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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mitreißender wurde, wie eine quälende Obsession, von der man nicht mehr lassen kann.
    Ich kam etwa drei Meter hinter der Hütte unter den Bäumen hervor und sah, daß Clete neben der Vordertür bereitstand, abwartete. Ich hob die Hand, senkte sie dann, und wir drangen beide gleichzeitig ein.
    Nur daß ich mit dem Fuß durch ein morsches Holzbrett auf der Hintertreppe brach, das so weich war wie ein verfaultes Stück Kork. Hinkend, aber die 45 er mit beiden Händen nach vorn gerichtet, torkelte ich ins Innere. Cletes Silhouette zeichnete sich im Zwielicht unter der Tür ab. Er hatte das Gewehr in der rechten Hand und schaute auf etwas, das am Boden lag.
    Dann sah ich ihn inmitten des Chaos, zwischen der schmutzigen Kleidung, der Angelausrüstung und den Hanteln. Er lag auf dem Rücken neben einem kleinen Tisch mit einem Kurzwellenempfänger. Er trug Jeans, ein ärmelloses grünes T-Shirt, Hosenträger, und seine nackten Füße waren weiß wie gebleichtes Holz. Eine dunkle Lache, die wie ein deformiertes dreiblättriges Kleeblatt wirkte, hatte sich rings um seinen Nacken gebildet. Ich kniete mich neben ihn.
    Er öffnete den Mund und hustete tief in der Kehle. Seine Zunge war hellrot, wie Himbeersaft. Ich wollte ihn auf die Seite drehen.
    »Mach das nicht, Chef«, flüsterte er. »Er hat die abgebrochene Klinge drin steckenlassen.«
    »Wer hat Ihnen das angetan, Emile?«
    »Hab ihn nicht gesehn. Ein Profi. Diese Arschgeige von Marsallus vielleicht.«
    Er verdrehte die Augen, als wären es Metallkugeln, dann richtete er sie wieder auf mein Gesicht.
    »Wir bringen Sie in mein Boot und schaffen Sie raus in die Bucht, damit ein Hubschrauber Sie abholen kann«, sagte ich.
    Aber er schüttelte bereits den Kopf, noch ehe ich ausgesprochen hatte. Er senkte den Blick, schaute auf mein Hemd.
    »Was ist?« fragte ich.
    »Komm näher.«
    Ich legte das Ohr an seinen Mund, dann wurde mir klar, daß es ihm nicht darum ging. Er hob die Hand, umklammerte meine Kette mit dem Heiligenamulett, knotete sie um seine Knöchel und hielt mich fest, so daß ich unmittelbar über seine Augen gebeugt war, die nur noch stecknadelkopfgroßen Pupillen sah.
    »Ich find nicht die richtigen Worte. Zu viele üble Kisten, Chef. Ich möchte mich wegen der kleinen Holländerin entschuldigen«, flüsterte er.
    Dann ließ er die Kette los. Seine Hand fiel herunter, eine Atemwolke entwich aus seinem Mund und traf mich wie ein Faustschlag ins Gesicht. Eine Schmeißfliege krabbelte über seine Augen.
    Clete schaltete den Kurzwellenempfänger aus. Die abkühlenden Röhren knackten in der Stille.

33
    Am nächsten Morgen begleitete mich Helen zu Cletes Büro an der Main Street. Die Vorder- und die Hintertür waren offen, und die Papiere in Cletes Drahtkörben bauschten und kräuselten sich im Zugwind. Helen schaute sich in dem Büro um.
    »Wo ist Avons Antwort auf die Bestie von Buchenwald?« sagte sie.
    »Worum geht’s denn?« fragte Clete, der an seinem Schreibtisch saß, und versuchte zu lächeln.
    »Die haben gewußt, daß wir kommen, darum geht’s«, sagte sie.
    »Terry? Ach komm«, sagte er.
    »Wo ist sie?« fragte Helen.
    »Ein paar Sachen fotokopieren.«
    »Hat sie vielleicht irgendwo Kratzer?«
    »Willst du etwa, daß ich bei meiner Sekretärin eine Leibesvisitation vornehme?«
    »Das ist nicht komisch, Clete«, sagte ich.
    »Sie war gar nicht im Büro, als Pogue angerufen hat«, sagte er.
    »Bist du sicher?« fragte ich.
    »Sie war in dem Donut-Laden auf der andern Straßenseite.«
    »Und du hast ihr nichts davon erzählt?« fragte ich.
    »Nein ...«Er schaute ins Leere. »Nein, da bin ich mir ganz sicher. Ich habe weder Pogues Namen noch einen Ort erwähnt.«
    Helen schaute mich an und saugte geräuschvoll an ihren Zähnen. »Okay«, sagte sie. »Vielleicht war der Auftrag auf ihn bereits raus. Außerdem kommt auch noch Marsallus in Betracht.«
    »Nicht mit einem Messer. Wir haben’s hier mit einem von Pogues alten Kameraden aus dem Phoenix-Programm zu tun«, sagte Clete. Er beugte sich in seinem Sessel vornüber, schaltete einen Standventilator am Boden ein und legte die Hand auf einen gelben Notizblock. Die Blätter bauschten sich raschelnd im Luftzug.
    »Warum sollte jemand einen Typ wie Pogue mit dem Messer aus dem Verkehr ziehen? Es sei denn, der Killer hat gewußt, daß wir in der Nähe waren«, sagte ich.
    Clete kratzte sich an der Narbe, die sich durch seine Augenbraue zog, und stützte das Kinn auf die Handknöchel.
    »Ich glaube, du hast

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