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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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Angewohnheiten.«
    Er nahm einen weiteren Schluck und stand auf. »Ich sollte bei Charlie vorbeischauen. Nachsehen, wie die Tests laufen.«
    Lisa drehte sich um. Die Lippen hatte sie fest zusammengepresst, und ihr Blick war hart. »Jack, Charlie und das Gold werden sich schon nicht in Luft auflösen. Geh in deine Kabine, schließ die Rollos, und versuch zu schlafen.«
    »Es wird bloß …«
    Sie hielt eine Hand hoch. Ihr Ausdruck wurde etwas weicher, ebenso ihre Worte. »Hör mal, Jack. Wir wissen, weswegen du so kribbelig bist. Alle sind wie auf rohen Eiern um dich herumgeschlichen.«
    Er öffnete den Mund und wollte Protest einlegen.
    Lisa hinderte ihn mit einer Berührung daran. Sie erhob sich, öffnete ein wenig seinen Bademantel und legte ihm eine Hand auf die Brust. Jack zuckte trotz der Intimität der Berührung nicht zurück. Lisa hatte ihn viele Male nackt zu Gesicht bekommen. Auf einem so kleinen Schiff ließ sich das kaum vermeiden. Darüber hinaus hatten die beiden bei Lisas erster Mitfahrt eine Affäre miteinander gehabt. Am Ende war allerdings deutlich geworden, dass ihre Gefühle zueinander eher rein körperlicher Natur waren, als von Herzen zu kommen. Ohne ein weiteres Wort hatte ihre intime Beziehung ein Ende gefunden und war zu einem besonders freundlichen Miteinander geworden. Sie waren mehr als nur Freunde, aber weniger als Geliebte.
    »Lisa …«
    Sie folgte mit dem Finger seinem Brustbein und fuhr durch das raue schwarze Haar auf seiner Brust. Ihr Finger war warm auf seiner Haut. Aber als er das Gebiet unter der rechten Brustwarze erreichte, verlor sich das Gefühl. Jack wusste, weshalb. Quer über seine Brust zog sich eine Reihe von Narben. Alte Brandwunden. Sie waren bleich auf seiner bronzefarbenen Haut. Gefühllos und tot.
    Jack erschauerte, als er Lisas Berührung wieder spürte, nachdem sie an den Narben vorüber war, knapp oberhalb des Nabels. Ihr Finger fuhr noch tiefer und hakte sich in das Taillengummi seiner Badehose. Sie zog ihn näher zu sich und flüsterte: »Lass sie los, Jack! Die Vergangenheit ist nicht zu ändern. Man kann nur vergeben und vergessen.«
    Er schob sanft ihre Hand weg und trat zurück. Lisa hatte gut reden, ein Mädchen, das ein bezauberndes Leben im südlichen Kalifornien geführt hatte.
    Mit leicht verletztem Blick sah sie zu ihm auf. »Man hat dir keine Schuld nachweisen können, Jack. Man hat dir sogar die Ehrenmedaille verliehen.«
    »Ich hab sie abgelehnt«, erwiderte er, drehte sich weg und machte sich zur Tür auf. Der Shuttle-Unfall war eine rein private Angelegenheit, ein Thema, das er nicht teilen und diskutieren wollte. Mit niemandem. Er hatte die Nase voll von den Psychiatern der Navy. Draußen vor dem Ruderhaus stieg er eilig die Stufen zum Bootsdeck hinab.
    Mit schwerem Herzen sah Lisa dem großen Mann nach.
    Elvis in der Ecke hatte den Kopf von seinem Lager gehoben und beobachtete, wie sein Herrchen hinausstürmte. Der große Hund knurrte leise, eine heisere Klage.
    Lisa ließ sich im Kapitänssitz nieder, der noch immer warm von seinem Vorgänger war. »Das habe ich auch gerade sagen wollen, Elvis.« Sie sackte in sich zusammen. Obgleich ihre leidenschaftliche Affäre völlig abgekühlt war, spürte Lisa nach wie vor die Wärme ihrer alten Gefühle: Jacks harter Körper, der sie fest an sich gedrückt hielt, die heißen Lippen auf Busen und Hals. Er hatte sie grob und zart zugleich geliebt. Er war ein aufmerksamer Liebhaber gewesen, einer der besten, die sie je gehabt hatte. Starke Hände und Beine allein reichten jedoch für eine feste Beziehung nicht aus. Dazu musste das Herz stärker beteiligt sein. Jack liebte sie. Daran hatte sie nie Zweifel gehabt, aber ein Teil seines Herzens war ebenso tot und gefühllos wie die Narben auf seiner Brust. Sie hatte nie einen Weg gefunden, diese alte Wunde zu heilen – und sie zweifelte daran, dass ihr das jemals gelingen könnte. Jack wollte sich nicht heilen lassen.
    Lisa streckte die Hand nach dem Becher mit dem Kräutertee aus und schüttete den Inhalt in einen Mülleimer. Bevor sie hier heraufgestiegen war, hatte sie den Tee mit einem Schlafmittel versetzt. Jack benötigte den Schlaf, und die Tablette in ihrem Gebräu sollte ihm helfen, sich zu entspannen.
    In einer derart schlimmen Verfassung hatte sie ihn nie zuvor erlebt. Normalerweise ging er aus sich heraus, hatte immer ein Lächeln oder einen Scherz auf den Lippen, steckte voller Energie, unter der seine Haut förmlich erstrahlte. Aber in der

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