Im Dienste Der Koenigin
Residenz war.
Der nichtsahnende Fouquet war inzwischen vom König entlassen worden und hatte seine Sänfte bestiegen. De Batz, der ihn mit fünfzig Musketieren verfolgte, erspähte ihn auf der Place de la Cathédrale von Nantes. Eine große Menschentraube hatte sich um die Sänfte gebildet - alles Leute, die wie üblich von dem scheinbar allmächtigen Mann einen Gefallen erbitten wollten.
Der Hauptmann drängte sich rücksichtslos durch die Menge. Lauthals behauptete er, eine dringende Botschaft Seiner Majestät für den Herrn Minister zu haben, woraufhin Fouquet seine Sänfte verließ. Aber ehe er noch seinen mit einer riesigen Feder geschmückten Hut abzunehmen vermochte, verkündete de Batz in aller Seelenruhe:
»Monsieur, ich nehme Euch fest im Namen des Königs.«
Gleichzeitig überreichte er ihm den schriftlichen Haftbefehl. Fouquet wurde leichenblass. Er las das Schreiben sogar mehrere Male genau durch, ehe er - sichtlich am Boden zerstört
- murmelte: »Und ich habe immer geglaubt, kein Mann in Frankreich stünde mehr in der Gunst unseres Königs als ich.«
Danach ließ er sich widerstandslos von den Musketieren abführen.
Die Nachricht von Fouquets Festnahme - kaum einen Monat nach dem rauschenden Empfang in Vaux - kam für die meisten vollkommen überraschend.
»Fünfzig Jahre lang - seit Maximilien de Béthune, Herzog von Sully - ist Frankreich von Günstlingen regiert worden«, sagte Marie bei einer der nächsten Zusammenkünfte zu ihrer Schwester Céleste. »Aber nun ist alles anders geworden. Seine Worte ›Ich werde mein eigener Premierminister sein‹, hat unser König offenbar sehr ernst gemeint.«
»Noch am Tage seiner Verhaftung hat der König Fouquets Inselfestung Belle Île von den Truppen besetzen lassen«, wusste Maries Gemahl, André de Laigne, an Neuigkeiten beizusteuern.
»Es ist erstaunlich, dass Fouquets Verhaftung nicht mehr Staub aufgewirbelt hat«, wunderte er sich. »Es scheint, als würden alle erst einmal abwarten, wie sich der Prozess gegen den einstigen Oberintendanten der Finanzen entwickelt. Die meisten allerdings glauben, dass der mächtige Mann sich irgendwie herauswinden wird und am Ende womöglich besser dasteht als zuvor.«
»Dies mögen Gott und alle Heiligen verhindern«, protestierte Marie und bekreuzigte sich zu Célestes Amüsement gleich dreimal.
Ja, die ehemals so frivole Herzogin schien im Alter sehr fromm und tugendhaft geworden zu sein. Ihr selbst fiel das allerdings überhaupt nicht auf. Auch, dass sie oft stundenlang
mit der Königinmutter in der Schlosskapelle saß und betete, fand sie offenbar ganz normal.
Von der Schwester daraufhin angesprochen, erwiderte sie ganz erstaunt: »Na hör mal, Céleste, was sollen wir alten Weiber denn sonst anderes tun? Für Stickereien sind unsere Augen nicht mehr gut genug und unsere Hände etwas zu zittrig und zum Reiten fehlt uns die Kraft. Ständig Lesen oder Schachspielen ist auf Dauer langweilig - also gehen wir in die Kirche und beten.«
Fouquet wurde wegen der Veruntreuung von Staatsgeldern und des Verrats an seinem König vor ein Sondergericht gestellt. Der Prozess gestaltete sich naturgemäß äußerst schwierig und zog sich lange hin. Schließlich fiel ein »provisorisches« Urteil: Neun von zweiundzwanzig Richtern plädierten dabei sogar für die Todesstrafe. Aber Fouquet besaß zu seinem Glück noch genügend einflussreiche Freunde. Und diese Herren vereitelten, dass sich die Mehrheit der Juroren einem so harten Urteil anschloss. Der endgültige Richterspruch lautete schließlich: lebenslängliche Verbannung.
Dies jedoch schreckte Ludwig XIV. auf.
»Einen Mann von Fouquets Charakter auf freiem Fuß zu lassen, ist vollkommen verrückt«, war seine Meinung dazu, die er seiner Mutter und ihrer Freundin Marie gegenüber freimütig äußerte.
»Nicht mit mir! Ich werde von meinem königlichen Recht Gebrauch machen und das Urteil abändern in lebenslängliche Haft auf der piemontesischen Alpenfestung Pinerolo.«
Ein ängstliches Beben erfasste das Land, als das harte Urteil gegen diesen Minister bekannt wurde, den die meisten schon als Nachfolger Kardinal Mazarins betrachtet hatten.
»Wer kann sich noch sicher fühlen, wenn selbst so große
Herren vor dem unbarmherzigen Zorn des Königs nicht gefeit sind?«, fragten sich viele im Stillen. Keiner der zahlreichen Anhänger des Oberintendanten wagte es jedoch, sich gegen Seine Majestät zu erheben.
»Kein einziger von Fouquets einstigen Freunden
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