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Im Bus ganz hinten

Im Bus ganz hinten

Titel: Im Bus ganz hinten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fler
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Equipment gut verstecken. Wir hatten dafür den perfekten Platz: bei A chim Flodder im Kinderzimmer. A chim
    lebte mit seiner Familie in einem Haus in Zehlendorf – und Flodder wurde er genannt, weil es bei ihm genauso aussah wie bei der berühmten
    90er-Jahre-TV-Familie: total dreckig und heruntergekommen. Überall stapelte sich der Müll. A sche und Zigarettenstummel lagen im Raum
    verteilt herum, alte Pommes- und Dönerreste versteckten sich in der Bettritze. Und über den Teppichboden huschten manchmal sogar Mäuse.
    Baaah! A uch Flodder selbst war ziemlich widerlich, ich nahm an, dass er sich in seinem Leben bis dahin höchstens dreimal die Zähne geputzt
    hatte. Er stank muffig und süß-sauer wie ein Penner. Trotzdem war er ein korrekter Typ: Immerhin überließ er uns Sprühern sein Zimmer –
    als Hauptquartier. Wenn wir unsere Dosen brauchten, kletterten wir nachts einfach auf einen Baum vor seinem Haus und von dort durch ein
    Fenster in sein Zimmer. Wenn man drinnen war, musste man sich allerdings erst durch eine dicke Schicht aus grünem Nebel kämpfen. Denn
    dort chillten immer die Jungs von der QB-Gang und kifften. Überall standen die Bongs rum, einige waren auch umgekippt, und das alte,
    gammlige Shit-Wasser sickerte in den Teppich. Ich habe nie Gras geraucht, weil ich den Kopf lieber frei haben wollte. Ich hatte weder Bock
    auf A lkohol noch auf andere Drogen, sondern wollte mich voll und ganz aufs Sprühen konzentrieren.
    Die S-Bahn-Strecke S1 zwischen Wannsee und Zehlendorf war mein Stammgebiet. Dort kannte ich mich mittlerweile bestens aus. Ich taggte
    viel, und mein Name wurde immer bekannter. Nur die Betreuer im Heim machten richtig Ä rger: »Patrick, wieso bist du nachts nie da?«,
    stellten sie mich eines Tages zur Rede. Stöhnend sank ich auf mein Bett und maulte genervt zurück: »Das ist doch meine Sache. Haltet euch
    da raus.« »Nein, das tun wir nicht. Wir sind hier für dich verantwortlich!«, hieß es dann. »Niemand ist für mich verantwortlich. Nur ich selbst.
    Und jetzt auf Wiedersehen!« A ber die Heimleute ließen nicht locker: »Du bist ab sofort um Mitternacht im Bett. Verstanden?« – »Nein!« Ich
    warf die Betreuer aus meinem Zimmer und knallte die Tür hinter ihnen zu. Ihre A nsagen gingen mir am A rsch vorbei. Ich wurde allmählich
    von der Berliner Sprüherszene ernst genommen, und das war das Einzige, was zählte. Ich feierte mich selbst!
    Zusammen mit Zwek startete ich immer krassere A ktionen: Mittlerweile besprühten wir nicht mehr nur einzelne Waggons, sondern ganze
    Züge. Wir lebten in ständiger A ngst vor der Polizei und mussten uns auf die wildesten Situationen vorbereiten. Für den Fall, dass wir einmal
    schnell flüchten mussten, versteckte ich meine Dosen immer in einem Öko-Leinenbeutel. Wenn die Bullen kamen, konnte ich den am
    leichtesten wegwerfen. Die illegale Seite des Sprühens war natürlich nicht von der Hand zu weisen, aber für mich war die A ngst vor der Polizei
    eher ein Kick als ein Grund zum A ufhören. Diese reale A ngst war mir wesentlich lieber als meine grundlose Paranoia nachts im Bett. Nichts
    hätte noch schlimmer sein können als das. Das Sprühen war für mich der perfekte A usweg: Es ließ mich meine Panikattacken vergessen.
    In der Schule war man nicht so begeistert von meinen angehäuften Fehlstunden. »Patrick Losensky, bitte zum Direktor«, tönte es eines
    Morgens aus den Lautsprechern der Beuckeschule. Ich saß gerade völlig verpennt in der Deutschstunde. Mein Kopf lag auf der Tischplatte, ich
    schreckte hoch und wankte ins Lehrerzimmer, wo der Schulleiter schon auf mich wartete. »Wir müssen uns unterhalten«, sagte er
    herablassend. Dann erklärte er mir, dass es so nicht weitergehen könne. »Du musst dich zusammenreißen«, befahl er. Darauf hatte ich
    natürlich gar keinen Bock. »Nö. Fickt euch. Ich komme nicht wieder«, konterte ich und ging. Das Thema Schule war damit für mich erledigt.
    Endlich war ich frei!
    Leider hielt meine neu gewonnene Freiheit jedoch nicht lange an: A ls die Heimleitung Wind von meinem A bschied bekam, rastete sie aus und
    steckte mich kurzerhand auf meine mittlerweile siebte Schule. Und die war nur für die schlimmsten Härtefälle: die Sonderschule in Berlin-
    Tegel. »Ich geh da nicht hin«, schrie ich meine Betreuer an. A ber es half nichts. A m nächsten Morgen wurde ich vom Heimzivi persönlich
    geweckt. »Raus aus dem Bett!«, rief er, kurz nachdem er meine Zimmertür unsanft

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