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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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kam auf den Wehrgang.
    Niemand.
    Mein Mann hatte sich erneut in Luft aufgelöst.
    Ein Schlag mit einem Prügel in die Kniekehlen brachte mich zu Fall, und ich stürzte in den Schnee. Da war der Verräter und warf mir Knüppel zwischen die Beine. Die mit Nägeln gespickte Waffe sauste erneut nieder, um meinen Schädel zu spalten, aber diesmal war ich geschickt genug, ihr auszuweichen,
und sie knallte Funken sprühend gegen den Granit. Wir erhoben uns gleichzeitig, und […] während wir erbittert miteinander kämpften, näherten wir uns immer mehr der Brüstung. Meine Hände umklammerten seinen Hals, und ich gewann die Oberhand. Ich riss die Augen auf, um sein Gesicht zu erkennen, aber mit einem heftigen Ruck schleuderte er mich über sich hinweg ins Leere. Mein Sturz kam mir so lang vor, dass ich Zeit hatte, mir vorzustellen, wie mein Körper auf den spitzen Felsen des Strandes zerschellte.
    Mit lautem Krach landete ich auf einem Teppich aus Gras und Pulverschnee.
    Außer Atem gelang es mir, mich auf den Bauch zu drehen, und ich begann auf die Felsen zuzukriechen, wo ich ein Versteck zu finden hoffte.
    […]
    Der Anblick eines Lederstiefels unterbrach mich abrupt in meinem Kriechen.
    Ich blickte hoch und entdeckte meinen Feind über mir. Die Umrisse seiner Gestalt zitterten im Wind, aber das Licht des Vollmonds hinderte mich daran, seine teuflischen Gesichtszüge zu erkennen. Ich würde wie eine Ratte krepieren … Traurig dachte ich an meinen lieben Roch, an die Frau, welche ich niemals heiraten würde … an die Träume vom Leben, welches mir entging. Ein schrecklicher Durst quälte meine Kehle, ich musste es wissen… Und da ertönte die hasserfüllte Stimme eines Besessenen. Die Worte verschwammen in meinem Geist: »Wie kannst du es wagen, du Wurm, dich uns in den Weg zu stellen?« Ich stellte ihm meinerseits Fragen, um zu erfahren, welche Art von Schwein an die Stelle Gottes trat, um mich in die Hölle zu schicken.
    Sein schallendes Gelächter hallte durch die Dunkelheit, dann verkündete er feierlich: »Wir sind die Krieger des Schattens, die Unsterblichen, wir gehen durch die Zeit, um Rache zu üben … Wir sind die Hüter des Blutkreises … «

    Ich wollte, dass er weiterspräche, aber die kleine Armbrust mit der scharfen Pfeilspitze war bereits auf meine Stirn gerichtet, bereit, mich […] Ich flehte ihn an, mir die Gründe für den Tod des Negers zu enthüllen … das Geheimnis der Verstümmelungen. Als er sich gerade anschickte, meinen letzten Wunsch zu erfüllen, tauchte plötzlich ein wilder Schatten auf und riss meinen Gegner zu Boden.
    Ein Wachhund.
    Er hatte uns gewittert und sich geräuschlos genähert, um das Wild, welches er suchte, in Sicherheit zu wiegen. Ich hob den Kopf, der Mörder brüllte schauerlich und wehrte sich mit aller Kraft, aber der große Wachhund, eine unförmige Masse aus Haut und Muskeln, hielt ihn am Boden fest und zerfleischte seinen Bauch. Ich unternahm nichts, um diesen ganz unerwarteten Verbündeten daran zu hindern.
    Einen Augenblick später war alles vorbei.
    Die Dogge hatte es nicht eilig und leckte den zerfleischten Körper seines Opfers; dann richtete sie sich wieder auf, und auf den Geschmack gekommen durch die Mahlzeit, welche ihr praktisch in den Schoß gefallen war, kam sie knurrend wie ein Raubtier auf mich zu. Die einzige Möglichkeit, mit dem Leben davonzukommen, war, mich tot zu stellen. Mein Herz schlug wie wild in meiner Brust. Ich schloss die Augen und ließ seine heiße, vom Blut und von den Körperflüssigkeiten noch klebrige Schnauze über mein Gesicht wandern. Dieser kurze Augenblick kam mir wie eine Ewigkeit vor; dann ließ er wie durch ein Wunder von mir ab und entfernte sich.
    Mit meinem zerschundenen Körper kroch ich zu der Leiche, bis ich seine vor Entsetzen erstarrten Gesichtszüge erkennen konnte. Der Hund hatte ganze Arbeit geleistet, aber ich konnte das Gesicht mühelos erkennen; es war das von … Roch.

    35
    Der Blutkreis …
    Die Krieger des Schattens, die Unsterblichen …
    Zum ersten Mal bekam das Rätsel ein menschliches Gesicht, war der Tod nicht mehr anonym.
    Diese Worte bestätigten die Hypothese der durch die Zeit wandernden Mörder, die Nathan in Erwägung gezogen hatte, als er die verstümmelten Soldaten in Spitzbergen gefunden hatte.
    Und wenn er sich irrte? Wenn diese beiden Geschichten nichts miteinander zu tun hatten? Es schien dermaßen… verrückt. Und doch sagte ihm sein Instinkt, dass es da eine Verbindung geben

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