt. Wenn sie lächelte, schien ihr blasses Gesicht von innen heraus zu leuchten. Warum hatte sie wohl nie geheiratet? Sie strahlte eine solche Munterkeit aus.
    »Wunderbar.«
    »Setzen Sie sich doch schon mal ins Wohnzimmer. Muriel ist auch dort.« Sie führte Kate durch einen hohen, bogenförmigen Durchgang in ein Zimmer, das auf den ersten Blick leer wirkte. Dann sah Kate Muriel auf dem Klavierhocker sitzen, mit dem Rücken zum Instrument.
    »Mil, erinnerst du dich an Kate? Sie wohnt in dem Haus, das früher den Hansens gehört hat.«
    Muriel blickte Enid mit ernster Miene an. »Mutter sagt, wir müssen um fünf wieder zu Hause sein, keine Minute später.«
    »Ja, Mil. Keine Sorge, wir kommen schon nicht zu spät.« Enid ging zum Sofa. »Runter mit dir, Brûlée.«
    Verdutzt blickte Kate zum Sofa. Auf einem dicken Brokatkissen lag dort zusammengerollt ein karamellbrauner Kater. Er sah Kate vorwurfsvoll an und sprang vom Sofa. Enid lud Kate mit einer Geste ein, sich zu setzen. »Machen Sie es sich bequem. Ich bin gleich wieder da.«
    Kate setzte sich vorsichtig auf das Sofa. Überall lagen Kissen, bedeckt mit Katzenhaaren in den verschiedensten Farben. Sie schaute sich im Zimmer

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