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Im falschen Film 1

Im falschen Film 1

Titel: Im falschen Film 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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begraben konnte. Das Ding musste mehr als zehn Jahre alt sein. Später erklärte mir Christian, dass er es zur Fußball-WM 2002 gekauft hatte. Damals war dieser Fernseher das Beste, was es auf dem Markt gab. Und Christian hatte noch gut genug verdient, um ihn sich leisten zu können.
    Das zweite große Zimmer war eine Mischung aus Arbeitszimmer und Esszimmer. In einer Ecke stand ein zweigeteilter Schreibtisch – auf der einen Seite ein heilloses Chaos an Papieren, DVDs, Büromaterial, Taschentüchern, Chipsverpackungen und irgendwo darin ein Computer. Der ganze Müll quoll bereits auf die andere Seite des Tischs, auf der nur ein einsamer, alter Computer mit einer ergonomischen Tastatur stand. Welche Seite wem gehörte, war unübersehbar.
    Auch generell wirkte in der Wohnung alles so, als ob es seine beste Zeit schon hinter sich hatte. Was mich aber am meisten schockierte: Es sah so wenig nach mir aus. Gut, ich wusste nicht, wie eine Wohnung aussehen musste, in der ich gelebt hatte. Aber bis auf wenige Kleinigkeiten ergab sich für mich eher das Bild einer Jungs-WG, als das eines Ehepaars. Alles war nüchtern und funktional, von den Wänden gähnte bis auf zwei Filmplakate nur weiße Raufaserleere, die wenigen Pflanzen verkümmerten, IKEA grüßte aus jeder Ecke, am Fenster Jalousien, keine Vorhänge. Wo war der weibliche Einfluss? Schon nach drei Minuten in der Wohnung hatte ich das Bedürfnis, weiträumige Veränderungen vorzunehmen. Wie war es mir da gegangen, als ich früher hier gelebt hatte?
    „Wie lange wohnen wir schon hier?“
    „Du vier Jahre. Ich schon seit … weiß nicht … zwölf Jahren.“
    Er grübelte noch ein wenig über die genaue Länge seines Aufenthalts, während ich darüber den Kopf schüttelte, dass ich zu ihm gezogen war und dann vier Jahre nichts verändert hatte.
    „Und hier ist das Schlafzimmer. Komm!“
    Christian stand an der Tür und winkte mich zu dem kleinen Raum, den ich mir nun als Letztes anschauen sollte. Ich spürte ein Unbehagen, das durch den ganzen Körper ging. Ich wollte das Schlafzimmer dieses Mannes nicht sehen. Und ich wollte vor allem nicht wahrhaben, dass ich es mit ihm geteilt hatte. Widerwillig schleppte ich mich zur Zimmertür und schaute hinein. Allmählich hatte ich das Gefühl, dass Christian sich einen Scherz mit mir erlaubte. Das konnte im Leben nicht meine Wohnung sein. Ich hatte vier Jahre in einem überdimensionalen Bett mit gusseisernem Rahmen geschlafen? Der Raum war zwar der einzige, der keine weißen Wände hatte, aber war dieses undefinierbare Lila wirklich ein Gewinn? Und schwarze Bettwäsche? Als ich dann auch noch die eisernen Kerzenhalter an der Wand entdeckte, schaute ich Christian ungläubig an. Und sah ein merkwürdiges Grinsen in seinem Gesicht. Auch wenn ich in den letzten Tagen relativ viel Zeit mit ihm verbracht hatte, war er für mich immer noch ein Fremder. Deswegen konnte ich nicht sofort einordnen, dass das Grinsen lüstern war. Nichts anderes.
    „Du erinnerst dich wirklich an gar nichts?“, fragte er mit einer Betonung, die ich überhaupt nicht mochte.
    „Was genau meinst du?“
    Er grinste wieder und ging zu dem Kleiderschrank, der – wie sich nun herausstellte – nur zum Teil ein Kleiderschrank war. Denn nachdem Christian ihn mit der feierlichen Geste eines Zirkusdirektors geöffnet hatte, kam ein buntes Sammelsurium von Stricken, Handschellen, Reitgerten, Klammern und allerlei weiterem „Werkzeug“ zum Vorschein. Entweder arbeitete einer von uns heimlich in einem Folterkeller oder …
    „Das sind unsere Sachen?“
    Christian nickte bedeutungsvoll grinsend.
    „Bin ich S oder M?“
    Ich glaube, man konnte bereits einen sarkastischen Unterton in meiner Stimme vernehmen. So unangenehm mir das Betreten des Schlafzimmers eben noch gewesen war, jetzt fand ich das alles einfach nur noch albern. Christian antwortete nicht. Er nahm eine Gerte aus dem Schrank und ließ sie mit einer herrischen Geste direkt vor mir durch die Luft sausen. Dann wieder dieses lüsterne Grinsen. Als ob damit alles gesagt wäre.
    „Ich schlaf’ im Wohnzimmer!“, sagte ich und ließ meinen Herrn allein mit seinen Spielzeugen in „unserem“ Schlafzimmer stehen.

8
    Christian musste am nächsten Tag wieder arbeiten. Überhaupt forderten ihn die Dreharbeiten so sehr, dass er kaum Zeit für mich hatte. Abends versuchte er, mir so viele Frage zu beantworten wie möglich, aber auch dann meldete sich immer wieder sein Handy. Mehrfach fluchte er über seine

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