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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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dreißig. Er stand auf und ging unter die Dusche.
    In dem Spiegel, der über dem Waschbecken hing, verband sich sein noch immer geschwollenes Gesicht mit den Erinnerungen an die Nacht, die er bei der jungen Frau verbracht hatte. Sie hatten sich noch eine Weile unterhalten, und dann hatte sie, unmittelbar bevor sie eingeschlafen war, angeboten, am nächsten
Tag den Computer und seine Sachen aus seiner Wohnung in der rue Campagne Première zu holen. Zuerst hatte er lebhaft abgelehnt, unter dem Vorwand, die Killer würden mit Sicherheit dort auf ihn warten, aber dann hatte er nachgegeben, da sie sich nicht davon abbringen ließ.
    Nathan hatte danach in der Dunkelheit wach gelegen und die Kurven ihres müden Körpers neben sich betrachtet, der sich im Rhythmus ihres Atems ruhig auf und nieder bewegte. Er hatte sie mit dem Blick liebkost, bis er gespürt hatte, wie der Zauber des Lebens wie ein Stern in seiner eigenen Finsternis erwacht war.
     
    Als er ins Zimmer zurückkehrte, entdeckte er auf dem niedrigen Tisch eine Nachricht, die Rhoda ihm hinterlassen hatte.
    Nathan, ich spreche auf dem Kongress.
Bin frei gegen 13 Uhr.
Ich warte auf dich auf der Place des Vosges
im Schatten der großen Kastanien.
    Eine Uhr des Viertels schlug elf. Das ließ ihm genug Zeit, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Er bestellte einen Kaffee, setzte sich an den Schreibtisch und begann, eine Bestandsaufnahme dessen zu machen, was er wusste.
    November 1693 : Elias entdeckt die Leiche eines verstümmelten Sklaven. Ihr wurden die Lungen und das Gehirn entnommen.
    Juni 1994 : Ich bin in Zaire, als der Völkermord in Ruanda in vollem Gang ist. Ich kümmere mich um Kinder, die durch die Massaker traumatisiert sind. Ich verbringe mehrere Nächte allein im Lager… Warum?
    Das Thema der Ideologie der Massaker scheint mich ganz besonders zu beschäftigen.
    Februar 2002 : Die Pole Explorer macht sich auf den Weg in
die Arktis mit dem Auftrag, dort die Körper deutscher Soldaten aus dem Krieg 1914–1918 zu bergen und anschließend auf der Insel Horstland zu begraben. Die Verstümmelungen, die an den Leichen vorgenommen wurden, sind die gleichen wie im Elias-Manuskript.
    Während der Mission sterben der Schiffsarzt und zwei nicht identifizierte Männer. Angebliche Todesursache: Hubschrauberabsturz.
    April 2002 : Zum zweiten Mal in drei Monaten versuchen Killer, mich zu entführen oder zu ermorden.
    Um mich an meinen Nachforschungen zu hindern? Um Informationen zu erhalten, die sich irgendwo in meinem Gedächtnis befinden?
    Die Killer warteten bei meiner Wohnung auf mich.
    Nach meiner Flucht aus dem Krankenhaus in Hammerfest war es mir gelungen, sie abzuhängen. Wer schickt sie?
     
    Nathan ließ all die Personen Revue passieren, mit denen er seit seinem Erwachen aus dem Koma zu tun gehabt hatte. Nur einer hatte ihn bedroht und schien gute Gründe zu haben, ihn verschwinden zu lassen.
    Er nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Hydra. Nachdem es zweimal geklingelt hatte, geriet er an die Sekretärin. Die Frau verband ihn, ohne aufzumucken, mit Roubaud, der sich sofort meldete.
    »Falh?«
    »Ich danke Ihnen für das Empfangskomitee gestern Abend. Pech für Sie, dass ich schon wieder davongekommen bin. Diesmal hatten sie weniger Glück als in Hammerfest.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Hören Sie auf, mich für blöd zu halten. Ein Team von Profis hat versucht, mich umzubringen, und nur Sie können sie auf mich gehetzt haben.«
    »Ich …«

    »Halten Sie Ihr großes Maul und hören Sie mir zu! Die Regeln haben sich geändert. Ich habe Nachforschungen angestellt, ich habe die Leichensäcke gefunden, die Leichen der Soldaten …«
    Schweigen.
    Nathan ging zum Duzen über und zog die Schraube ein wenig fester.
    »Ich habe genügend Beweise gesammelt, um dich in die Knie zu zwingen, du Mistkerl. Du wirst mir jetzt den wirklichen Grund für diese Expedition nennen, mir erklären, wie de Wilde und die anderen gestorben sind und wer der Auftraggeber ist…«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Hör mir gut zu! Entweder du packst aus, oder ich informiere die Polizei.«
    Roubaud änderte sofort den Ton. Die Drohungen begannen zu wirken.
    »Ich habe niemanden auf Sie gehetzt. Ich weiß nicht einmal, wovon Sie sprechen. Was die Mission betrifft …«
    »Ich habe alles fotografiert, in allen Einzelheiten, sie werden sich freuen, es kommt nicht oft vor, dass man ihnen die Arbeit abnimmt!«
    »Schon gut, schon gut, ich bin bereit, Ihnen alles zu erzählen

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