Im Bus ganz hinten
durch die Büsche und
Farne – bis uns plötzlich ein Zaun den Weg versperrte. Er war zwar niedrig, hatte aber scharfe Spitzen. Uns blieb keine Wahl: Hektisch
kletterten wir drüber. Ich schaffte es noch auf die andere Seite, aber dann rutschte ich ab. A ls ich versuchte, mich mit der Hand festzuhalten,
rammte ich mir eine Eisenspitze tief ins Fleisch. Nicht schreien!, dachte ich nur und biss die Zähne zusammen. Du musst jetzt ganz ruhig
bleiben, Patrick. A ber der Schmerz war so gut wie unerträglich. Ich presste meine Lippen aufeinander und sah, wie stark es blutete. Ich hatte
mich tatsächlich gerade selbst aufgespießt. Das Resultat: ein Loch in meiner Hand. »Scheiß drauf!«, meinte Dair. »Das wächst schon wieder
zu.« Ich riss die Hand vom Zaun und rannte weiter. A ls ich mich noch einmal umdrehte, sah ich, wie das Wildschwein beleidigt hinter dem
Zaun stand und uns nachgrunzte. »Fuck you, altes Schweineohr«, lachte ich in mich hinein.
Und als ich wieder nach vorn guckte, kam ich mir vor wie im Schlaraffenland: Wir waren endlich angekommen – standen jetzt direkt vor den
Zügen. Ich war sprachlos. In diesem Moment vergaß ich die Schmerzen in der Hand komplett, ich war einfach nur glücklich. A llerdings hatten
wir keine Zeit zu verschwenden und entschieden uns schnell für den hintersten Wagen. »Wenn wir wenig Sprühnebel machen, haben wir
zwanzig Minuten. So lange braucht der Wachmann da für seine Runde«, erklärte Dair und zeigte mit dem Finger auf einen Typen, der die
ganze Nacht um die Züge laufen musste. Was für ein Scheißjob. Wir ließen uns nicht aus der Ruhe bringen und begannen, unser Bild zu
malen. Und es war richtig geil. Ich fühlte mich plötzlich so frei und lebendig, mein Hirn schüttete jede Menge Glückshormone aus. Ich nahm
die schwarze Farbe und zog die Grundlinien. Dann füllte ich alles mit Blau aus. Meine blutende Hand ignorierte ich einfach. Ich konzentrierte
mich auf die schönste Sache der Welt: das Sprühen. Ich war ganz in meinem Element.
»Eyyyyyyyy!«, schrie der Wachmann plötzlich und riss mich aus meinem Trancezustand. Mist! Das Opfer hatte uns tatsächlich gesehen. Genau
wie vorher das Wildschwein rannte jetzt er mit seiner fetten Wampe auf uns zu. »Weg hier! Wenn der die Bullen ruft, sind wir geliefert«,
zischte Dair. Ich schnappte mir meine Dosen, und dann sprangen wir über den Zaun und liefen wieder zurück in den Wald. Da der Mond sich
hinter dicken Wolken versteckt hatte, war es mittlerweile so dunkel, dass wir rein gar nichts mehr sehen konnten. Nicht einmal mehr die
blutende Hand vorm Gesicht. Ich hörte nur, wie Quac plötzlich neben mir über Geäst stolperte und hinfiel. Ich half ihm hoch, und wir legten
noch einen Gang zu. Zehn Minuten später kamen wir zum Glück endlich an die Straße. Es war jetzt drei Uhr morgens, und wir wollten gerade
die Holztreppe wieder herunterlaufen, als wir auf einmal ein hysterisches Geschrei hörten. Wir blickten nach unten und sahen einen Typen mit
einem dicken A st in der Hand, der wie ein Irrer auf den nagelneuen Mercedes von Quacs Vater einschlug. Die Frontscheibe war schon
komplett zertrümmert, er machte sich gerade über den Rest her. »Ey, was macht dieses A rschloch da? HÖR SOFORT A UF!«, brüllte Quac und
stürzte die Treppe hinunter. Der Freak sah uns kommen, drehte sich um die eigene A chse und brüllte seltsamerweise seinen A st an. »Ich
glaub, der ist geistig verwirrt«, sagte ich zu Dair. Genau in dem Moment zielte Quac mit seiner Faust in die Fresse des Typen. Er fiel zu Boden
wie ein Stein und blieb bewusstlos liegen. »Scheiße, was machen wir jetzt? Wie soll ich das meinem Vater erklären?«, fragte Quac verzweifelt.
Ich hatte eine Idee: »So. Jetzt rufen WIR mal die Bullen«, schlug ich vor. »Du musst dir vorher allerdings irgendwas einfallen lassen, wieso du
hier warst.« »A ber der Wachmann hat doch bestimmt schon die Bullen gerufen«, waren sich meine Kumpels sicher. »Wenn wir jetzt nicht
losfahren, sind wir doch geliefert.« »Ja, aber dein Mercedes ist die beste Tarnung. Damit siehst du nicht aus wie ein Sprüher, sondern wie ein
Spießer«, freute ich mich. Das A rgument saß. Dair und ich sammelten schnell die restlichen Dosen aus dem Kofferraum und liefen dann zu
Fuß nach Hause, während Quac am Tatort blieb und die 110 wählte. A ls die Polizei dann endlich da war, erzählte er ihnen mit perfektem
Unschuldsblick, dass er einfach nur zum Pinkeln
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