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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Seine Bilder besaßen Lebendigkeit, wirkten wie von Menschen nachgestellt, greifbar und detailliert. All mein Ansinnen setzte ich darauf, so malen zu können wie er, denn mit dem Pinsel – in der Tat – wusste ich umzugehen.
    In meinem Übermut glaubte ich, der Berühmtheit des flämischen Malers gleichkommen zu können. Ich studierte sein Werk, ich trank es wie Wein, inhalierte seinen Werdegang und verinnerlichte jeden seiner Pinselstriche, bis ich – berauscht von Farben und gefüllt mit Motiven – mehr und mehr sein Werk kopierte. Watteau! Mein toter Mentor, dessen Bilder mich lehrten, mein Schicksal selbst zu führen.
     
    Meine Mutter, glücklich mein Ziel zu wissen, brachte mich mit meinen ersten Malversuchen zu Francois Boucher, berühmt für seine erotischen und ländlichen Szenen. Doch der zukünftige Hofmaler des Königs Ludwig XV., selbst ein Bewunderer Watteaus, wies uns ab. Voller Trotz und Übermut betrank ich mich in der Nacht und ging am nächsten Morgen ungewaschen und mit dem Atem eines alten Fisches erneut zu Boucher und beschimpfte ihn. Zu spät erkannte ich, welche Chancen ich mir mit meinem naiven Ausbruch hätte verbauen können.
    »Deine Ausbildung besteht aus bunten Träumen und den Waden nackter Mädchen. Zu wenig, um ein meisterlicher Maler zu werden, der meine Zeit zu stehlen gedenkt.« Boucher wandte sich von mir ab, ohne meiner Rechtfertigung Gehör zu schenken, die nach dem ersten Wort in einem Schwall meines Mageninhalts endete und sich in der Gosse zwischen Urinlachen wiederfand.
    Ich hasste mich. Jedoch nur kurz. Denn ich gehörte zu der Sorte junger Burschen, die sich von Selbstvertrauen nährten und Kritik als die Schwäche des Anderen titulierten. Und so wählte ich den nächstbesten Lehrmeister: Jean Siméon Chardin. Trotz meiner fehlenden Ausbildung nahm er mich auf und erwies sich als geduldiger Lehrer. Ich dankte es ihm nicht mit Fleiß. Ich benahm mich, als gehörte ich zu den großen Meistern, unterwarf mich nicht Chardins geradlinigen Zwängen. Den Pinsel in Dummheit getaucht, malte ich mit Ignoranz. Chardin warf mich nach einem halben Jahr vor die Tür. Meine Wut, die sich in Farbfäusten auf die Leinwände entlud, richtete sich gegen meinen Lehrer. Selbstkritik war mir fremd.
    Und doch, meine Kunst vollführte einen Satz, wie das Herz eines Verliebten, wenn er sich einen heimlichen Kuss seiner Mätresse stahl.

     
    Ich zählte achtzehn Lenze, als mich Francois Boucher aufsuchte. »Ich bin beeindruckt ob deines erworbenen Handwerks. Es ist kein Platz in meiner Werkstatt. Doch ich werde dir einen schaffen.« Er streckte mir seine Hand entgegen – dem Glück sei gedankt, meine Bewunderung für Boucher wog schwerer als mein Stolz – und ich schlug ein.

     
    Es folgten lehrreiche Jahre, von Erfolg gekrönt. Auf der Wippe saß ich stets oben, beim Blinde-Kuh-Spiel holte ich mir den Kuss der Schönsten ab.

     
    Nach nur einem Jahr schickte mich Boucher nach Rom. Er wollte, dass ich mich am »Prix de Rome« beteiligte. Eine Ehre und Auszeichnung, die ich für mich entschied, obwohl ich – im Gegensatz zu allen anderen Bewerbern – keine akademische Laufbahn vorzuweisen hatte.
    Nach kürzester Zeit erwarb ich – meinem Talent sei Dank – die nahezu exakte Fertigkeit meines Lehrmeisters, der mir daraufhin seine Aufträge vermittelte. Doch auch diese Zeit verstrich und als ich glaubte bei Boucher ausgelernt zu haben, nahm ich mein beim Rompreis erworbenes Stipendiat wahr und besuchte die Akademie.
    Ich stellte schnell fest, dass ich nur einen kleinen Maler unter vielen Meistern darstellte. Doch ich verdrängte diese Tatsache mit Stolz und einem derben Humor, der mich in die Herzen der jungen Damen und an den Stammtisch der Herren brachte. Ich wollte der Beste sein, probierte mich an Kreide, Kohle, Pinsel. Lob und Aufträge blieben nicht fern. Freunde, so glaubte ich, besaß ich zahlreiche. Oberflächlich, verantwortungslos, ewig gut gelaunt, so lebte ich, und jeder aus meinem Umkreis liebte mich dafür.
    Der Weiblichkeit nach wie vor zugeneigt, verführte ich die Frauen in den Nächten, während mich die Farben an den Tagen in Besitz nahmen. Letzteres oftmals bis zur Ohnmacht. Ich war besessen von der Malerei. Kein Alkohol berauschte mich mehr, keine Frau zog mich so in den Bann, kein Prunk begeisterte mich wie das Leben, das ich malte – ein Leben voller Farben, Kitsch, Verlogenheit und Liebe. Etwas anderes gab es für mich nicht und doch hatte ich nichts davon.
    Ich

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