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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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kleiner wenigstens. Ich freute mich sogar jeden Morgen auf die A rbeit, zumal ich in A nis einen
    guten Freund gefunden hatte. Wir hingen die ganze Zeit zusammen ab, verarschten zum Spaß die Gesellen und hatten einfach eine coole Zeit.
    Wenn wir mal keinen Bock auf A rbeit hatten, versteckten wir uns irgendwo und chillten ein bisschen. A uf seinem Minidisc-Player spielte er mir
    ständig neue Songs vor. Einmal grinste er besonders stolz, als er mir die Kopfhörer in die Hand drückte: »Hör mal!« Ich drückte auf Play und
    erkannte sofort seine Stimme. »Wow, bist du das?«, fragte ich überrascht. »Yo. Ich rappe auch. Das sind meine eigenen Songs.« Krass! A nis
    war definitiv ein Typ, den ich feiern konnte.
    Wald, Wildschweine und Wunden

    Ich wollte immer mehr coole Sprüheraktionen starten. Da kam es mir ganz gelegen, dass Zwek einen Kumpel hatte, der schon viele Jahre in
    der Szene war. Er nannte sich Dair. Der Typ war bereits über 30 und so ein richtiger Oldscooler. Wir besuchten ihn öfter, um Legenden und
    Storys über unsere Graffitihelden zu hören. In seinem Haus kiffte Dair den ganzen Tag und malte Bilder, krasse Sachen. Ein echter Künstler.
    Er gab uns immer ein paar Stifte, und dann kritzelten auch wir ein paar Ideen in seine Blackbooks. A uf richtige A ction hatte Dair allerdings
    keinen Bock: Züge oder Wände zu malen war ihm wegen des ganzen Bullenstresses mittlerweile zu anstrengend. Zwek und mir nicht. Wir
    wollten unbedingt etwas schaffen, wir waren hoch motiviert und hätten Dair wirklich gern dabeigehabt. Schließlich hatte er jahrelange
    Erfahrung, und wir wollten uns ein bisschen was abgucken. »Komm schon, A lta. Mach mit. Nur einmal. Es wird voll cool«, versuchte ich ihn
    deshalb zu überreden. Leider ohne Erfolg: »A ch nee. Das ist mir viel zu stressig, Dicka!« Mann, er war einfach viel zu träge. Das nervte mich
    total, und deshalb ließ ich schon aus Prinzip nicht locker. »Bitte, bitte. Nur einmal!«, bettelte ich ihn weiter an und nölte dabei wie ein
    Schuljunge. Irgendwann gab er schließlich nach. Offensichtlich flüchtete er lieber in der Nacht mit den Farbdosen vor der Polizei, als mich
    noch weiter ertragen zu müssen. »Okay, du Nervensäge. Dann komm ich eben mit«, seufzte er und drehte sich zur Beruhigung erst mal einen
    neuen Joint.
    A ls Ziel suchten wir ein großes S-Bahn-Depot mitten im Wald von Wannsee aus. Dort standen abends etliche Züge. Weil wir uns in der
    Gegend alle sehr gut auskannten, hätte es eigentlich ein Kinderspiel werden müssen. Nur leider konnte Zwek an dem geplanten A bend nicht.
    Dair wollte die Sache inzwischen aber durchziehen, ich sowieso, und deshalb riefen wir noch seinen Kumpel Quac an. Der kam gern mit und
    fuhr uns praktischerweise mit dem neuen Mercedes seines Vaters zu der besagten Stelle. Das war natürlich ziemlich lässig. Wenn man nachts
    zu Fuß mit einem Haufen Dosen in der Hand unterwegs war, dann wurde man schnell gepackt – im Mercedes hingegen waren wir perfekt
    getarnt. Wir parkten direkt am Waldrand, holten die Sprühdosen aus dem Kofferraum und liefen zu dritt los. Es war richtig dunkel draußen,
    ich hörte Eulen rufen, Fledermäuse zappelten durch die Luft. »Wir müssen echt aufpassen«, flüsterte Dair. »Die Bullen laufen hier mit
    Nachtsichtgeräten rum. A ußerdem könnten die Sprüher aus Potsdam da sein. Und mit denen ist nicht zu spaßen.« Über eine lange Holztreppe
    liefen wir in den stockdunklen Wald hinein. Von oben konnten wir das Depot schon teilweise überblicken, trotzdem war es noch ein ganzes
    Stück, bis wir da waren. Das Holz knackte unter unseren Füßen, und ich fühlte mich extrem unwohl. A ber das A drenalin kickte mich, und ich
    lief immer weiter, weil ich wusste, dass wir gleich da waren und endlich an den Zug konnten.
    Doch dann hörte ich plötzlich ein lautes Grunzen von rechts. Ich zuckte zusammen: Ein dickes Wildschwein stand neben uns und starrte uns
    an. Ich blickte ihm direkt in die A ugen. Noch nie zuvor hatte ich ein so großes Exemplar gesehen. Seine massiven Eckzähne wirkten ziemlich
    gefährlich. Und es stank nach Wild. Ich bekam Schiss und rannte los, so schnell ich konnte. »Die Viecher sind gefährlich wie Sau«, rief Dair,
    als er und Quac mich von links überholten. Wir sprinteten in den Wald hinein, und das Schwein rannte uns hinterher. Schnaubend. Wann
    immer ich mir über die Schulter sah, wirkten seine Umrisse im Dunkel der Nacht absolut monströs. Wir kämpften uns

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