Im Dreieck des Drachen
sich Jack einer Mauer der Entschlossenheit gegenüber. Er warf die Hände in die Luft und sank auf einen Hocker. »Na schön … ob bei der Navy unsere Hilfe erwünscht ist oder nicht, ob wir pleitegehen oder nicht, ihr wollt also alle weiter erforschen, was da unten liegt?«
»Klingt gut, finde ich«, erwiderte Charlie.
»Jau«, fügte Lisa hinzu.
»Wie könnten wir die Sache jetzt fallen lassen?«, fragte Robert.
»Ich stimme dem zu«, sagte George.
Nur Kendall McMillan schüttelte den Kopf. »Das wird der Bank aber gar nicht gefallen.«
Jack sah seine Mannschaft an und legte dann seufzend den Kopf in die Hände. »Na gut, George, wie schnell kannst du für mich einen Flug nach Okinawa buchen?«
12
BIS HIERHER UND NICHT WEITER
2. August, 3.12 Uhr
An Bord der Maggie Chouest, Zentralpazifisches Becken
EINGEMUMMELT IN EINE Fliegerjacke stand David Spangler am Bug der Maggie Chouest, einem Bergungsschiff der Navy. Ein hässliches Schiff, grellrot gestrichen, bestückt mit Antennen, Auslegern und Satellitenschüsseln und bemannt mit dreißig Personen. Eine zweihundert Fuß lange reizlose Schlampe, dachte David. Es war der zeitweilige Stützpunkt der Navy Deep Submergence Unit sowie des neuesten Bergungsfahrzeugs, der Perseus. Zurzeit lag das große Tauchboot noch im Trockendock am Bug und wartete auf seinen ersten Einsatz, der später an diesem Tag erfolgen sollte.
David nahm einem langen und tiefen Zug von seiner Zigarette. Bis zum Morgengrauen waren es noch einige Stunden hin, aber er würde in dieser Nacht kaum zum Schlafen kommen. Vor zwei Stunden hatte er den Hörer aufgelegt, nachdem er mit seinem Chef, Nicolas Ruzickov, ausführlich seinen neuen, abgeänderten Auftrag besprochen hatte.
Sein erstes Ziel, den Chinesen die Schuld am Absturz von Air Force One in die Schuhe zu schieben, war ein voller Erfolg gewesen. Sie hatten leichtes Spiel gehabt, da das Land noch dabei war, sich von dem Schock über die Katastrophe an der Westküste zu erholen. Da sich zudem eine heftige Paranoia breitgemacht hatte, war die Öffentlichkeit nur allzu bereit, jede mögliche Erklärung zu schlucken. Lawrence Nafe hatte David gedankt. Er würde in einigen Stunden eine Ansprache halten, mit der er die Chinesen unmissverständlich herausfordern und deutlich erklären würde: »Bis hierher und nicht weiter.«
Aber David hatte inzwischen eine neue Aufgabe erhalten: die Leitung eines geheimen Forschungsprojekts. Dabei ging es um eine unbekannte Energiequelle, die etwas mit den Beben vor neun Tagen zu tun haben sollte.
Er hatte nicht mal die Hälfte der Einzelheiten verstanden, die ihm Ruzickov mitgeteilt hatte, aber das war auch unwichtig. Er musste lediglich dafür sorgen, dass von den Geschehnissen an der Fundstelle nichts nach außen drang. Für die übrige Welt hatte die rege Geschäftigkeit dort wie eine Fortsetzung der Bergungsarbeiten auszusehen.
David schaute über das dunkle Meer hinweg. Ein Rauchkringel löste sich langsam von seinen Lippen. Die USS Gibraltar war vor einem halben Tag bei Sonnenuntergang in Richtung philippinisches Meer losgefahren. Neben der Maggie Chouest kreisten nur noch drei weitere Schiffe in diesem Gebiet – Zerstörer mit genügend Feuerkraft, dass sie auch weiterhin niemand belästigen würde.
Hinter ihm schloss sich knallend eine Luke.
»Sir.«
Er warf einen Blick über die Schulter. »Was ist, Mr Rolfe?«
»Sir, ich wollte Sie lediglich wissen lassen, dass die Forschungseinheit in Hawaii geschlossen worden ist. Sie bauen gerade das Tiefseelabor zur Verschiffung ab.«
»Probleme?«
»Nein, Sir. Man hat den Projektleiter informiert und eine vertrauliche Übereinkunft unterzeichnet. Das einzige Zugeständnis an ihn besteht darin, dass er hier die Oberaufsicht über die Forschungsarbeiten hat. Unsere wissenschaftliche Quelle in Los Alamos hat sich für den Mann verbürgt. Und der Direktor der CIA hat seine Zustimmung erteilt.«
Grimmig lächelnd nickte David. Anscheinend bekam Ruzickov ebenso wenig Schlaf wie er. »Wann sollen sie losfahren?«
»In weniger als zwei Tagen.«
Zwei Tage. Ruzickov war schnell. Gut. David musterte das Meer.
Für einen späteren Zeitpunkt an diesem Tag hatte er den ersten Tauchversuch mit dem Boot der Navy, der Perseus, geplant. Er kannte die Videobilder von Kirldands anderen Tauchgängen, doch er wollte die Absturzstelle mit eigenen Augen sehen. Sobald diese Mission erst einmal richtig angelaufen wäre, würde das Omega-Team oben nach dem Rechten sehen,
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