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Im Blutkreis - Roman

Im Blutkreis - Roman

Titel: Im Blutkreis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Limes
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diejenigen erinnerten, die durch die Familie der Pox-Viren hervorgerufen werden, zu der die Pocken gehören. Was mich beunruhigte, war, dass diese Läsionen auch mit Blut gefüllt waren. Dieses hämorrhagische Syndrom sprach gegen die Hypothese einer solchen Infektion, zumal die Pocken heute nicht mehr auftreten.«
    »Haben Sie eine andere Erklärung?«
    »Ich weiß nicht, ich spreche nur von klinischen Symptomen, was an sich noch nichts bedeutet. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass wir es mit einem neuen Ebola-Stamm zu tun haben, einer mutierten Form.«
    Nathan bewegte sich auf unbekanntem Gelände. Daher fragte er: »Kommt das häufig vor?«
    »Ja … Ebenso wie die Menschen sich über einen Zeitraum von Millionen Jahren entwickelt haben, entwickeln auch die Viren sich beständig fort. Sie werden stets versuchen, sich zu verändern, nach Vollkommenheit zu streben. Ihr Ziel ist nicht zu töten, wie man denken könnte, sondern sich endlos auszubreiten und dabei möglichst großen Nutzen aus ihren Trägern zu ziehen. Verglichen mit einem Virus wie dem HIV-Virus, das den infizierten Träger viele Jahre am Leben erhält, während es sich vermehrt, macht das Ebola-Virus eine klägliche Figur. Dadurch dass es seine Opfer so schnell tötet, innerhalb weniger Tage, gefährdet es seinen eigenen Fortbestand. Es wird also von Generation zu Generation versuchen, sich anzupassen.«
    Diese Erklärung weckte bei Nathan die Vorstellung eines Eindringlings, der aus dem Schatten kam, furchterregend, mit seinen Codes, seinen Strategien, seiner eigenen Intelligenz. Eine primitive Armee, die gegen die Menschheit marschierte.
    »Ich verstehe. Haben Sie weitere Opfer gezählt?«

    »Wir haben eine Untersuchung im Camp von Katalé durchgeführt und die Symptome in einem Rundschreiben den Ärzteteams mitgeteilt, aber uns ist von keinem anderen Fall berichtet worden.«
    »Finden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Doch … «, gab Derenne zu und atmete einen neuen Rauchkringel aus, »vor allem wenn man bedenkt, auf wie engem Raum die Flüchtlinge zusammenlebten, obwohl es sich 1996 an der Elfenbeinküste wiederholt hat.«
    »Ist es Ihnen später gelungen, das Virus zu identifizieren?«
    »Die epidemiologische Notsituation in den Camps im Norden des Kiwu-Gebiets hat uns nicht die Zeit gelassen, die nötigen Testreihen durchzuführen, die uns erlaubt hätten, das Virus eindeutig zu isolieren. Ich habe mir dennoch die Zeit genommen, mit Hilfe der Immunofluoreszenz nach Antigenen zu suchen. Das ist ein Verfahren, mit dem man die meisten Krankheitserreger identifizieren kann. Dabei benutzt man ein Laborreagens, das einen Antikörper gekoppelt mit einer fluoreszierenden Substanz enthält, die unter einem Ultraviolettmikroskop sichtbar ist. Wenn man die Antikörper gewählt hat, die dem Krankheitserreger entsprechen, das den Patienten infiziert hat, dann lagern sie sich an die Antigene an, die in der Blutprobe enthalten sind, und die Zellen beginnen hell zu leuchten. Ich habe diese Untersuchung mit Antikörpern vom Typ Ebola durchgeführt. Einige Partikel traten hervor, aber das Ergebnis war nicht aussagekräftig.«
    »Es handelte sich also nicht um das Virus?«, schloss Nathan.
    »So einfach ist das nicht … Theoretisch sind bei einem negativen Ergebnis die Aussichten groß, dass man es mit einem anderen Virus zu tun hat. Aber es sind negative Reaktionen nachgewiesen worden, die auf spezifische Besonderheiten von Stämmen zurückzuführen sind. Mit anderen Worten, die Reaktionen können fälschlicherweise negativ sein, wenn plötzlich eine Mutante auftaucht.«

    »Haben Sie diesen Test auch mit Pocken-Antikörpern durchgeführt ?«
    »Wie ich bereits sagte, diese Krankheit tritt nicht mehr auf, wir verfügen daher nicht über das Material, das für die Durchführung solcher Untersuchungen benötigt wird.«
    Derenne drückte seine Zigarette zwischen den kalten Kippen in seinem Aschenbecher aus und richtete sich in seinem Sessel auf.
    »Ich habe übrigens Blutproben genommen, um sie von meinen Kollegen am Center for Deseases Control, dem größten Forschungszentrum für Infektionskrankheiten, untersuchen zu lassen. Ich habe sie in Trockeneis verpackt, das ich mir bei einer lokalen Brauerei besorgt hatte, aber die Proben haben die Reise nicht gut überstanden, so dass ich nicht bestimmen konnte, ob es sich wirklich um Ebola handelte.«
    »Ist in den Wochen, Monaten oder Jahren danach kein weiterer derartiger Fall aufgetreten?«
    »Meines Wissens

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