Im Blutkreis - Roman
…«
»Ich höre …«
Nach kurzem Schweigen seufzte Roubaud.
»Es … es war ein totales Fiasko …«
»Spuck’s endlich aus.«
Der Mann am anderen Ende der Leitung zögerte einen Augenblick, dann begann er seinen Bericht: »Als die Pole Explorer am 8. Februar das Einsatzgebiet erreicht, läuft alles wie vorgesehen. Die Bordingenieure lokalisieren das Wrack in weniger als vierundzwanzig Stunden. Roboter werden hinuntergeschickt, eine Seite des Wracks weist einen Riss auf, der den Tauchern
den Zugang ins Innere ermöglicht. Es ist alles klar. Leider bricht am Abend, bevor die Operation beginnen soll, eine Warmfront über die Region herein und macht das Packeis brüchig. Das Team bleibt fast eine Woche in Bereitschaft, man erwägt sogar, die Mission abzubrechen, aber dann lässt eine Kältewelle alles wieder gefrieren. Am 15. Februar treffen der Kapitän und der Expeditionsleiter die Entscheidung, das Kadmium zu bergen.«
»Wer ist dieser Mann?«
»Malignon, ich komme gleich zu ihm, aber lassen Sie mich erst fertig erzählen. In diesem Augenblick kommt es zum ersten Zwischenfall: Ihr Unfall. Ihr Kamerad kann Sie gerade noch herausschaffen, und Sie werden nach Norwegen abtransportiert. Ich ordne über Funk den sofortigen Abbruch der Mission an, aber Malignon will unter allen Umständen weitermachen. Der Gletscherforscher des Teams hat neue Proben genommen … man versichert mir, dass das Packeis und der Zustand des Wracks diesmal stabil seien. Ich lasse mich überzeugen und gebe grünes Licht für die Fortsetzung der Mission.
Am 18. Februar begeben die Taucher sich wieder hinunter ins Wrack und entdecken die ersten Fässer, aber sie enthalten nur Munition und Fischkonserven. Sie tauchen erneut und erkunden alle zugänglichen Teile des Wracks. Nichts. Es gibt nicht ein Fass mit Kadmium an Bord. Zwei Tage später, also am 20. Februar mittags, trete ich erneut in Funkkontakt mit der Pole Explorer , und da erfahre ich, dass die Taucher auf Leichen von Seeleuten gestoßen sind, die im Eis des Wracks eingeschlossen waren, und dass sie drei von ihnen an Bord gebracht haben.
Außer mir vor Wut befehle ich dem Kapitän, sie so schnell wie möglich wieder von Bord zu schaffen und nach Antwerpen zurückzukehren. Und jetzt beginnen die Probleme. An Bord der Schiffe herrschen gewisse Regeln, und die Seeleute sind abergläubische Menschen. Derjenige, der einen im Meer versunkenen Körper findet, ist ihm ein Begräbnis und eine religiöse Zeremonie schuldig, damit seine Seele die ewige Ruhe findet. Für
die Mannschaft bleiben die toten Seeleute verdammt, bis sie nicht an Land begraben worden sind. Der Kapitän gibt dem Druck seiner Männer nach und beschließt, Spitzbergen anzulaufen, um die Leichen heimlich zu bestatten. Um nicht die Aufmerksamkeit der Behörden vor Ort zu erregen, schützen sie einen Maschinenschaden vor. Am Morgen des 23. Februar stechen sie von Longyearbyen aus in See, und nach dreistündiger Fahrt machen sich Malignon, de Wilde und ein Seemann, Penko Stoichkow, unauffällig in einem Zodiac auf den Weg nach Horstland, einem verlassenen Dorf, um die Soldaten zu beerdigen. Aber Stunden vergehen, ohne dass die drei Männer sich melden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, Funkkontakt mit ihnen herzustellen, schickt der Kapitän den Hubschrauber los, um in der unmittelbaren Umgebung der Insel nach ihnen zu suchen. Nichts. Die drei Männer sind wie vom Erdboden verschluckt.«
Nathan konnte sich den Fortgang der Ereignisse mühelos vorstellen: »Und da haben Sie, um zu verhindern, dass eine Untersuchung in Antwerpen eingeleitet würde, die Sie einerseits gewaltig in die Scheiße geritten hätte, weil Sie gezwungen gewesen wären, über die Entdeckung der Leichen Rechenschaft abzulegen, und die andererseits die Seeleute monatelang an Land festgehalten hätte, das Logbuch verschwinden lassen und die Geschichte des Hubschrauberunfalls erfunden. Was haben Sie mit dem Hubschrauber gemacht?«
»Wir haben ihn über Bord gekippt …«
»Warum haben Sie diese Expedition mitten im Winter durchgeführt? Die Bedingungen sind schrecklich …«
»Das stimmt, gewöhnlich planen wir diese Art von Missionen eher für den arktischen Sommer… Das Klima ist weniger rau, und wir haben fast vierundzwanzig Stunden Tageslicht. Aber in diesem bestimmten Fall mussten wir auf die Festigkeit des Eises setzen, da das Wrack der Dresden im ewigen Eis gefangen war.«
»Erzählen Sie mir etwas über den Expeditionsleiter«,
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