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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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Stimme.
    »Die Tür steht einen Spalt offen, eine getigerte Katze sieht den Jungen an… Sie geht zu ihm.«
    »Und was macht du?«
    »Ich beobachte sie… Die Katze spricht zu dem Kind.«
    »In was für einer Sprache? Sagt sie Worte?«
    »Ja, es klingt wie eine menschliche Sprache. Ich kenne sie gut, aber ich verstehe sie nicht.«
    »Was macht der Junge?«
    »Er spielt.«
    »Beschreib ihn.«
    »Sehr kurze, braune Haare, dunkle Haut.«
    »Kennst du ihn … kennst du seinen Namen?«
    »Nein. Die Katze geht nah an ihn heran, reibt sich an ihm, schnurrt. Er ist böse.«
    »Böse? Was bedeutet das?«
    »Ich weiß nicht … Er ist ein Verräter …«
    Ein heftiges Zittern geht durch seinen Körper, aber Nathan zwingt sich weiterzusprechen.
    »Das Kind hebt etwas auf, es ist ein … ein Brieföffner. Er… er rammt ihn der Katze in den Kopf. Er stößt noch einmal zu, die Klinge dringt durch das Auge tief in den Schädel ein. Das
Tier blutet, miaut, windet sich. Es will fliehen, aber der Junge nagelt es am Boden fest.«
    Nathan spürte, wie die Tränen in Strömen über seine Wangen liefen.
    »Schon gut, du machst das sehr gut. Was geschieht dann?«
     
    Ein glühender Sandsturm peitscht seine Augen, fegt über sein Gesicht, dringt in seinen Mund. Er erstickt beinahe. Der Ort verwandelt sich. Er ist allein in einer Wüstennacht.
     
    »Eine Wüste, ich bin in einer Sandwüste.«
    »Wie heißt der Ort?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Beschreib mir, was du siehst.«
    »Es ist dunkel, aber ich erkenne Dünen, die mit schwarzen, gezackten Felsen übersät sind. Ein gewaltiges Gebirge überragt mich. Da sind kleine Hütten aus Zweigen.«
    »Bist du immer noch derselbe?«
    »Ja … Mein Körper ist in ein ockerfarbenes Tuch gehüllt. Ich gehe einen Weg entlang. Leute sehen mich an.«
    »Wie sehen sie aus?«
    »Nackt, gekrümmt, sie schützen kleine Flammen in ihren hohlen Händen.«
    »Was hörst du?«
    »Das Rauschen des Windes und noch etwas, das mich traurig macht. Schluchzen, die Leute… ich glaube, sie weinen.«
    »Warum?«
    Nathan konzentrierte sich auf die Bilder, die in seinem Gedächtnis vorbeizogen.
    »Ich … ich weiß nicht, man könnte meinen … sie weinen, als sie mich sehen, aber ich bin nicht sicher.«
    »Sprich weiter.«
    »Ich habe mich verirrt, ich frage sie nach dem Weg, aber sie antworten nicht. Einige deuten mit dem Finger auf irgendetwas.«

    »Worauf deuten sie?«
    »Ich drehe mich in der Nacht um, aber ich sehe nichts …«
    Plötzlich verwandelten Nathans Tränen sich in heftiges Schluchzen, dann wurde er von Krämpfen geschüttelt …
    »Meine Brust! Es geschieht etwas in meiner Brust …«
    Er wimmerte wie ein Kind, seine Stimme hatte sich in eine herzzerreißende Klage verwandelt.
    »Was ist los?«
    »Ich reiße mir das Tuch, das mich umhüllt, vom Leib. Da ist nichts als ein klaffendes Loch, ein Abgrund aus schwarzem Blut und zuckende Eingeweide. Ein gehäuteter Tierkopf, derjenige der Katze … sie verschlingt mein Herz.«
    »Sieh hin, schau dich gründlich um, Nathan. Was siehst du in genau diesem Augenblick?«
     
    Immer heftigere Windböen zerren an ihm. Die Gestalten werden zu zarten, undurchsichtigen Formen… sie verschwimmen …
     
    »Ich drehe mich um, eine verhüllte Gestalt geht in den Sturm hinein. Ich habe Schmerzen… Ich habe Schmerzen.«
    »Folge ihr, Nathan, lass sie nicht entwischen.«
    »ICH KANN NICHT!«
    »Geh weiter, Nathan, das ist deine Seele, die dich flieht, fang sie ein, lass sie nicht noch einmal entkommen. Sie ist der Schlüssel zu allem.«
    Nathan schloss die Augen.
    »ICH LIEGE AUF DEM BODEN… ICH… ICH KANN NICHT AUFSTEHEN. DIE KATZE FRISST MEINE EINGEWEIDE… DIE GESTALT, IHR GESICHT… SIE WILL… NEIN! NEIN!«
    Nathan sprang auf, schwankte und stieß gegen den niedrigen Tisch, während er zu Boden fiel. Sein zusammengekrümmter Körper wurden von Zuckungen geschüttelt, der metallische Geschmack von Blut, in den sich der Salzgeschmack der Tränen
mischte, breitete sich in seinem Mund aus. Und dann sah er Rhodas aufgelöstes Gesicht, das sich über ihn beugte.
    »Nathan! Was ist passiert? So etwas ist noch nie vorgekommen … Mein Gott, was hab ich dir angetan?«
    Sie kauerte sich hin, hob Nathans Kopf hoch, legte ihn auf ihre Knie und umschlang ihn mit den Armen.
    »Tut mir leid … tut mir leid …«
    »Ich … ich …«
    »Sag nichts, bitte… sprich nicht.«
    Nathan spürte, wie ihr keuchender Atem an seinem Haar entlangstrich. Sie umarmte ihn

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