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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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ein Kloster, verloren in den Ausläufern der Wüste.
    Alles passte zusammen.
    Die Mönche, die der Weise erwähnt hatte, konnten nur die sein, hinter denen er her war.
    Die Engel der Wüste, des Windes, des Lichts und der Nacht.
    Die Hüter des Blutkreises.
    Eine solche geographische Lage bot ihnen ein ideales Versteck  – niemand würde vermuten, dass dieses verlorene Kloster der Ort war, an dem eine echte Apokalypse geplant wurde – und zugleich eine direkte Brücke nach Schwarzafrika, wo sie ungestraft ihre Scheinviren testen konnten. Es war kein Zweifel möglich: Diese Todesengel waren für das Verschwinden der Grabräuber verantwortlich. Während des ganzen Albtraums, der schon viele Jahrhunderte währte, hatten die Mörder eine Atmosphäre der Beunruhigung, versetzt mit Elementen des Übernatürlichen, geschürt und taten es weiterhin.

    Endlich hatte Nathan sie, er spürte es.
    »Das Kloster … ist es weit von hier?«, fragte er Hischam.
    »Sieben, acht Stunden Fahrt durch die Wüste, vielleicht mehr, wenn wir stecken bleiben…«
    Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Nathan legte Hischam die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm zu: »Du musst mich dorthin führen.«
    »Wann willst du los?«
    »Heute Nacht!«
     
    Sie dankten dem Weisen und verschwanden unauffällig, um so schnell wie möglich ihre Expedition vorzubereiten. Sie trieben zuerst einen fahrtüchtigen Landrover auf, kauften Benzinkanister und Feldflaschen mit Trinkwasser und kehrten dann zu dem Unterstand aus Zweigen und Schlamm zurück, in dem sie ihre Sachen zurückgelassen hatten.
    Zwei Öllampen erhellten den Raum mit seinem Boden aus gestampfter Erde.
    Sie saßen einander gegenüber auf einer Matte aus Fasern. Hischam reichte Nathan seinen Pass.
    »Es ist alles geregelt, da drin ist dein Visum. Du kannst dich jetzt frei bewegen.«
    Nathan steckte die Hand in seine Tasche und holte ein Bündel Dollarscheine heraus. Er zählte vier Hundert-Dollar-Scheine ab und reichte sie Hischam, der sie einsteckte, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Hast du den Rest?«, fragte Nathan.
    Hischam griff in seine Schultertasche, holte drei Selbstladepistolen heraus, die sorgsam in Lumpen gewickelt waren, und packte sie eine nach der andern aus.
    »Cz 85, Mauser M2, Jargjin: tschechisch, deutsch, russisch. Das ist alles, was ich auftreiben konnte. Ich habe einen Schalldämpfer und zwei zusätzliche Magazine für die Mauser, falls es dich interessiert.«

    Nathan prüfte sorgfältig jede der Waffen, nahm sie rasch auseinander und prüfte die Teile: Verschluss, Abzug, Lauf, Mechanismus … Die Mauser war eine sehr wirksame Waffe, es handelte sich um die Grundversion, aber sie schien in besserem Zustand, und ihr Kaliber erlaubte, einen Büffel jäh zu stoppen, der auf einen zugerannt kam. Der Schalldämpfer, die beiden Magazine und die Munition überzeugten ihn vollends.
    »Wie viel?«
    »Sechshundert.«
    »Ich nehme sie für fünf.«
    »Sie gehört dir.«
    Nathan zählte weitere fünf Hundert-Dollar-Scheine ab und reichte sie Hischam.
    »Wie viel für den Wagen und deine Dienste bis Karima?«
    »Nichts. Ich hab dir schon genug Geld abgeknöpft«, sagte der Hüne lächelnd.
    Nathan erwiderte sein Lächeln.
    Er steckte die Patronen eine nach der anderen in die Magazine der Mauser und wickelte die Waffe in den Lumpen.
    »Ich brauche auch eine Tunika wie deine, einen Schal und eine Schultertasche. Ich muss unauffällig sein.«
    »Nimm doch einfach meine Sachen, sie müssten dir passen. Und vergiss deinen Luftschlauch nicht.«
    »Danke. Du findest eine Jeans und T-Shirts in meiner Reisetasche, sie gehören dir.« Nathan erhob sich und blickte auf seine Uhr. »Es ist zwei Uhr morgens. Wir brechen in drei Stunden auf. Ich rate dir, bis dahin ein bisschen zu schlafen.«
    »Ich weiß, dass du keine Fragen magst«, sagte der Sudaner und verstaute das Geld sorgfältig in den Falten seiner Dschellaba, »aber was hast du dort vor?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Du hast mir sehr geholfen, und ich danke dir dafür, aber wenn du einen Rat willst, halte dich da raus. Sobald wir da sind, sobald du mich am Dschebel Barkal abgesetzt hast, fahr so schnell wie möglich nach Assuan
zurück, und kein Wort über diese Angelegenheit. Zu niemandem.«
    »Ich verstehe«, war Hischams ganze Antwort.
     
    Sie wachten kurz vor Sonnenaufgang auf. Nathan zog Hischams Kleider über, und Hischam zog die von Nathan an. Sie blickten sich einen Augenblick an und mussten unwillkürlich

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