Im Dienst ihrer Majestat
setzten.
Marc-Ange wies auf den Mann neben Bond, einen Bullen mit gespaltenen Ohren und gebrochener Boxernase. »Das ist Che-Che, der Überredungskünstler.« Er lächelte grimmig. »Und er versteht sein Handwerk.«
Zwei harte braune Augen musterten Bond kurz, widerstrebend: »Freut mich.«
»Und das ist Toussaint, der >Knaller<. Unser Experte für Plastikbomben. Wir werden viele brauchen.«
Toussaint beugte sich vor. Er war hager und hatte ein gutgeschnittenes, pockennarbiges Profil. Er lächelte Bond verständnisinnig zu, sagte ebenfalls »Freut mich« und lehnte sich wieder zurück.
»Und das«, Marc-Ange. deutete auf Bond, »ist mein bester Freund. Er heißt einfach >Kommandant<. Nun zur Sache.« Er hatte bisher französisch gesprochen, verfiel aber jetzt in rasches Korsisch, dem Bond nicht folgen konnte. Er nahm aus seiner Schreibtischschublade eine Generalstabskarte der Schweiz, breitete sie auf dem Tisch aus und deutete auf einen Punkt in der Mitte des Engadins. Die beiden Männer betrachteten sie eingehend. Che-Che erklärte dann etwas auf korsisch
- Bond hörte das Wort Straßburg heraus -, und Marc-Ange nickte zustimmend. Er wandte sich zu Bond, gab ihm ein Blatt Papier und einen Bleistift. »Sei so gut und mach mir eine Skizze vom Piz Gloria mit allen Gebäuden und Anlagen und den ungefähren Maßen und Entfernungen. Später stellen wir ein Relief-Modell der ganzen Anlage her, damit kein Irrtum unterlaufen kann. Jeder einzelne erhält seinen Auftrag, wie bei den Kommandounternehmen im Krieg.«
Bond machte sich an die Arbeit, während die Männer weitersprachen. Das Telefon läutete. Marc-Ange hob ab, notierte sich ein paar Worte, legte auf und sagte etwas befremdet zu Bond: »Ein Telegramm für mich aus London mit der Unterschrift Universal. Inhalt: >Die Vögel haben sich in der Stadt versammelt und fliegen alle morgen ab.< Was soll das bedeuten, mein Lieber?«
»Entschuldige bitte, Marc-Ange. Ich habe ganz vergessen, dir das zu avisieren. Es bedeutet, daß die Mädchen in Zürich angekommen sind und morgen nach England fliegen. Eine sehr gute Nachricht. Es war wichtig, daß sie uns dort aus dem Weg sind.«
»Ausgezeichnet! Du hast recht gehabt, das Telegramm nicht an dich adressieren zu lassen. Du bist ja offiziell gar nicht hier und kennst mich auch nicht!«
Marc-Ange sah sich Bonds Skizze an und gab sie Toussaint, der sie eingehend betrachtete und dann behutsam zusammenfaltete. Mit einer knappen Verbeugung zu Bond verließen die beiden den Raum.
Marc-Ange lehnte sich zufrieden zurück. »Es klappt«, sagte er. »Das ganze Team bekommt Gefahrenzuschlag, und eine zünftige Keilerei haben sie immer gern. Und es freut sie, daß ich als Anführer mitmache. Ich nehme fünf meiner besten Leute mit. Mit uns beiden sind wir dann sieben. Wieviel werden oben auf dem Berg sein?«
»Ungefähr acht. Und der Boss!«
»Ja, der Boss«, sagte Marc-Ange nachdenklich. »Der darf uns nicht entwischen.« Er stand auf. »Und jetzt, mein Freund, wollen wir es uns schmecken lassen. Das Essen wird hier serviert. Und wenn wir dann ins Bett gehen, stinken wir nach Knoblauch und sind vielleicht auch ein bißchen besoffen. Einverstanden?«
Aus vollem Herzen antwortete Bond: »Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen!«
23
Am nächsten Tag reiste Bond mit Flugzeug und Bahn nach Straßburg, wo er im Hotel Maison Rouge abstieg. Der Knoblauchgeruch leistete ihm immer noch Gesellschaft.
Er hatte die Stunden mit Marc-Ange in Marseille ungemein genossen und freute sich schon auf das, was nun vor ihm lag: die Aufgabe, die er vollbringen mußte, und dann Tracy!
Am Morgen hatte es endlose Besprechungen am Modell des Piz Gloria gegeben, das in der Nacht angefertigt worden war. Neue Typen waren aufgetaucht, hatten ihre Befehle erhalten Und waren wieder verschwunden - harte, mordlustige Banditengesichter, die alle etwas gemein hatten: die Ergebenheit für ihren Capu. Bond war sehr beeindruckt von der Autorität, die Marc-Ange ausstrahlte, und von der Art, wie er mit jedem Problem fertig wurde, sich um alle Einzelheiten kümmerte, von der Beschaffung des Hubschraubers bis zur Zahlung von Pensionen an die Hinterbliebenen.
Im Maison Rouge war für Bond ein schönes Zimmer reserviert. Er wurde mit ausgesuchter Höflichkeit empfangen. Zum Abendessen bestellte er nur die traditionelle feine Gänseleber mit einer halben Flasche Champagner und war froh, daß er bald zu Bett gehen konnte.
Den nächsten Morgen verbrachte er mit
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