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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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diskutieren über Kunst. Seine Untertanen nannten ihn den »ollen Fritz« – die einen liebten ihn, die anderen hassten ihn. Er teilte seine Nation. Doch ich erkannte in ihm nicht nur einen Liebhaber jeglicher Künste – seine Begeisterung über Watteaus Gemälde erschien mir noch größer als meine eigene Bewunderung, und er musizierte und malte selbst, veranstaltete Lesungen und musikalische Abende – ich sah in ihm einen ehrlichen Mann, einen starken Feldherrn, er spielte nicht mit dem Leben, er kämpfte dafür – nicht für seines, sondern für das der Anderen. Er vermittelte Toleranz und nicht die Arroganz eines reichen Königs. In nur wenigen Tagen zerstörte er mein selbstgefälliges Weltbild. Ich dankte es ihm mit stiller Verehrung.
    Am Ende ersehnte ich einen Auftrag des bedeutsamen Mannes, der seit dem Tod seines Hofmalers Antoine Pesen mit keinem Nachfolger ausreichend zufrieden gewesen war. Meine Hoffnung starb bei meiner Abreise.
    Mein Herz wog schwer, als ich Schloss Sanssouci verließ, von Leere und Frustration, auf der einen Seite –   obwohl der König meine Kunst lobte, malen durfte ich ihn nicht – und auf der anderen gefüllt mit neuen Erkenntnissen, die mich in meinem Lebenswandel und meiner Arbeit nachhaltig beeinflussen sollten. Später.
    Bei meiner Rückkehr stellte ich schnell fest, dass die Umsetzung all des von König Friedrich gelehrten Großmutes mit meinem bisherigen Leben kaum vereinbar zu sein schien. Seine Worte hallten in meinen Erinnerungen, doch mit der Zeit wurde dieses Echo leise, dann still.
    Ich versuchte mich auf das Häusliche zu konzentrieren, meine Frau, meine Tochter Henriette-Rosalie und auf meine Schwägerin Marguerite, die 1777 zu uns zog. Ich vergötterte sie wegen ihrer Schönheit und ihrer Anmut. Sie war das Gegenteil ihrer Schwester. Marie-Anne bewegte sich wie ein Bursche, sie lachte wie ein Mann und jegliche Weiblichkeiten lagen ihr fern. Nicht selten wurde ich gefragt, meist unter Einflüssen des Alkohols, warum ich sie ehelichte. Es war nicht ein Grund allein: Ich wusste, sie würde mir treu bleiben. Vor allem aber trug sie mein Kind aus. Obwohl ich als Egozentriker mein Ansehen genoss, verbot es mir der Anstand, ein uneheliches Kind in die Welt setzen zu lassen. Mit meiner Heirat erkannte ich Henriette-Rosalie an – und das bereute ich nie.
    Im Gegensatz zu meiner Zuneigung und einer besonderen Förderung, die ich Marguerite zuteil werden ließ. Schon bald sollte die schöne, begabte Schwester meiner Frau mir einen Tritt verpassen, der mir – bereits am Boden liegend – den Rest geben sollte. Ich hatte nichts anderes verdient. Vielleicht.
    Nach vielen Jahren der Reisen und des oberflächlichen Lebens, das ich nicht nur malte, sondern selbst liebte, fand ich nur noch Lust daran, Familienszenen in Farbe zu verewigen. Sie vermittelten meine Standfestigkeit, dabei fühlte ich mich eingeengt, hilflos und unfähig meines Werkes.
    1780 wurde mein Sohn geboren – gab es eine bessere Bestätigung für meine Häuslichkeit? Alexandre-Evariste wurde später Maler wie ich. Er sollte nie meine Berühmtheit erlangen, doch er erhielt etwas, das ich nie fand: Zufriedenheit – und er liebte seine Frau wie kein anderer. Ich neidete es ihm, wir stritten viel. Seine Bilder erschienen mir nie gut genug, sein Talent nie ausreichend.
    Verlogen führte ich mich auf, eifersüchtig und dumm. Ich bereue es ja, aber es war das Leben um mich herum, das mir nichts anderes zeigte als diese unbeschränkte Frivolität. Armut wurde verdrängt, Krieg, Nöte, Tote… niemand wollte Hässlichkeit sehen. Oberflächliche Leichtigkeit präsentierte ich in meinen Bildern – ich konnte nicht anders.
    Die Sonne wanderte, nur ich blieb stehen.
    Aufträge, die ich dringend benötigte, um meine Familie zu ernähren und meinen Lebensstandard zu gewährleisten, blieben aus.
    1788 starb meine liebe Tochter. Ich sehe sie noch mit ihrem ersten Liebesbrief in der Hand. Es sollte ihr einziger gewesen sein.

     
    Ein Jahr später begann die Revolution – der Beginn von vielem, auch meines Endes. Die Kunst veränderte sich, doch statt das Bewährte als das zu betrachten, was es war – Meisterwerke einer Epoche – wurden meine Bilder verbannt. Der Streit mit meinem längst verlorenen Sohn eskalierte und er warf meine Kupferstiche ins Feuer. »Ich habe dem guten Geschmack ein Brandopfer dargebracht«, sagte er mit fester Überzeugung. Kritik, Schelte, alles ertrug ich; mein Sohn ahnte es nicht, er

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