Im Bus ganz hinten
Todesangst, zitterte am ganzen Körper. Und wenig
später feuerte der Typ tatsächlich ab. A lles war wie in einem Film. Die Kugeln trafen mich mitten in die Brust.
A ber ich blutete nicht. War ich etwa schon im Himmel? Wohl kaum! Schemenhaft sah ich, wie Beko die A raber mit seiner blutüberströmten
Hand auf die Straße schubste und die Tür gewaltsam zuzog. Unser Fahrer trat das Gaspedal durch. Die A mpel stand zwar auf Rot, aber das
war ihm in dem Moment scheißegal. Ich hörte quietschende Reifen, und Sekunden später hielten wir in einer Seitenstraße. Ich tastete mich am
ganzen Körper ab und wunderte mich, dass ich wirklich noch lebte. »Die Wichser haben mit Platzpatronen geschossen«, stellte Beko fest. Das
Schießpulver war in schwarzen Flecken auf meinem grauen Shirt verteilt. Einige Weiber von der Produktionsfirma, die mit im A uto saßen,
fingen hysterisch an zu weinen. A lle waren ganz einfach geschockt. Wer hatte es denn jetzt schon wieder auf uns abgesehen? Es musste
jemand gewesen sein, der etwas gegen die Versöhnung von Bushido und mir hatte.
»Wenn das nur wegen unseres Friedens passiert ist, ist das echt eklig!«, sagte Bushido, als ich ihn anrief. »Ob Leute aus Sidos Umfeld
dahinterstecken?«, fragte ich ihn. Er wusste es auch nicht. Die Polizei kam, verhörte uns und untersuchte den Wagen nach Spuren. A ber sie
fanden nichts und zogen gleich wieder ab. Der Dreh wurde für diesen Tag natürlich abgebrochen. A usfallkosten: mehrere tausend Euro, aber
das war jetzt unser geringstes Problem.
A ls Sido mich wenige Tage später auf der Bühne beim Schweizer Frauenfeld-Festival disste, wurde ich hellhörig. In seinem Song »Das
Testament« heißt es im Original: »Fler bekommt meine drei goldenen Platten. Egal, was alle sagen, du standst NIE unter meinem goldenen
Schatten.« Jetzt änderte er die Zeilen in: »Fler bekommt meine drei goldenen Platten, egal, was alle sagen, du standst IMMER unter meinem
goldenen Schatten.« Damit fühlte ich mich in meinem Verdacht bestätigt, und mir war klar, es herrschte Krieg wegen des Friedens mit
Bushido. Völlig unnötig, ich hatte mich doch eigentlich bemüht, mit allen cool zu bleiben. Ich hatte sogar einen spontanen
Versöhnungsversuch gestartet, als ich mit Bushido einige Wochen zuvor vor dem Universal-Gebäude gestanden hatte und Sido zufällig
vorbeikam. Sie hatten sich die Hände gereicht.
Ich war gekränkt. Sido und seine Leute hatten mir nie ins Gesicht gesagt, dass sie etwas gegen die Versöhnung hatten. Ich wollte Sido die
Meinung geigen und wählte seine Nummer, doch sein Handy war aus. A lso probierte ich es bei seinem Produzenten Paul NZA , mit dem ich
früher ja auch gearbeitet hatte. A ls der dranging, maulte ich ohne Begrüßung los: »Sag Sido, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, ficke ich
seinen A rsch und deinen gleich mit!« Das kam nicht so gut an. Tut, tut, tuuuut. NZA legte gleich wieder auf. A ber jetzt wussten sie
wenigstens, was ich von ihnen hielt.
Zeiten ändern alles
Das Coolste an dem Jahr mit Bushido waren die Dreharbeiten zu seinem Film Zeiten ändern dich. Ich hatte mich sehr gefreut, als er mich
fragte, ob ich mitspielen wollte. Und dazu gab es noch gutes Geld: Ich bekam 2500 Euro pro Drehtag. Sechsmal war ich am Set. Das lohnte
sich schon. Meine Lieblingsszene war die, in der ich mit Bushido beim Sprühen war und wir in eine Schlägerei verwickelt wurden. Das war
A ction, so wie ich sie mochte. Damit am Ende alles richtig geil aussah, bekamen wir vorher Training vom Stuntman. Uns wurde beigebracht,
wie wir Leute schlagen konnten, ohne sie wirklich zu treffen. Es sollte ja niemand verletzt werden. Eigentlich ist es so wie eine Choreografie,
die man lernen muss. Nur ohne Detlef D! Soost. Das geht so: Während der eine ausholt, muss der andere nach rechts ausweichen. A ber wir
als A nfänger machten natürlich alles falsch – und Bushido schlug einem der Schauspieler aus Versehen die Nase ein. Der Typ kam ins
Krankenhaus und hatte die A rschkarte gezogen. Na ja, ein bisschen Schwund ist immer. Der mittlerweile verstorbene Produzent des Films,
Bernd Eichinger, hatte ein ziemlich väterliches Verhältnis zu Bushido, aber mich beachtete er kaum. Ich freute mich trotzdem, dass ich nun
zumindest kurzzeitig zum Schauspieler geworden war.
A ber nicht nur vor der Kamera boomte es: Unser A lbum Carlo Cokxxx Nutten 2 war ein Hit. Die Platte stieg auf Platz zwei der deutschen LP-
Charts ein. A uch das
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