Im Blutkreis - Roman
Schmerzen im Unterleib / Durchfall / Blut in den Exkrementen.
Während das Opfer den Militärpersonen ihre Symptome geschildert hatte, schien es unter lebhaften Halluzinationen gelitten zu haben und hatte behauptet, von Dämonen verfolgt zu werden.
Nathans Herz krampfte sich zusammen. Sollte es möglich sein… Aufgeregt las er weiter.
Unter Berücksichtigung der geographischen Zone (Nordzaire, weniger als fünf Grad vom Äquator entfernt), des allgemeinen Zustands (Fieber und Blutungen) und des starren Blicks der Kranken, der an die »gespensterhaften Gesichter« in den Veröffentlichungen über die Epidemien von 1976 erinnerte, dachten wir sofort an eine Ansteckung mit dem Virus vom Typ Ebola. Nachdem wir durch das Militär ein Gebiet von ungefähr hundert Metern im Durchmesser hermetisch hatten abriegeln lassen, zogen wir unsere Schutzanzüge an und nahmen eine erste klinische Untersuchung vor, die zu folgenden Ergebnissen führte:
– Starke Bewusstseinstrübung (Delirium und Halluzinationen, Sprachschwierigkeiten). Kurzer krampfartiger Anfall während der Untersuchung der Kranken.
Das Opfer deliriert, spricht erneut von Dämonen.
– Temperatur: 40,5°C – Puls 120/Min. – Blutdruck 90/50 mm Hg. – Tachypnoe (beschleunigte Atmung) bei 50 mm – Kutane Untersuchung: ungewöhnliche Läsionen in Form von Bläschen, die mit Blut und gelblichen Seren gefüllt, in der Mitte eingedellt und tief in die Lederhaut eingebettet sind. – Blutungen der Bindehaut und des Zahnfleisches / Stark entzündliche Pharyngitis. – Anzeichen von Hämatemesis (das Opfer erbricht Blut) und Meläna (Vorhandensein von schwarzem Blut im Stuhl und Ausscheidung von Fragmenten der Darmwand aus dem Rektum). – Keine Spuren von wässrigem Durchfall und vorangegangenem Erbrechen. – Schwellung und Nekrose der Vulva ohne Austreten von Blut. – Keine Spuren von äußerer Gewalt.
Um 9 Uhr 05 WEZ wurde die Kranke von entsprechend geschütztem Personal in unser Krankenhaus in Goma abtransportiert; anschließend versuchten wir eine Rehydratisierung mit Kalorien- und Proteinzufuhr.
Das Opfer starb zwei Stunden später.
SEROLOGISCHE UNTERSUCHUNG:
IFI: Das Opfer zeigte keine spezifischen Antikörper des Ebolavirus.
Wir verfügen nicht über die entsprechende Ausrüstung, um diese Diagnose bestätigen zu können.
ZUSAMMENFASSUNG:
Obwohl die meisten klinischen Symptome für eine Ansteckung mit Ebola sprechen, stellen wir auch einige atypische Symptome fest, insbesondere was die Hautläsionen betrifft, und die spezifischen serologischen
Untersuchungsmethoden führen zu negativen Ergebnissen.
Aufgrund der verfügbaren Elemente vermuten wir entweder das Auftauchen eines mutierten Ebolavirus oder einer neuen und unbekannten Virusart.
Der Rest der Aufzeichnungen bezog sich auf die von den Ärzten empfohlenen Maßnahmen, die Bereitstellung zusätzlichen Personals und Materials und einen verbesserten Schutz der Teams …
Nathan stand am Rand des Abgrunds, er hatte Mühe, die Akte zu schließen, so sehr zitterten seine Hände.
Ein Virus.
Die Leichen im ewigen Eis … War das die Verbindung? Nein, irgendwie passte das nicht zusammen… Das Manuskript… Auf gar keinen Fall konnten die Mörder, die Elias im siebzehnten Jahrhundert verfolgte, eine Ahnung von der Existenz der Viren haben…
Und doch quälte ihn eine schreckliche Vorahnung.
Während sie dem Tod entgegenging, hatte die Frau die Kraft gehabt, die Dämonen zu benennen, sie hatte ihre Henker vor einem Dutzend Zeugen angeklagt.
Und das war eine handfeste Spur.
34
Im ersten Licht der Morgendämmerung landete die Boeing 737 weich auf dem Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle. Nathan holte sein Gepäck, lieh einen Wagen und machte sich auf den Weg in die Hauptstadt.
Seit er den Kongo verlassen hatte, war ihm der Bericht des Arztes nicht aus dem Kopf gegangen. Er musste unbedingt die
Beweise finden, die die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart bestätigten. Er hoffte, dass Woods ihm die Fortsetzung der Transkription gemailt hatte. Neue Hinweise, die Elias entdeckt hatte, könnten sich mehr denn je als von entscheidender Bedeutung herausstellen.
Nathan steuerte gegen neun Uhr morgens durch die Porte d’Orléans. Über die Avenue du Général-Leclerc und den Boulevard Saint-Michel gelangte er zur rue des Écoles, dann fuhr er weiter zum Quartier de Jussieu, wo er aufs Geratewohl das Hôtel de la Clef wählte, ein bescheidenes Hotel
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