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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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geschickt, aber die Suche blieb erfolglos. Sie haben weder die Körper noch die Maschine gefunden.«
    »Hatte der Hubschrauber keine Rettungsbake an Bord?«
    »Doch, das sind schwimmende Satellitenbaken, die automatisch ausgeklinkt werden, wenn der Hubschrauber stark beschleunigt. Dem Überlebenden zufolge ist ein Motor ausgefallen, und sie haben das Eis ohne heftigen Aufprall berührt, bevor sie ganz plötzlich versanken, was erklären würde, warum die Bake nicht funktioniert hat.«
    »Hat es eine Untersuchung gegeben?«
    »Nur sehr oberflächlich. Polizeibeamte sind an Bord gekommen. Sie haben den Kapitän und einige Mitglieder der Mannschaft verhört, darunter den Überlebenden. Dann wurde die Sache als erledigt betrachtet.«
    »Und wer hat Ihnen die Nachricht von Jans Tod überbracht?«
    »Roubaud.«
    »Hat er sonst noch etwas erwähnt, das die Mission betrifft?«
    »Nein.«

    »Monsieur de Wilde, ich will ganz direkt sein. Glauben Sie diese Version der Ereignisse?«
    »Man überlebt nur selten einen Hubschrauberunfall, aber das erklärt nicht, warum Jan sich an Bord der Agusta befand.«
    »Woran denken Sie?«
    »Es gibt auf See sehr strenge Vorschriften. Der Arzt hätte sich während eines Erkundungsflugs auf gar keinen Fall an Bord dieser Maschine befinden dürfen.«
    »Haben Sie das Roubaud gegenüber erwähnt?«
    »Nein.«
    »Sie bestätigen also, dass es zumindest eigenartig ist, dass bei einer Mission wie dieser die Vorschriften nicht eingehalten worden sind?«
    »Ja.«
    »Haben Sie mit irgendjemandem über Ihre Zweifel gesprochen?«
    De Wilde protestierte: »Einen Moment, junger Mann! Ich habe niemals gesagt, dass ich Zweifel hatte. Weder Sie noch ich waren dabei, und es gibt nichts, was beweisen würde, dass es anders gewesen wäre.«
    Nathan zögerte einen Augenblick, den Fund des Fingernagels im Kühlraum anzusprechen, aber dann besann er sich und fragte: »Hätten Sie etwas dagegen, dass ich einen Blick auf die Sachen Ihres Sohnes werfe?«
     
    Das Sprechzimmer des Arztes war zweigeteilt. Auf der einen Seite befand sie die medizinische Ausstattung, die für die Untersuchung der Taucher bestimmt war: ein Hometrainer für Belastungstests, Kabelgarn, Elektroden, eine Liege aus Edelstahl, verschiedene Atemgeräte. Auf der anderen Seite stand ein Schreibtisch aus Glas, vor dem sich Kästen mit Papierkram sowie ein nicht angeschlossener Computer türmten. Mehrere Hemden lagen verstreut auf dem Tisch.
    »Hat Roubaud Ihnen seine persönlichen Sachen übergeben?«

    »Sie sind dort«, erwiderte Dries und deutete mit dem Finger auf einen Pappkarton.
    Nathan ging in die Hocke und tauchte die Hand in den Karton. Eine Brieftasche aus Kalbsleder enthielt mehrere Karten: Visa, Miles & more, Jan de Wilde war auch Mitglied des flämischen Ruderverbands gewesen… Ein Passfoto, auf dem der Arzt leicht lächelte. Dunkelhaarig und schmächtig, goldene Metallbrille, ein Dutzendgesicht. Zu diesem Zeitpunkt weiß er nicht, dass er vor der Zeit sterben muss. Er käme nicht auf den Gedanken, dass sich sein Mund zu einem letzten stummen Schrei öffnet, dass sein verwesender Körper von Krabben aufgefressen wird …
    Aber war er tatsächlich so gestorben?
    Nathan kam sich wie ein Aasgeier vor, der die Privatsphäre eines Toten verletzte.
    Er griff nach einem Taschenkalender und blätterte ihn flüchtig durch, bevor er ihn zurücklegte. Diese Dinge waren durch Roubauds Hände gegangen, wenn er etwas zu verbergen hatte, hatte er jeden kompromittierenden Hinweis verschwinden lassen, bevor er sie dem Vater aushändigte. Hier würde er nichts finden.
    Er musste die anderen Mitglieder der Mannschaft identifizieren.
    »Ich müsste mir die Akten seiner Patienten und sein Anmeldebuch ansehen.«
    »Das ist alles in seinem Computer. Der Zugang ist durch einen Code geschützt. Ich kenne ihn nicht.«
    »Hatte er keine Sekretärin?«
    »Jan arbeitete allein.«
    Nathan insistierte nicht weiter und konzentrierte sich auf den nächsten Karton, der Unterlagen über verschiedene Missionen von Hydra enthielt. Eine blasslila Mappe, die mit dem Namen der Expedition, HCDO2 beschriftet war, enthielt mehrere Blätter. Eines davon war eine E-Mail, die Roubaud am 7. Januar 2002 an Jan de Wilde geschickt hatte.

    von: [email protected]
an: [email protected]
     
    Jan,
    hier, wie verabredet, die ersten Infos über die Mission. Das Wrack, nach dem wir tauchen, ist 1918 als vermisst gemeldet worden. Laut Auftraggeber ist ein ziviles Team von

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