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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Vergangenheit hatte es Zeiten gegeben, da war er völlig niedergeschlagen gewesen, hatte sich von den anderen zurückgezogen und sich in seiner Kabine oder im Ruderhaus eingeschlossen. Sie alle hatten gelernt, Jack den Raum zu geben, den er in diesen Zeiten brauchte. Aber so schlimm wie während der vergangenen vierundzwanzig Stunden war es noch nie gewesen.
    Plötzlich knallte die Tür auf der anderen Seite des Ruderhauses lautstark auf. Lisa schreckte aus ihren Träumereien hoch, und Elvis in seiner Ecke stieß ein warnendes Gebell aus.
    Lisa fuhr herum. Zwei Leute drängten sich herein, die immer noch in eine Debatte verstrickt waren.
    Charlie Molliers Gesicht zeigte eine dunklere Färbung als sein übliches jamaikanisches Kaffeebraun. Aus den Augen des Geologen strahlte ein inneres Feuer. »Das meinen Sie doch nicht ernst, Kendall. Diese Goldbarren wiegen jeder über dreihundert Kilo. Sie sind leicht eine halbe Million Dollar wert.«
    Unbeeindruckt von der Tirade des größeren Manns zuckte Kendall McMillan nur die Schultern. McMillan war Wirtschaftsprüfer bei der Chase Manhattan Bank. Seine Aufgabe war es, hier anwesend zu sein, wenn die Schätze der Kochi Maru gehoben wurden. Mit anderen Worten, er sollte sich um die Investitionen der Bank kümmern. »Vielleicht, Mr Mollier, aber wie Ihre Laboruntersuchungen gezeigt haben, sind die Barren stark verunreinigt. Nicht mal sechzehn Karat. Die Bank hat ein gutes Angebot unterbreitet.«
    »Sie sind ein verdammter Dieb!«, fauchte Charlie wütend. Schließlich schien der Geologe Lisa zu bemerken. »Hältst du das für möglich, Mann?«
    »Was ist los?«
    »Wo ist Jack?«, fragte Charlie, statt zu antworten. »Ich dachte, er wäre hier oben.«
    »Ist nach unten gegangen.«
    »Wohin?« Charlie ging zur gegenüberliegenden Tür. »Ich muss ihm sagen, dass …«
    »Nein, musst du nicht, Charlie. Der Kapitän hat gerade genug am Hut. Lass ihn in Ruhe.« Lisa warf einen kurzen Blick auf McMillan.
    Wo Charlie seine übliche Bordkleidung trug – sackartige kurze Hosen, die ihm bis zu den Kniekehlen herabhingen, dazu ein geblümtes Jamaica-Shirt –, trug McMillan Deckschuhe von Sperry, Khakihosen und ein bis oben hin zugeknöpftes Ausgehhemd. Der Wirtschaftsprüfer war mittleren Alters und inzwischen seit fast zwei Monaten an Bord der Fathom , hatte jedoch nach wie vor Probleme, sich der entspannten Routine des Schiffs anzupassen. Selbst das rote Haar war sorgfältig geschnitten und gekämmt.
    »Worum geht es eigentlich?«, fragte Lisa.
    McMillan richtete sich gerader auf. »Wie ich Mr Mollier nach einem Blick in seine Laboranalyse erklärt habe, kann die Bank unmöglich den gegenwärtigen marktüblichen Preis für das Gold bezahlen. Die alten Barren sind voller Verunreinigungen. Ich habe über das Satellitentelefon meine eigene Einschätzung mit den Experten der Bank abgestimmt.«
    Charlie warf die Hände in die Höhe. »Das ist Piraterie auf hoher See.«
    McMillans Gesicht spannte sich an. »Es ist eine Beleidigung zu behaupten, dass ich …«
    »Ihr seid wohl beide nicht ganz dicht«, ging Lisa schließlich dazwischen. »Der gesamte Pacific Rim versucht gerade, sich von einem Tag voller entsetzlicher Katastrophen zu erholen, und ihr beiden schachert um Pennys und Prozente. Kann das nicht warten?«
    Beide Männer ließen den Kopf hängen. McMillan zeigte auf Charlie. »Er hat angefangen. Ich habe ihm bloß meine Meinung gesagt.«
    »Wenn er nicht …«
    »Es reicht! Ihr beide verschwindet jetzt lieber! Und wenn ich mitbekomme, dass ihr Jack mit irgendwas davon behelligt, wird es euch leidtun, dass ihr je den Fuß an Bord der Fathom gesetzt habt!«
    »Es tut mir bereits leid«, murmelte McMillan unterdrückt.
    »Wie bitte?«, fragte Lisa hitzig.
    Der Wirtschaftsprüfer trat einen Schritt zurück. »Schon gut.«
    »Verschwindet von meiner Brücke«, verlangte sie und zeigte zur Tür.
    Beide Männer traten einen hastigen Rückzug an.
    Augenblicklich kehrte im Ruderhaus wieder Ruhe ein. Der Deutsche Schäferhund machte es sich erneut auf seinem Lager gemütlich und schloss die Augen. Klassische Musik tönte leise durch den Raum. Lisa kämmte sich das Haar mit den Fingern zurück. Männer! Sie hatte von allen die Nase gestrichen voll.
    Sie schwenkte ihren Sitz herum und holte die Klassik- CD heraus. Warum mag Jack bloß dieses Zeugs? Sie durchwühlte den Stapel und fand eine CD , die ihr gehörte. Nachdem sie die Scheibe eingelegt hatte, drückte sie die Play-Taste, und die

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