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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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aus und öffnete die Wagentür. Der alte Mann stieg ein, bis auf die Haut durchnässt. Der Geruch von nasser Wolle breitete sich im Wageninnern aus.
    »Geschafft, ich habe eine vollständige Kopie der Dokumente
bekommen«, sagte er leise, während er seine Schirmmütze abnahm und seinen Mantel auszog.
    »Und was ergibt sich daraus?«
    De Wilde riss den nassen Umschlag auf und holte einen Stoß Papier heraus, das mit winzigen gräulichen Buchstaben bedruckt war.
    »Ich habe nicht die Zeit gehabt, mir alles genau anzusehen, aber ich kann Ihnen bereits sagen, dass unsere Freunde einen Zwischenhalt gemacht haben, der nicht vorgesehen war. Hier, sehen Sie selbst.«
    Nathan schaltete das Lämpchen im Wageninnern an und nahm den Stapel. Aus der Reiseerlaubnis ging klar hervor, dass der Eisbrecher sich zum Polarkreis begeben und ohne Halt von dort wieder zurückkehren sollte.
    »Und jetzt sehen Sie sich die Stempel unten auf der Seite an.«
    Antwerpen. Das Zollamt von Antwerpen hatte den ersten und den letzten Stempel am Tag vor dem Auslaufen und nach der Rückkehr unter das Dokument gesetzt. Zwei andere waren am 22. und 23. Februar direkt daruntergesetzt worden.
    Nathan las laut den Namen des Hafens: »Longyearbyen …«
    Der Name war ihm unbekannt, aber er hatte sofort erkannt, dass er norwegisch klang. Er sah Dries an.
    »Sie haben einen Zwischenhalt in Norwegen gemacht?«
    »Genau gesagt, in Spitzbergen, der größten Insel des Svalbard-Archipels. Das letzte Land vor dem großen Eis. Longyearbyen ist die bedeutendste Stadt.«
    Ein Lächeln erhellte Nathans Gesicht. Der Alte hatte ins Schwarze getroffen.
     
    Nachdem sie einen ersten Teil der Dokumente im Licht des Lämpchens studiert hatten, waren sie zur Wohnung des Toten zurückgefahren. Nathan hatte Kaffee gemacht, und seit fast einer Stunde gingen sie jetzt schon am Küchentisch die Blätter durch. Das Ladungsverzeichnis bestand aus zwei unterschiedlichen
Teilen. Der erste listete alles auf, was das Schiff transportierte, von der Navigationselektronik bis zu den Topf- und Pfannensets. Der andere betraf die Waren, die während der Reise eventuell geladen oder entladen wurden. Die beiden Männer hatten sich die Arbeit geteilt. Jeder musste einen gleich großen Teil des Dossiers durchgehen und die Auflistung der Frachten systematisch vergleichen.
    Sie hatten schnell entdeckt, dass die Pole Explorer niemals die Fässer mit Schadstoffen transportiert hatte, nach denen sie hatte suchen sollen. Das Kadmium tauchte nirgends auf.
    »Was haben sie nur getrieben…«, brummte Nathan. »Vielleicht konnten sie nicht zu ihnen vordringen? Dem Bericht über meinen Unfall zufolge ist ein Teil des Wracks vom Eisberg zerquetscht worden… Sie haben also möglicherweise versucht, zu den Fässern zu gelangen, bevor sie aufgegeben haben. Aber das erklärt nicht, warum sie Spitzbergen angelaufen haben.«
    »Was das betrifft, so denke ich, dass man das Auftanken ausschließen kann, ein Schiff wie dieses verfügt über genügend Ölvorräte für die Hin- und Rückreise. Es hat sicher mit dem Crash der Agusta zu tun, oder sie haben ein Maschinenproblem gehabt …«
    Sie beschlossen, sich wieder in die Papiere zu vertiefen. Es ging darum, ein zweites Mal gründlich die Listen durchzugehen und auf die geringste Kleinigkeit zu achten. Die Überprüfung der gesamten Ladung würde sie schließlich vielleicht auf eine Spur bringen.
    »Haben Sie etwas gefunden?«, fragte Nathan fünfzehn Minuten später.
    »Nichts«, seufzte de Wilde.
    »Wir verschwenden unsere Zeit – Kasserollen zu zählen, führt zu nichts. Wir müssen es anders anfangen, ganz gezielt suchen. Haben Sie die Liste der medizinischen Ausrüstung?«
    Dries feuchtete einen Finger an, blätterte den Stoß durch, zog die entsprechenden Seiten heraus und reichte sie Nathan;
dieser sah die Abschnitte durch, die die Überdruckkammer und das persönliche Material des Arztes betrafen. Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf.
    Der Schock kam erst, als er den kleinen Stoß zusätzlicher Zettel entdeckte, die an die Rückseite des letzten Blattes geheftet waren. Einer war die Kopie des Protokolls der Antwerpener Seebehörde. Nachdem er die Sicherheitsausrüstung überprüft hatte, hatte der Offizier festgestellt, dass es nur sieben Leichensäcke an Bord der Pole Explorer gab. Die geltenden internationalen Vorgaben schrieben aber zehn an Bord jedes Handelsschiffes vor.
    Drei fehlten also.
    Und Nathan war überzeugt, dass es sich dabei nicht um

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