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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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gegenüber dem Jardin des Plantes.
    An der Rezeption bezahlte er für drei Tage im Voraus und ging in sein Zimmer hinauf. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, verband er seinen Laptop mit der Telefonbuchse und sah in seinem Briefkasten nach.
    Woods hatte seine Gedanken gelesen. Eine neue Mail aus der Malatestiana erwartete ihn. Nathan schob den Cursor auf die angehängte Datei, klickte zweimal auf den Dateinamen, und schon erschien der Text auf dem Monitor:
     
    […] Kaum hatte ich mich von Jugan, dem Apotheker, verabschiedet, um nach Hause zurückzukehren, kam mir eine neue Idee.
    Wenn der Mörder ein Schwein benutzt hatte, um sein Gift herzustellen, dann hatte er es sich gewiss in Saint-Malo besorgt. Ein Edelmann kaufte sein Fleisch kaum selber, und schon gar nicht ein ganzes Tier. Wenn er es dennoch getan hatte, dann würden die Händler sich gewiss an den Mann erinnern, hinter welchem ich her war.
    Ich hatte keine Ahnung […] und begab mich zum Viertel der Metzger. Obwohl der Schneefall heftiger und es kälter geworden war, schlug mir der Geruch von verwestem Fleisch mit voller Wucht ins Gesicht. Auf jeder Seite der mit dickem, vom Blut gerötetetem Schnee bedeckten Gässchen öffneten sich die Verkaufsbuden
der Metzger, welche ihre Arbeit verrichteten. […] 1 Die dumpfen Schläge der Hackbeile, die Brüste spalteten, das Kreischen der Sägen, welche die Knochen zersägten, drangen wie das unheimliche Echo meiner eigenen anatomischen Arbeiten an mein Ohr.
    Ich blieb stehen […] Mit einer Handbewegung schickte der Kerl mich zu der Halle, welche sich weiter hinten erhob.
    Bald erblickte ich das steinerne Gebäude, welches von einem Schieferdach gekrönt wurde. Ich ging durch den Haupteingang. Das Innere war ein großer, ruhiger Raum, in welchem unter den Deckenbalken nebeneinander Dutzende von schwitzenden Gerippen an Haken hingen.
    Ich griff nach einer Fackel und wagte mich zwischen die reglosen Tierkadaver, welche schon ziemlich stark verwest waren … Ich rief … niemand machte sich die Mühe, mir zu antworten. Rascheln, welches von hinten aus dem Raum kam, ließ mich die Ohren spitzen. Ich machte ein paar Schritte vorwärts… rief erneut, aber der Klang meiner Stimme verlor sich, als würde er von dem Wald der geschlachteten Tiere geschluckt.
    Eine Gestalt tauchte direkt vor mir auf.
    Ein Mann.
    Gleichermaßen überrascht, erstarrten wir beide. Ich konnte das Gesicht nur schlecht erkennen, und doch schien mir, als lächle er leicht. Dann setzte er seinen Weg fort. Ich ging auf ihn zu, um ihn zu befragen, als ich im Bruchteil einer Sekunde sah, dass er mir seinen bewaffneten Arm entgegenstreckte. Eine Sehne knallte. Ich konnte mich gerade noch auf den Boden werfen, als ein von einer Armbrust abgeschossener Pfeil an meinem Ohr vorbeipfiff und sich bis zur Fiederung in einen dicken Schinken bohrte. Als ich den Kopf hob, sah ich, wie sein Schatten Hals über Kopf floh.
    Er lief zum Ausgang.
    Ich stand auf und machte mich an seine Verfolgung, wobei
ich mit den Ellbogen die Fleischstücke wie böse Kolosse, welche mir den Weg versperrten, beiseite stieß, aber als ich aus der Halle schoss, hatte er sich wie ein Geist in Luft aufgelöst.
    Ich stand verblüfft da und fragte mich, ob ich nicht einer Erscheinung aufgesessen war, aber dann sah ich … Spuren.
    Mein Gespenst hatte Spuren im Schnee hinterlassen.
    Sie führten an der Mauer entlang zur rue Sainte-Anne, la Plâcitre, durch die rue des Mœurs … Als ich nach rechts in die rue des Herbes bog, erblickte ich endlich den schwarzen Umhang des Flüchtigen, welcher in der Nacht flatterte.
    Ich lief schneller, bis ich ihm dicht auf den Fersen war und ihn fast schon mit meiner Hand berühren konnte… als er plötzlich nach links bog. Ich war einen Augenblick unsicher, dann begriff ich, was er vorhatte.
    Er lief zu den Wällen zurück.
    Jemand war mir gefolgt. Vermutlich seit dem Augenblick, als ich meine Stute in den Stall gebracht hatte. Gewarnt von einem Komplizen oder selbst auf der Lauer in unmittelbarer Nähe von Aleister Ewens Haus, war er auf die Gefahr aufmerksam gemacht worden.
    Ich war der Wahrheit ganz nahe.
    Keuchend folgte ich ihm und schwor mir, ihn auf keinen Fall entkommen zu lassen. Da sah ich, dass er wie eine Schlange zwischen zwei Mauern hindurchschlüpfte, welche zum Käfig der Wachhunde führten, und dann die Treppe der Wallmauer hinauflief, welche den Strand von Bon Secours überragte. Ich stürzte die Treppe hinauf und

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