Im Dunkeln der Tod
zurecht, und Elin war ein pflegeleichtes Baby. Sara und Filip hatten sich auch an das neue Leben nach der Scheidung gewöhnt. Sara ging jetzt in die dritte Klasse und Filip in die zweite – es trennte sie nur ein Jahr, und ab und zu konnte Emma sie fast für Zwillinge halten. Sie spielten jetzt sehr schön zusammen, sogar noch besser als vor der Scheidung. Die Trennung von Emma und Olle hatte dazu geführt, dass die Kinder enger zusammengewachsen waren. Zugleich war es auch traurig, ihr Vertrauen und ihr Zutrauen zu den Eltern schienen kleiner geworden zu sein. Schon jetzt mussten sie einsehen, dass nichts ewig hält, dass man nichts für selbstverständlich halten darf.
Den Kindern zuliebe ging Emma ihre neue Beziehung behutsam an. Ihre Ehe war beendet, aber sie war noch nicht bereit, sich sofort in eine neue Familie zu stürzen. Ganz bewusst hatte sie Johan auf Distanz gehalten, auch wenn sie so verliebt war wie nie zuvor.
Ihr Leben war vollständig auf den Kopf gestellt worden, seit sie ihn kennengelernt hatte, und ab und zu fragte sie sich, ob es allen Kummer wert gewesen war. Aber im tiefsten Herzen wusste sie, dass es keinen Zweifel gab. Deshalb hatte sie sich auch für das gemeinsame Kind entschieden, das nicht geplant gewesen und zu einer Zeit auf die Welt gekommen war, als ihre Beziehung noch auf sehr unsicheren Füßen gestanden hatte.
Dass Johan fast das Leben verloren hatte, als Elin kaum älter als einen Monat gewesen war, hatte Emma mehr erschüttert, als sie es für möglich gehalten hatte. Seither hatte sie keinen Zweifel mehr daran gehabt, dass sie mit ihm zusammenleben wollte, sie musste alles nur zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge stattfinden lassen, den Kindern zuliebe.
Sie hob Elin auf und küsste ihren glatten Nacken. Das Essen musste noch eine Weile warten. Sie setzte sich auf das Sofa und wählte Johans Mobilnummer. Er meldete sich sofort.
»Hallo, Liebling, wie geht es dir?«
»Danke, gut. Aber wieso bist du hier? Ist etwas passiert?«
»In der Dalmansport ist ein Toter gefunden worden. Ermordet.«
»Ach, wie schrecklich. Wann ist das passiert?«
»Heute Morgen. Hast du es nicht im Radio gehört? Sie reden schon den ganzen Tag darüber.«
»Nein, das hab ich verpasst. Das klingt ja schlimm. Weißt du, wer es ist?«
»Ja, der Besitzer der Galerie auf dem großen Platz.«
»Was? Egon Wallin? Wirklich?«
»Kennst du ihn?«
»Nein, aber natürlich wissen alle, wer er ist. Ist er ausgeraubt worden?«
»Das glaube ich nicht. Es ist doch eine ziemliche Arbeit, einen Menschen auf diese Weise aufzuhängen, und da vermute ich einen anderen Hintergrund.«
»Ist er im Tor aufgehängt worden? Himmel, wie makaber. Das hört sich an wie die schrecklichen Morde im vorigen Sommer. Meinst du, davon hat sich jemand inspirieren lassen?«
»Ein Trittbrettfahrer, meinst du? Das wollen wir nicht hoffen. Aber ich weiß noch nicht, wie er ermordet worden ist, nur, dass er mitten im Torbogen hing. Die Polizei verrät noch nicht viel. Pia und ich haben jedenfalls alle Hände voll zu tun. Wir machen Beiträge für die Regionalnachrichten, für Rapport und für Aktuell.«
»Dann hast du heute Abend zu tun?«
Johans Stimme wurde weicher.
»Ich wollte fragen, ob ich am späten Abend rüberkommen kann. Wenn ich fertig bin.«
»Ja, sicher. Das ist doch kein Problem.«
»Es wird vielleicht neun oder noch später, wenn in der Mordsache etwas passiert.«
»Ich weiß. Das macht nichts. Komm, wann du willst.«
AUS DEM BESPRECHUNGSZIMMER waren aufgeregte Stimmen zu hören, als Knutas am Sonntagabend zur Besprechung der Ermittlungsleitung ging. Alle hatten sich schon versammelt und beugten sich über einen Computer.
»Dieses verdammte Pressepack«, knurrte Wittberg. »Womit denken die eigentlich?«
Er tippte sich mit dem Finger an die Schläfe.
Knutas drängte sich zwischen die Kollegen, um zu sehen, worum es ging.
Die erste Seite einer Abendzeitung wurde geschmückt von dem in der Dalmansport hängenden Egon Wallin. Die Schlagzeile war schlicht und kurz. »Ermordet«, stand da in dicken schwarzen Lettern.
Der einzige mildernde Umstand war, dass das Gesicht teilweise von einem Polizisten verdeckt wurde, deshalb war es unmöglich, das Opfer zu erkennen.
Knutas schüttelte den Kopf. Wittberg redete weiter.
»Denken die denn überhaupt nicht an die Angehörigen? Herrgott, der Mann hat doch Familie, zum Teufel!«
»Dieses Bild wird doch wohl nicht in der Papierausgabe landen?«, fragte
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