Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
Vom Netzwerk:
verlangte Nathan.
    »Jacques Malignon besuchte mich in meinem Büro im August 2001. Das war unsere erste Begegnung. Er erzählte mir, er sei von einer Anwaltskanzlei – Pound & Schuster in Lausanne – kontaktiert worden, die ihrerseits von einem Geschäftsmann bevollmächtigt worden sei, der sich für den Umweltschutz engagiere. Er erzählte mir von dem Wrack eines deutschen Kriegsschiffs, das durch Zufall von einem Team kanadischer Gletscherforscher während einer Expedition, die die Erdverschiebung erforschte, im Sommer 2001 entdeckt und mit einer Argos-Bake markiert worden sei. Er erklärte mir, dass er, nachdem er davon erfahren habe, sofort Nachforschungen habe anstellen lassen und die Spur dieses Schiffes im Archiv der Kaiserlichen Marine in Hamburg gefunden habe. Es handle sich um die Dresden , einen Militärfrachter, der Spitzbergen angelaufen habe, um Ladung aufzunehmen; dort habe sich damals eine der ersten Kadmiumfabriken befunden. Dieses Metall wird für die Herstellung von elektrochemischen Batterien benötigt. Dem Dokument der deutschen Marine zufolge sei die Dresden 1918 nach einem Zusammenstoß mit einem Eisberg auf offener See vor Ny-Ålesund, einer Bergarbeiterstadt des Svalbard-Archipels, gesunken. Malignon war überzeugt, dass es im ewigen Eis eingeschlossen geblieben und mit dem Packeis etwas mehr als achtzig Jahre lang abgedriftet war. Was erklären würde, dass es so weit oben im nördlichen Polarkreis wieder aufgetaucht ist. Die Sache schien mir interessant zu sein, zumal der Mann von einem Gesamtvolumen von einer Million Dollar sprach, zahlbar vor Beginn der Expedition. Einzige Bedingung, der Auftraggeber, für den dies seine erste Operation sei, wünsche anonym zu bleiben, um jede Art von negativer Presse zu vermeiden, falls die Expedition scheitern sollte.«
    »Das alles kommt Ihnen ganz normal vor, und da Sie selbst ein Naturfreund sind, akzeptieren Sie!«

    »Ich habe gelernt, ab einer bestimmten Summe keine Fragen mehr zu stellen.«
    »Haben Sie das Archivmaterial gesehen?«
    »Eine Kopie ist in meinem Besitz. Und ich muss gestehen, dass ich mir noch immer nicht erklären kann, warum an Bord kein Kadmium gefunden wurde. Für mich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wurde das Metall in Frachträumen gelagert, die unzugänglich geworden sind, als der Eisberg das Wrack zerquetscht hat …«
    »Oder Sie sind von dem Auftraggeber reingelegt worden, der Ihnen einen Bären aufgebunden hat, indem er behauptete, das Schiff habe Schwermetalle transportiert, während ihn in Wirklichkeit nur eins interessierte: diesen Soldaten Organe zu entnehmen.«
    Schweigen.
    »Wa … was zu entnehmen?«, stammelte Roubaud.
    Nathan zweifelte einen Augenblick an der Aufrichtigkeit seines Gesprächspartners. Er rief sich die E-Mail ins Gedächtnis zurück, die er in de Wildes Sprechzimmer in Antwerpen gefunden hatte und in der Roubaud diesen bat, die Gefahr einzuschätzen, die ein Kontakt mit dem Kadmium über einen längeren Zeitraum hinweg für die Mannschaft bedeuten könnte. Was für ein Interesse hätte er daran haben können, eine solche interne Akte anlegen zu lassen, wenn er über das wahre Ziel der Expedition informiert gewesen wäre? Künstlich Beweise schaffen? Nein, Roubaud hatte entschieden nicht das Format für so etwas. Er war nur eine Schachfigur, er war reingelegt worden.
    »Die Leichen, die ich am Strand von Horstland gefunden habe, waren verstümmelt, Roubaud; sie waren aufgeschlitzt und ihre Schädel eingeschlagen worden… Und das ist nicht alles. Jemand hat ihnen das Gehirn und die Lungen entnommen …«
    »Oh, verdammt … Das ist nicht wahr …«

    »Ersparen Sie mir Ihre Gemütszustände, und erzählen Sie mir lieber, was geschah, als die Pole Explorer zurückkam!«
    Roubaud hatte jede Selbstsicherheit verloren, seine Stimme zitterte jetzt wie die eines verängstigten Kindes: »Also … na ja, ich habe versucht, wieder Kontakt mit den Anwälten in Lausanne aufzunehmen, aber die Kanzlei hatte sich in Luft aufgelöst, an der angegebenen Adresse war niemand mehr. Und die Überweisungen waren von einem Nummernkonto einer Offshore-Bank auf den Cayman-Inseln erfolgt …«
    »Es war Ihnen also nicht möglich, die Identität des Auftraggebers festzustellen.«
    »Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe hat es mich nicht besonders überrascht, dass sie alle Brücken hinter sich abgebrochen haben. Malignon hatte mich gewarnt.«
    »Hatte dieser Malignon eine Versicherung, einen

Weitere Kostenlose Bücher