Im Bus ganz hinten
angehalten hatte und dann plötzlich wie aus dem Nichts ein verrückter Mann mit einem A st
aus dem Gebüsch gesprungen war, um den schönen Benz seines Daddys zu zertrümmern. Sie nahmen ihm die Story ab. Zum Glück!
Die Bullen erkannten den Typen, der jetzt langsam wieder zu Bewusstsein kam, übrigens sofort. Einer von ihnen konnte sein Glück kaum
fassen, als er dem Irren in die A ugen schaute: »Das ist doch A rno Jonschek! Ein ganz gefährlicher Sprüher aus Potsdam, nach dem wir schon
so lange fahnden!«
A ls Quac uns später davon erzählte, lachten wir uns halb tot. Jetzt hatten ausgerechnet wir auch noch den Bullen dabei geholfen, einen
Sprüher zu überführen. War das nicht paradox? Jonschek war bestimmt deshalb so schlimm ausgerastet, weil er mitbekommen hatte, dass wir
in seinem Revier wilderten. Ich fand die Situation im Nachhinein so derbe witzig, dass ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu kichern. Und
obwohl meine mittlerweile verarztete Hand noch immer brannte wie Feuer, legte ich mich an diesem A bend mehr als zufrieden ins Bett.
Mamas Messer
A blehnung! Ein Wort, das perfekt in mein Leben passte. Und egal, was ich auch machte – das Gefühl, dass ich nicht vollkommen akzeptiert
wurde, holte mich immer wieder ein. Mein Kopf war allerdings schon immer zu dick gewesen, um mich mit den Dingen einfach abzufinden,
und deshalb wollte ich jetzt zurück zu meiner Familie. Koste es, was es wolle. Meine Mutter kam mir sogar ein bisschen entgegen: Sie bot mir
an, hin und wieder zu ihr zum Essen zu kommen. Das nahm ich natürlich an. Glücklich saß ich bei ihr am Küchentisch und stopfte ihr selbst
gekochtes Kartoffelpüree mit Gemüse in mich hinein. »Schmeckt’s dir, Junge?«, fragte sie mich. Ich nickte nur und mampfte weiter. Dabei
stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich wieder zu Hause wohnen dürfte. Zurück in meinem alten Zimmer. Zurück bei meiner Mutter und
Erich. Ich machte mir große Hoffnungen – und hatte ein gutes Gefühl, dass es tatsächlich klappen könnte. Nachdem ich den letzten Schluck
Cola aus meinem Glas getrunken hatte, räusperte ich mich und sprach das Thema an. »Mama, ich muss dich was fragen.« »Was ist denn
los?«, kam in einem ungewohnt liebevollen Ton zurück. »Kann ich bitte wieder nach Hause kommen? Ich möchte wieder mit euch
zusammenwohnen. Bitte.« Ich lächelte, als ich meinen Wunsch äußerte, aber meiner Mutter fiel in diesem Moment jegliche Freundlichkeit aus
dem Gesicht. Sie war geschockt und sagte, ohne zu überlegen: »A uf keinen Fall, Patrick.« Mir blieb fast das Herz stehen. Ihre Worte trafen
mich wie ein Baseballschläger in die Fresse. Es war kaum zu glauben, aber sie hatte tatsächlich gerade alle meine Hoffnung mit nur einem Satz
wieder gekillt. »Du kannst nicht mehr bei uns wohnen. Das geht bei aller Liebe nicht«, versuchte sie sich zu erklären. Früher war ich
wenigstens noch der schwer erziehbare Sohn gewesen, jetzt war ich für sie offenbar nur noch ein Klotz am Bein, der verrückte Typ, bei dem
sowieso schon alles verloren war. Ich war am Boden zerstört über diese endgültige Entscheidung und rastete aus. Es war, als ob mein Gehirn
plötzlich um die eigene A chse rotieren würde. Wir fingen an, wild zu diskutieren. Egal, wie laut sie schrie, ich schrie noch lauter. »Wie kannst
du mich nur so behandeln? Für dich gibt es anscheinend keine Familie mehr. Ich gehöre nicht mehr zu deinem Leben, oder?«, fragte ich
wütend. A ber meine A nschuldigungen ließen sie kalt. A ls plötzlich Erich zur Tür hereinkam, kreischte meine Mutter hysterisch: »Hilfe, Patrick
dreht jetzt völlig durch.« Schließlich standen sie beide mit ihrem schlimmsten Todesblick vor mir und befahlen: »Verlass unsere Wohnung.
Sofort!« Das war mir zu viel. Wutentbrannt riss ich alle Schubladen in der Küche auf und fuchtelte dann mit dem größten Messer herum, das
ich finden konnte. »Ich mach euch fertig!«, schrie ich mit hochrotem Kopf. »Hiiilfeee!«, plärrte meine Mutter panisch. »Siehst du, du bist
verrückt!« – »Nein, bin ich nicht!«, brüllte ich. »Ich will nur endlich eine Familie. Ist das zu viel verlangt?« – »Patrick, was tust du da? Mach
jetzt nichts Falsches!«, versuchte Erich mich zu beruhigen. »Was ist schon falsch, und was ist richtig?«, flüsterte ich. Ich wusste mir in diesem
Moment einfach nicht mehr anders zu helfen, als meiner Mutter und meinem Stiefvater mit dem Küchenmesser zu drohen.
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