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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nach kam er aus Europa. Seine glattrasierten Wangen waren hochrot angelaufen.
    Ich klappte meine Dienstmarke auf. »Wir möchten Polly Gee sprechen«, sagte ich. Er schaute mich verständnislos an. »Das heißt, Johnny Carp ...
John Giacano
. Seine Sekretärin hat gesagt, daß er hier zu Mittag speist.«
    Sein Gesicht straffte sich. Er warf unwillkürlich einen Blick auf den mit einer Glaskuppel überdachten Anbau neben dem großen Speisesaal. Er räusperte sich leicht.
    »Wird es irgendwelches Aufsehen geben, meine Herren?« fragte er.
    »Wenn ja, geben wir Ihnen Bescheid«, sagte Clete. »Bringen Sie mir einen doppelten Jack, dazu ein Dixie, und setzen Sie’s auf Johnnys Rechnung. Das soll ich Ihnen von ihm bestellen.«
    Der Glasanbau war menschenleer, von Johnny Carp und seinen Gefolgsleuten einmal abgesehen, die an einem langen, mit Leinentüchern gedeckten Tisch saßen, auf dem Blumengedecke und Sangriakrüge standen, und ihre Gumboschalen leerten. Johnny nahm den Löffel aus dem Mund, sein Gesicht erstarrte. An seiner Lippe, da, wo ich ihn getroffen hatte, war eine aufgeworfene Narbe, wie ein Stück schwarze Schnur. Einer von Johnnys Männern, ein Tausend-Dollar-Killer namens Mingo Bloomberg, rappelte sich von seinem Stuhl auf. Er war ein gutaussehender Mann mit kupferroten Haaren und eisblauen Augen, in denen kein Schimmer Moral steckte.
    »Der Mann mit der Marke darf durch. Du nicht, Purcel«, sagte er.
    »Reg dich wegen mir nicht künstlich auf«, sagte Clete.
    »Lassen wir’s drauf ankommen. Is nicht persönlich gemeint.«
    »Wenn du Hand an mich legst, kannst du dir ’n Eisenhaken anmontieren lassen, Mingo.«
    »Schaun wir doch mal, was bei rauskommt«, sagte Mingo und stand langsam auf.
    Clete drückte Mingo die Hand ins Gesicht und stieß ihn wieder auf seinen Stuhl. Dann verpaßte er ihm zwei schallende Ohrfeigen, so als schlage er ihm einen Baseballhandschuh voller Zement links und rechts um die Backe.
    »Willst du noch eine?« fragte er. »Sag’s noch mal, Mingo. Nur zu, mach den Mund auf.«
    Ich legte die Hand auf Cletes Oberarm. Sein Bizeps fühlte sich dick und prall an.
    »Ich hab die Schnauze voll von diesem Scheiß«, rief Johnny. »Kann mal jemand den Wachdienst holen?«
    »Gut sehen Sie aus, Johnny«, sagte ich.
    »Sie können sich glücklich schätzen, Dave.« Er deutete mit dem Löffel auf mich. »Sie sollten in Ihrer Kirche ein paar Kerzen anzünden.«
    »Ich seh das nicht ganz so, John«, sagte ich. »Sie wollen doch Ihren Leuten das Geschäft im Bezirk Iberia nicht verderben, indem Sie einen Polizisten umbringen. Anderseits waren Sie schon immer unberechenbar. Das heißt, daß ich etwas gegen Sie unternehmen muß, zum Beispiel Patsy Dapolito ausquetschen, bis er über Sie auspackt. Meinen Sie, Patsy würde über Sie auspacken, John?«
    »Was gibt’s da schon auszupacken? Er arbeitet nicht mehr für mich. Genaugenommen hat er’s auch nie.«
    »Oh?« sagte ich.
    »Stimmt genau. Der is nämlich ein gemeingefährlicher Irrer, ein Kinderficker, ein Freak. Wollen Sie mich etwa mit der Aussage von ’nem Kinderschänder drankriegen? Wissen Sie, was mein Anwalt mit dem macht, wenn er in den Zeugenstand tritt? Der Typ sabbert doch, wenn er sich aufregt. Hey, Jungs, stellt euch mal den großen Belastungszeugen Patsy Bones vor, wie er sabbernd vor dem Richter steht.« Johnny reckte den Kopf vor und rollte die Zunge im Mund hin und her, während rundum alles lachte. »Und jetzt raus mit euch, ihr Penner.«
    »Ist mir immer wieder ein Vergnügen, John«, sagte ich.
    Clete nahm ein Stangenbrot, stippte es in einen Sangriakrug, biß einen Brocken ab und zwinkerte mir zu, grinste übers ganze Gesicht.
    Draußen auf dem Parkplatz zog er sein Hemd hoch, holte den Kassettenrekorder unter seinem Gürtel hervor, warf das Band aus und schnippte es in der Hand auf und ab.
    »Ist das Leben nicht klasse?« sagte er.

34
    Am nächsten Tag saß ich in meinem Büro und füllte gerade mein Dienststundenformular aus, als Helen Soileau an meiner Tür klopfte, sich auf meine Schreibtischkante hockte und mich anschaute, als ob ihr Sätze und Wörter durch den Kopf gingen, die sie nie und nimmer aussprechen konnte.
    »Sag schon«, sagte ich.
    »Ich hab grade mit den Jungs von Furz, Bäh und Igitt in New Orleans telefoniert. Marsallus ist tot. Sie haben seine Leiche gefunden.«
    Ich erwiderte ihren Blick, ohne ihr zu antworten.
    »Dave?«
    »Ja.«
    »Hast du gehört?«
    »Ich hab’s gehört. Aber ich glaub es

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