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Im Dutzend vielfältiger

Im Dutzend vielfältiger

Titel: Im Dutzend vielfältiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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wollte den Männern diese Genugtuung nicht geben und biss die Zähne zusammen. Doch gegen die Tränen, die über sein Gesicht liefen, konnte er nichts anrichten.
    »Och, sieh mal«, wie Wölfe schlichen sie um ihn herum. »Er heult. Du hast auch allen Grund dazu.«
    Der Größere trat Josef mit der Schuhspitze in den Rücken. »Schämen solltest du dich, schämen, dass du für das reiche Pack arbeitest.«
    »Genau«, meinte der Kleinere und stupste Josef mit einem Fuß an, als wolle er ausprobieren, ob er noch lebte. Es mussten Brüder sein. Sie sahen sich ähnlich.
    »Auf mit dir!«, forderte der Größere.
    Josef blieb liegen, Bauch und Rücken schmerzten so stark, dass er nicht wusste, wie er hätte stehen sollen.
    »Hoch mit dir, habe ich gesagt!« Gewaltsam zerrte er Josef auf die Beine. »Ich will dir in die Augen sehen.«
    Josef schloss die Augen. Ein Reflex. Aber sein Gegenüber sah darin einen Widerstand und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. »Sieh mich an!«
    Josef folgte. Doch er sah durch den Mann hindurch, er wollte ihn nicht in Erinnerung behalten, wenn sein letztes Stündlein geschlagen hatte – und er ahnte, dass diese Stunde längst fortgeschritten war. Vielmehr wollte er Lenas Antlitz bewahren. Nur an sie dachte er!
    Die beiden Männer umkreisten. Josef sah sie nicht an, er starrte geradeaus. Dann hieb der größere, der von Nahem betrachtet der Jüngere zu sein schien, mit einem kräftigen Schlag gegen Josefs Schulter. Josef wankte und fiel direkt in die Arme des Kleineren, der ihn zurückschubste. Sie hieben und boxten auf ihn ein, sodass Josef hin und her geschubst wurde.
    Die Männer lachten. »Ein Tänzchen gefällig?«
     
    So oft hatte er mit Lena bei Sonnenuntergang auf ihrer Lichtung getanzt – zu wenig, wie sich jetzt herausstellte. Viel zu wenig.
    Oh, Lena! Wäre er doch niemals von ihr gegangen.
     
    Josef spürte einen Schlag in den Magen – er krümmte sich unter Schmerzen zusammen. Es folgte ein Tritt in die Lenden und ein Boxhieb in die Nieren. Er ging zu Boden.
    Bei alldem gab er keinen Ton von sich.
    »Schrei endlich!« Einer der beiden Männer – Josef hatte es aufgegeben, sie auseinanderzuhalten, sie hatten für ihn keine Gesichter mehr, sie waren nur noch bösartige Schatten, die ihn verfolgten – trat mit so viel Wut zu, dass Josef sich auf die Zunge biss, um den Schrei zu unterdrücken. Er schmeckte Blut.
    Tiraden von Beschimpfungen prasselten auf ihn hernieder, begleitet von Tritten und Schlägen. Längst war er nicht mehr fähig zu schreien. Sie würden ihn töten.
     
    Es fiel ihm jeden Tag schwerer, Lena zu verlassen.
    Nun würde er sie nie wieder sehen.
    Nie wieder in ihre blauen Augen sehen, über ihr Haar streicheln, mit ihr auf der Lichtung tanzen – und er würde nicht bei der Geburt ihres Kindes dabei sein.
     
    »Das ist dafür, dass du mehr hattest als wir.«
    Sie hatten nie viel, aber sie teilten alles miteinander.
    Sein Körper war nur noch eine schmerzende, breiige Masse.
    Und als er glaubte, der Schmerz tötete ihn – Lenas Gesicht schwebte wie ein Geist über ihm – hob einer der Männer einen großen Stein auf.
     
    Tschack-tschack-tschack.
    Die Krammetsvögel kreischten. Sie hackten mit ihren Schnäbeln auf die Männer ein, doch die ließen sich von ihrem Plan nicht abbringen.
    »Flieht!«, schrie Josef. Sie sollten nicht sterben müssen.
    Die Krammetsvögel waren seine Freunde.
    Mit letzter Kraft rief er: »Ihr Krammetsvögel, seht das Leid!«, er spie Blut und röchelte. »Seht das Unrecht, das mir angetan.« Dann hustete er. »Seid meine Zeugen. Rächt meinen Tod.«
    Und leise, sodass nur er selbst es hörte: »Lena.« »Halts Maul!« Der Größere trat ihn mit dem Stiefel ins Gesicht. Sein Bruder schlug Josef mit dem Stein auf den Schädel. Einmal, zweimal … -------------------------
     
    Das tschack-tschack-tschack der Krammetsvögel ging in ein nicht enden wollendes Wehklagen über. Steine flogen durch die Lüfte, doch die beiden Männer trafen keine der Drosseln, die in sicherer Entfernung auf etwas zu warten schienen.
    Die Männer wandten sich lachend von ihrer Tat ab, das Geld in der Tasche und die Gier gestillt, nun trollten sie sich und machten sich auf den Weg zum großen Krammetsvogelessen, wo sie das Geld des Geschmeidlers Heinrich ausgeben würden, für das Josef elendig hatte sterben müssen.
    Die Männer blickten nicht einmal zurück.
     
    Es war nur ein Lüftchen, Josefs letzter Atem, der emporstieg zu den

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