Im Dreieck des Drachen
mitten in der Luft wären die Trümmer in einem wesentlich weiteren Umkreis verstreut gewesen.«
Jack saß schweigend da. Aus Georges Worten hörte er seine eigenen Argumente aus der Debatte mit dem Admiral von letzter Nacht heraus. Er war gleichfalls davon überzeugt gewesen, dass dort unten etwas Mächtiges lag. Etwas mit der Kraft, ein Flugzeug vom Himmel zu holen. Er studierte die Karte. Die Zahl der Zufälle stieg immer höher und erreichte allmählich Werte, die man nicht mehr einfach so abtun konnte. »Aber die Bombe in der Jadebüste, die elektronischen Schaltelemente …?«
»Was, wenn das alles bloß arrangiert worden ist?«, fragte George. »Ein Schwindel. Washington hat die Chinesen schon vor der Explosion beschuldigt.«
Jack runzelte die Stirn.
Charlie ergriff mit seinem schweren jamaikanischen Akzent das Wort. »Ich weiß nicht, Mann. Meiner Ansicht nach ist da was dran an dem, was George sagt.«
»Was meinst du damit?«
»Ich habe auch schon vom Dreieck des Drachen gehört, bis jetzt jedoch nur keine Verbindungen gezogen.«
»Na klasse, noch ein Bekehrter«, murmelte Kendall McMillan von der anderen Seite des Tischs.
Jack ignorierte den Wirtschaftsprüfer und wandte sich an den Schiffsgeologen. »Was weißt du über diese Region?«
Zur Antwort stieß Charlie Robert an. »Würdest du mir bitte den Globus aus der Bibliothek holen?«
»Aber sicher.« Robert machte sich davon.
Charlie nickte zur Karte hin. »Kennt einer von euch den Ausdruck ›Agone‹?«
Allgemeines Kopfschütteln.
»Das ist eine von vielen Theorien zur Erklärung der verschwundenen Schiffe und Flugzeuge hier. Agonen sind Regionen, an denen das Magnetfeld der Erde leicht defekt ist. Die Anzeigen eines Kompasses stimmen nicht völlig mit dem Rest der Welt überein. Die Agone der östlichen Hemisphäre verläuft durch die Mitte dieses Drachen-Dreiecks.« Charlie sah sich am Tisch um. »Weiß einer von euch, wo die Nulllinie der westlichen Hemisphäre verläuft?«
Erneutes allgemeines Kopfschütteln.
»Durch das Bermudadreieck«, gab Charlie zur Antwort und wartete, bis die Bedeutung dieser Antwort allen klar geworden war.
»Aber was verursacht diese magnetischen Störungen eigentlich?«, fragte Lisa. »Diese Agonie?«
»Agone«, korrigierte Charlie. »Das weiß niemand so genau. Einige geben zunehmender seismischer Aktivität in diesen Regionen die Schuld. Während eines Erdbebens werden starke Magnetströme generiert. Im Allgemeinen wissen wir jedoch nicht viel über Magnetismus, das Magnetfeld der Erde eingeschlossen. Seine Eigenschaften, Energien und seine Dynamik sind nach wie vor Gegenstand der Forschung. Die meisten Wissenschaftler nehmen es einfach als gegeben hin, dass das Magnetfeld der Erde vom Fluss des geschmolzenen Kerns des Planeten um das feste Zentrum erzeugt wird, das aus Nickel und Eisen besteht. Dennoch bleiben viele Unstimmigkeiten. Wie die Fluidität dieses Felds.«
»Fluidität?«, unterbrach George. »Was willst du damit sagen?«
Charlie wurde klar, dass er in seiner Aufregung zu schnell gewesen war. »Vom geologischen Standpunkt aus gesehen«, fuhr er etwas langsamer fort, »ist der Mensch erst einen Lidschlag lang auf dieser Erde. Während einer so kleinen Zeitspanne erscheint das Magnetfeld der Erde fixiert. Der Nordpol ist oben, und der Südpol ist unten. Aber sogar während dieser kurzen Zeitspanne hat der Ort der Pole geschwankt. Die wahre Position des magnetischen Nordens wackelt beständig ein wenig. Aber das ist bloß eine geringfügigere Fluktuation. Während der gesamten geologischen Geschichte haben diese Pole nicht nur ihre Position deutlich verändert, sondern sie haben sich mehrmals umgekehrt.«
»Umgekehrt?«, fragte Lisa.
Charlie nickte. »Der Norden wurde zum Süden und der Süden zum Norden. Für solche Ereignisse gibt es noch keine ausreichenden Erklärungen.«
Jack kratzte sich den Kopf. »Was hat das mit irgendwas zu tun?«
»Wenn ich das bloß wüsste! Wie gesagt, ich finde es verblüffend. Hast du nicht erwähnt, dass das Wrack von Air Force One magnetisiert worden ist? Addiert sich diese Tatsache nicht der Liste von Zufälligkeiten? Und was ist mit deinen eigenen Kompassproblemen da unten?«
Jack schüttelte den Kopf. Nachdem jetzt mehrere Tage verstrichen waren, war er sich nicht mehr so sicher, was er dort unten wirklich erlebt hatte.
»Und was ist mit diesen merkwürdigen Zeitsprüngen?«, fragte Lisa. »Ich habe mich verzweifelt bemüht herauszufinden, weshalb die
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